In einigen Städten ist der Lockdown aufgrund steigender Coronazahlen verschärft worden: Die Straßen sind leer, die Apotheken auch. Statt Urlaubssperre ist in diesem Jahr Überstundenabbau im Dezember angesagt. Die Stimmung ist gedrückt – von vorweihnachtlicher Besinnlichkeit keine Spur.
Neben Nürnberg sind auch Passau, Chemnitz und Dresden von den verschärften Corona-Maßnahmen betroffen. Eigentlich gehören die letzten Wochen des Jahres auch bei den Apotheken zu den umsatzstärksten Tagen. In diesem Jahr sieht es jedoch anders aus: „Die Lage ist schlecht, keiner ist grade scharf darauf, in die Stadt zu gehen“, berichtet Marianne Knoll von der Engel-Apotheke in Passau.
Während im letzten Jahr zu dieser Zeit die Weihnachtseinkäufe auf Hochtouren liefen, bleiben die Straßen in diesem Jahr aufgrund der Ausgangssperre weitestgehend leer. Geschenke und das umfangreiche Freiwahl-Sortiment der Apotheke zieren die Regale, werden jedoch kaum verkauft. „Noch ist die Stimmung zwar gut, aber sie sinkt mit jedem Tag“, meint Knoll. Am Freitag wird der Lockdown vermutlich verlängert werden – das zehrt an den Nerven. „Dennoch stirbt die Hoffnung zuletzt – es hilft ja nichts.“
In den vergangenen Jahren herrschte im Dezember Urlaubssperre, um dem Kundenandrang am Ende des Jahres gerecht werden zu können. „Diesmal ist es genau umgekehrt“, berichtet Knoll. Jeder der kann, soll seinen Urlaub und angesammelte Überstunden abbauen. „Wenn alle Stricke reißen, müssen wir über Kurzarbeit nachdenken.“
Auch der Weihnachtsmarkt fehlt in diesem Jahr, denn er lockt sonst viele Menschen in die Städte. Doch von Besinnlichkeit und Weihnachtsstimmung ist bisher nicht viel zu spüren. „Es fehlt einfach das Komplettpaket“, meint Knoll. Dabei wachse nicht nur die Ungeduld, sondern auch die Angst – beispielsweise vor einer Grenzschließung: Denn aufgrund der Nähe zu Österreich pendeln einige Mitarbeiter täglich. Außerdem seien die Österreicher als Kunden wichtig fürs Geschäft. „Mittlerweile geht es wirklich um Existenzen.“
Ähnlich sieht es bei Apotheker Christian Lindinger in der Wittelsbacher Apotheke in Passau aus: „Die Stimmung ist eine Mischung aus Niedergeschlagenheit und Genervtheit“, berichtet er. Viele Kunden seien ungehalten, insgesamt sei die Kundenfrequenz immens zurückgegangen. Aufgrund der fehlenden Weihnachtsmärkte fehlten auch Touristen in diesem Jahr.
Vor allem das Geschäft mit OTC-Ware habe stark gelitten – viele würden nun vermehrt die Angebote der Online-Apotheken nutzen, um nicht aus dem Haus gehen zu müssen. „Dabei sind wir noch schneller, denn wir haben viele Möglichkeiten, um noch am selben Tag ausliefern zu können“, erklärt er. Besonders frustrierend: „Am Samstag kommen dann viele, deren Pakete nicht rechtzeitig angekommen sind – wir helfen dann, sie über das Wochenende zu versorgen“, berichtet der Apotheker. Er und sein Team hoffen, auf diese Art doch noch punkten zu können.
In der Wittelsbacher Apotheke wird zudem in zwei Teams gearbeitet, damit bei einem Erkrankungsfall nicht alle Mitarbeiter ausfallen. Die Apotheke verfügt glücklicherweise über zwei Stockwerke, sodass der Backoffice-Bereich im Obergeschoss und der HV-Bereich im Erdgeschoss gut voneinander getrennt werden können. Außerdem steht auch bei Lindinger das Thema Kurzarbeit im Raum. „Die Corona-Einschläge rücken definitiv näher“, meint er.
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