Die Rückkehr der Apotheken-Ratte Alexander Müller, 02.08.2021 15:08 Uhr
Durch die Automatiktür und „wie ein Stammkunde“ sei die Ratte heute Morgen in die Apotheke spaziert, berichtet die Inhaberin. Weil sie ein Herz für Tiere hat, wurde der Nager gefangen und wieder „ausgewildert“. Trotzdem wirft der Fall einige größere Fragen auf.
„Das ist mal ein Montagmorgen zum Anfang des Monats“, fasst die Apothekenleiterin ihren Vormittag zusammen. Sie selbst, eine PTA und zwei Kunden wurden Zeuge, als die Ratte ihren Weg in die Offizin fand. Da sich alle gegenseitig erschreckten, versteckte sich das Tier unter dem Kühlschrank mit den Corona-Impfstoffen.
Mit Klopfen, Geduld und schließlich einer unter den Kühlschrank geschobenen Tüte ließ sich das verängstigte Tier schließlich hervorlocken. Es krabbelte in die aufgestellte Großhandelswanne, die Apothekerin schloss reaktionsschnell den Deckel. Die Kiste hatte die PKA-Auszubildende gebracht, die NATÜRLICH heute ihren ersten Tag in der Apotheke hatte.
Der ungebetene Gast in seiner Kiste wurde ins Auto verfrachtet und hinaus auf die Felder gebracht. „Da war aber eine Katze, also bin ich noch ein bisschen weitergefahren“, berichtet die Apothekerin, die wie gesagt sehr tierlieb ist. Endlich wieder freigelassen, habe sie die Ratte noch einmal „sehr süß“ angesehen und sei dann im Gras verschwunden.
Als ob die Geschichte nicht schon merkwürdig genug wäre – es ist die zweite Rattenheimsuchung in der Apotheke, deren Hygienezustand übrigens über jeden Zweifel erhaben ist. Damals wurde eine Phoenix-Kiste über das Tier gestülpt und dieses vom damaligen Inhaber fachmännisch mit Chloroform betäubt. Heute war es eine Noweda-Kiste und man kam ohne Narkose aus. Beiden Ratten ist nichts passiert. Beide Fälle zeigen, dass Apotheke und Großhandel natürliche Partner sind, um den alltäglichen und weniger alltäglichen Herausforderungen des Versorgungsalltags zu trotzen.
Bleibt nur die Frage, was es mit den Ratten auf sich hat? Liegt ein Fluch auf der Apotheke? Klar, durch das Hochwasser in der Region sind die Nager verstärkt oberirdisch unterwegs, trotzdem ist der doppelte Besuch eine erstaunliche Erscheinung. Sollte es gar dieselbe Ratte sein? Das wäre noch rätselhafter, denn der erste Auftritt ereignete sich vor elf Jahren (am 6. August), Ratten in Freiheit werden selten drei Jahre alt. In diesem Fall müsste es sich um eine Animagus-Ratte handeln, die schon vor Jahren die Apothekerschaft verriet und dann ihren eigenen Tod vortäuschte, um ihr finsteres Werk später fortzusetzen. (Wenn Ihnen das nichts sagt, kennen Sie Harry Potter nicht.)