73-jähriger Kammervorstand gibt Apotheken ab

„Die Nachfolgersuche war nicht schwer“

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Berlin -

Nach etwa ein Dutzend Interessent:innen hat Heinz-Peter Wittmann eine passende Nachfolgerin für seine beiden Apotheken gefunden. Der 73-jährige Inhaber der Adler Apotheke Rödinghausen in Nordrhein-Westfalen gibt seine beiden Betriebe Ende des Monats ab. Das Loslassen fällt ihm nicht leicht, auch wenn er schon Pläne für die Zukunft hat.

Wittmann ist ein passionierter Apotheker. Die Arbeit habe immer Spaß und Freude bereitet. Dass Kolleg:innen berichteten, dass es in der Apotheke „fürchterlich“ sei, sie ihren Kindern von einem Studium abrieten oder die Kund:innen „ganz schlimm“ seien, kann er nicht nachvollziehen. Wer so rede, habe seinen Beruf verfehlt. „Ich hatte in meiner Laufbahn nicht nur angenehme Patienten, habe aber immer alle freundlich behandelt. Irgendwann können sie nicht anders und sind es auch“, sagt er. Die Kund:innen seien „viel feinfühliger“ als man denkt uns spürten, wenn das Personal einen inneren Groll gegen sie hege.

1982 übernahm Wittmann die Adler Apotheke, die in diesem Jahr seit 125 Jahren besteht. Bei dem Betrieb handele es sich um eine Dorf-Apotheke mit interessanter Geschichte. „Ich habe zum 100. Geburtstag eine Chronik erstellen lassen und es kam heraus, dass sie zwischenzeitlich notleidend war.“ Einem früheren Inhaber sei deshalb sogar gestattet worden, eine Schinkenräucherei zu betreiben, damit die Apotheke gerettet werden könne.

2005 öffnete er seine zweite Apotheke – eine Mischung aus Übernahme und Neugründung. Er baute einen ehemaligen Edeka-Markt um und holte sich das Warenlager und das Personal von einem Kollegen aus dem Ort, der seinen Betrieb abgab. Die Neue Apotheke Bruchmühlen sei eine Erfolgsgeschichte, freut sich Wittmann. „Die Filiale ist größer als die Hauptapotheke.“ Das liege vor allem an den ausreichenden Parkplätzen vor dem ehemaligen Supermarkt.

Die Nachfolgersuche sei auch wegen der guten wirtschaftlichen Lage der Apotheken kein Problem gewesen. „Sie sind attraktiv und bieten von den Umsätzen her Potenzial, obwohl es Dorfapotheken sind.“ Wittmanns Devise war, seine Apotheken immer auf dem neuesten Stand zu halten. „Als ich eine Apotheke gesucht habe, habe ich fürchterlich viele gesehen, bei denen seit 20 oder 30 Jahren nichts mehr investiert worden ist. Da habe ich mir geschworen, dass nicht zu tun.“

Der Apothekerberuf ist für Wittmann eine Berufung. „Ich wollte immer mit Menschen arbeiten und habe den Patienten in den Mittelpunkt gestellt.“ Als Vorstandsmitglied der Kammer Westfalen-Lippe habe er Veränderungen begleitet und interessiert verfolgt, welche Weiterentwicklungen auf die Apotheker:innen zukommen. „Ich würde gerne noch weiter machen“, sagt er. Doch es sei nicht mehr leicht, Mitarbeiter zu finden, die für einen 73-jährigen Chef arbeiten wollten. Eine Angestellte habe ihn deshalb sogar verlassen.

Über seine Nachfolgerin Nina Kammann ist er sehr froh. „Sie wird die Apotheken in meinem Sinne weiterführen.“ Er selbst bleibe dem Berufsstand über die Kammer erhalten. Persönlich will er sich an der Universität umsehen, vielleicht Geschichte, vielleicht Philosophie, vielleicht Logopädie – „Ich habe als Pharmaziestudent davon geträumt, während des Studiums viel im Café zu sitzen.“

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