Versandapotheken

Disapo: Kundin wartet – wochenlang

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Berlin -

Der niedrige Preis für Arzneimittel treibt viele Kund:innen zu Versandapotheken. Karin Thorak gelangte über ein Preisvergleichsportal zu Disapo. Die 76-Jährige bestellte vor knapp drei Wochen mehrere OTC- und Freiwahlprodukte – auch weil sie dachte, es handele sich um einen deutschen Betrieb. Die Apotheke in ihrem Ort kommt für die Seniorin aus Nordrhein-Westfalen nicht in Frage, da sie sich dort schlecht beraten fühlt. Doch die jüngste Erfahrung im Netz war negativ.

Seit drei Wochen wartet Thorak auf ihre Bestellung von Disapo. Sie bestellte Euphrasia Augentropfen, Aconit Schmerzöl, Bepanthen Lösung, Magnesium-Dragees und weitere Nahrungsergänzungsmittel. Insgesamt kamen knapp 50 Euro zusammen. Als nach etwa zwei Wochen immer noch kein Paket geliefert wurde, hakte sie nach: Aber auch mehrmaliges Nachfragen habe nichts genützt. Vergangene Woche wurde ihr schriftlich mitgeteilt, dass das Magnesium-Präparat nicht vorrätig sei und bestellt werden musste. „Durch Engpässe aufgrund der aktuellen Lage kommt es momentan hierbei jedoch seitens des Großhandels manchmal zu Verzögerungen.“

Bis heute sei keine Ware angekommen, kritisiert sie. Thorak will versuchen, den Inhaber Franz Michael Peikert zu erreichen. Unterdessen kontaktierte sie die Apothekerkammer in Hessen und die Landesregierung. Die Kammer ziehe derzeit um und auch bei der Regierung kam sie bisher nicht weiter. Zuständig für Disapo ist allerdings ohnehin die Aufsichtsbehörde in Utrecht. Denn der Versender ist von Offenbach in das niederländische Heerlen gezogen und hat dort ein neues Logistikzentrum eröffnet.

Eine deutsche Postanschrift gibt es weiterhin. Auch die Telefonhotline ist über eine deutsche Vorwahl zu erreichen. Dem Kundenservice zufolge kam es Anfang August öfter zu Verzögerungen bei Bestellungen. Auf Nachfrage wollte man sich bei Disapo jedoch nicht zu dem Fall äußern: „Leider können wir keine Kundeninformationen an Dritte weitergeben. Frau Thorak kann sich gerne direkt mit uns in Verbindung setzen“, teilte der Kundenservice mit.

„Ich werde die Angelegenheit weiterverfolgen“, kündigt die 76-Jährige an. Die Wartezeit sei „inakzeptabel“ und der Umgang von Disapo mit der Bestellung „unseriös“, immerhin habe sei einen Vertrag mit der Apotheke abgeschlossen.

Thorak ist erfahren, was Bestellungen über Online-Apotheken angeht. Sie ist langjährige DocMorris-Kundin und bestellt für ihren Mann dort rezeptpflichtige Arzneimittel. Mit dem Service der Zur Rose-Tochter war sie immer zufrieden. „Man hat mich dort auf Wechselwirkungen hingewiesen“, sagt sie. Eine Beratung, die sie bei ihrer nächsten Vor-Ort-Apotheke vermisste. „Dort wurde ich zuvor nicht darauf hingewiesen“, sagt sie. „Ich bin sehr gründlich und habe es selbst gesehen. Das geht nicht.“

Nicht alle Verordnungen würden an DocMorris geschickt. „Wenn wir weiter wegfahren, halten wir auch bei Vor-Ort-Apotheken. Aber DocMorris ist ‚leider‘ bequem.“ Dass sie mit diesem Verhalten bewirkt, dass stationäre Apotheken Kund:innen verlieren, ist ihr bewusst. Sie sieht deshalb die Politik in der Pflicht: „Beim Einzelhandel hat die Politik versagt. Die Kunden scheuen die hohen Parkgebühren in den Innenstädten – und wenn Händler wie Zalando Rücksendungen kostenlos anbieten, ist es kein Wunder, dass die Städte aussterben.“

Auch die Ansiedlung von großen Einkaufszentren trage dazu bei. „Recklinghausen zum Beispiel hatte früher eine wunderschöne belebte Altstadt.“ Jetzt gingen alle in die Mall. Sie schrieb deshalb bereits an den Deutschen Städtetag und schlug vor, die Innenstädte freundlicher zu gestalten und die Parkgebühren für bestimmte Zeiträume zu senken. „Mehr als eine lapidare Antwort habe ich nicht erhalten.“

Und natürlich spielt auch der Preis eine Rolle. Rezeptfreie Produkte bestellte sie bereits bei verschiedenen Versendern. „Es gibt hunderte Apotheken“, sagt sie. Ihr Sohn habe sie auf das Preisvergleichsportal Medizinfuchs hingewiesen und sie landete bei Disapo. Statt auf Online-Apotheken auf den Botendienst einer anderen Apotheke zu setzen, ist für Thorak auch keine Option. Bei einer Injektionslösung für ihren Mann habe es zwischen einer Vor-Ort-Apotheke und einem Versender eine Preisdifferenz von etwa 40 Euro gegeben. „Da überlegt man sich es.“

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