Kommentar

Die (Un-)Zeit der Apotheken

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Berlin -

Für die Wenigsten ist der Beruf auch Berufung. Doch auf viele Apothekerinnen und Apothekern trifft das zu. Zumal der Berufsstand in der Pandemie eine neue gesellschaftliche Bedeutung gewinnt – neue Perspektiven für Selbstständige und spannende Aufgaben. Leider treten in dieser Zeit lange verschleppte Missstände zutage, die die Arbeit in der Offizin erschweren und für manchen sogar unmöglich machen, kommentiert Carolin Ciulli.

Apotheken konnten sich in den zurückliegenden „Coronajahren“ profilieren. Die Herstellung von Desinfektionsmitteln, die Maskenabgabe im Auftrag des Bundes sowie der Aufbau von Test- und jetzt sogar Impfstellen – es ist beeindruckend, wie die Betriebe dies stemmen. Viele bieten die kompletten Corona-Dienstleistungen an und meistern dabei das eigentliche Kerngeschäft: die Arzneimittelversorgung.

Natürlich wurden die Zusatzaufgaben honoriert und viele Inhaberinnen und Inhaber haben gut verdient. Allerdings kostet der Aufbau dieser neuen Dienstleistungen auch Zeit, Personal und Kraft. Die Verordnungen sind komplex, die Regeln ändern sich laufend. Gleichzeitig war das Personal vielerorts schon vor der Pandemie knapp.

Und so sparen die Selbstständigen an der eigenen Freizeit und geben Filialen auf, die wegen nicht vorhandener Leitungsangestellten nicht mehr betrieben werden können. Die Schließungen wegen Personalmangels sind ein Problem, das sich in den vergangenen Jahren immer wieder angekündigt hat und sich gerade beschleunigt.

Die PTA-Ausbildung zum Beispiel ist für junge Menschen allein deshalb nicht attraktiv, weil sie nicht entlohnt wird und mitunter sogar Geld kostet. Die Zahl der PKA-Auszubildenden ist rückläufig und an den Universitäten träumen viele Pharmaziestudierende von einer Karriere in der Industrie und wenden sich von der Vor-Ort-Apotheke ab.

Dazu kommt, dass viele Apothekenteams bei den neuen Dienstleistungen aus Personalgründen passen müssen. Immer wieder hört man, dass sich aus Kapazitätsgründen keine Test- oder Impfstellen aufbauen lassen – obwohl dies gerade in ländlichen Regionen wegen der schwachen Infrastruktur besonders wichtig wäre. Doch die vorhandenen Mitarbeiter:innen in der Apotheke seien genug gefordert, winken Inhaber:innen teils resigniert ab.

Gerade auf dem Land offenbart sich das strukturelle Problem der Apotheken besonders deutlich. Viele Inhaberinnen und Inhaber zeigen enormen persönlichen Einsatz, um ihre Kundschaft zu versorgen und gehen an die Grenzen des Machbaren. Diese Bereitschaft darf nicht übersehen werden. Eine Anpassung der Vergütung würde vielen helfen, in Personal und damit in die Zukunft der Arzneimittelversorgung und neue Dienstleistungen zu investieren.

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