Facebook, Twitter, Youtube und Xing – für die einen gehören soziale Netzwerke zum Alltag, für andere sind sie ein Buch mit sieben Siegeln. Auch viele Apotheker holen aus Social Media noch nicht das Maximum heraus. Bente und Jette Heise und Jan Harbecke – allesamt Apothekerkinder – helfen den Pharmazeuten dabei, sich in den neuen Medien zurechtzufinden und mit wenig Aufwand viel Reichweite zu generieren.
Harbecke hat selbst Pharmazie studiert und arbeitet noch als Vertretungsapotheker. Zusammen mit der Social-Media-Managerin Bente Heise und ihrer Schwester Jette, ihres Zeichens Präventologin und Sportwissenschaftlerin, hat er 2013 die Firma Medical Media Management gegründet. Die Idee für die Firma entstand, als es daran ging, die Apotheke der Mutter von Bente und Jette Heise in die sozialen Netzwerke zu bringen – und kurz darauf die von Harbeckes Eltern und dann immer mehr. Gemeinsam beraten sie nun Apotheken bei der Umsetzung und Gestaltung ihres Social Media Auftritts.
Aus Sicht von Harbecke schöpfen nur wenige Apotheken das Potenzial der sozialen Netzwerke aus. Immerhin: 2012 gaben bei einer ABDA-Umfrage nur 13 Prozent an, in sozialen Netzwerken aktiv zu sein. Bei einer Aposcope-Umfrage im Auftrag von APOTHEKE ADHOC im März dieses Jahres gaben 47 Prozent der im Internet aktiven Apotheker an, soziale Netzwerke zu nutzen. „In den vergangenen Jahren hat sich viel bewegt, aber richtig professionell betreiben das nur wenige“, so Harbecke.
Aus seiner Sicht haben viele Apotheker Berührungsängste und fürchten die Risiken, etwa Abmahnung, und sehen gleichzeitig die Chancen nicht. Dabei seien heute 80 Prozent der Erwachsenen online – darunter auch viele Ältere. „Von den über 60-Jährigen sind zwei Drittel im Internet aktiv“, sagt er. Und: Zwei Drittel der Internetnutzer seien auch in sozialen Netzwerken aktiv. Dafür müsse man nicht einmal über einen eigenen Account verfügen: Die Google-Suche liefere Ergebnisse bei Youtube oder Unternehmensseiten auf Facebook.
Ein eigener Account sei daher auf jeden Fall nützlich – auch wenn man ihn nicht intensiv pflege, sagt Harbecke. Denn über die Internetseiten suchten potentielle Kunden nach den Öffnungszeiten und der Telefonnummer. „Wichtig ist eine allgemeine Präsenz.“
Aber natürlich kann eine Apotheke mehr von den sozialen Netzwerken profitieren, wenn sie sie aktiv nutzt. Dazu gehören laut Harbecke eine regelmäßige Pflege der Auftritte und das Aufgreifen aktueller Themen. Dafür können Apotheker auf Anbieter zurückgreifen, die sie mit Inhalten versorgt. Die ABDA bietet das allen Apothekern kostenlos an – entsprechend häufig sind die Beiträge dann im Netz zu finden.
Wer es exklusiver haben will, kauft den Content woanders ein, etwa bei Medical Media Management, oder schreibt selbst. Das ist aus Sicht von Harbecke die beste Alternative: „Die Beiträge sollten möglichst individuell und auf den Standort und die Zielgruppe abgestimmt sein.“ Das könnte beispielsweise ein Gewinnspiel sein, ein Foto vom Team, ein Glückwunsch an die Mitarbeiterin zur bestandenen Weiterbildung oder ein Teddybär, der in der Apotheke verloren wurde und seinen Besitzer sucht. „Es kann auch Banales und ganz Alltägliches sein“, sagt Harbecke.
Natürlich müssen sich Apotheker auch in den sozialen Netzwerken an die Gesetz halten: „Das Heilmittelwerbegesetz, Regelungen zum Datenschutz und Urheberrechte gelten auch online“, betont Harbecke. Gerade bei Texten und Bildern müsse man genau hinschauen. „Aber das ist nichts, was man nicht lernen kann.“
Was es zu beachten gibt, erklären Harbecke und die Heise-Schwestern Apothekern und ihren Mitarbeitern in Vorträgen und Schulungen vor Ort. „Wenn uns jemand kontaktiert, diskutieren wir zunächst die Ziele und zeigen dann die Möglichkeiten auf“, erklärt Harbecke. Das Angebot von Medical Media Management reicht von der Einrichtung eines Accounts über die Aufklärung zu rechtlichen Aspekten bis zur Mitarbeiterschulung vor Ort.
Man kann verschiedene Pakete buchen, das Basis-Programm mit Inhalten und individuellen Posts, die vom Team aufbereitet werden, kostet zwischen 30 und 50 Euro im Monat. Am besten sollten die Beiträge aber vor Ort entstehen, um eine hohe Individualität zu erreichen. „Das kann ein Außenstehender schlecht“, so Harbecke. Darum setzen er und seine Kolleginnen vor allem auf Beratung und Schulungen.
Sie erklären auch, welche Netzwerke eigentlich sinnvoll sind: „Es wird viel auf Facebook geschaut, aber es gibt auch Youtube, Twitter, Instagram und Xing, das zum Beispiel für die Personalsuche sinnvoll ist“, so Harbecke. Die Basis des Onlineauftritts bleibt zwar die eigene Homepage, aber durch die sozialen Medien wird sie besser vernetzt.
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