Die Großhandelsdeals von Avie Alexander Müller, 24.01.2018 15:02 Uhr
Die Apothekenkooperation Avie legt Wert auf ihre Großhandelsunabhängigkeit. Das heißt aber nicht, dass die Kohl-Tochter keine Partnerschaften im Markt eingehen würde. So können die Avie-Apotheken bei Gehe zu besonderen Konditionen einkaufen. Auch mit AEP gibt es eine Vereinbarung. Der neu aufgestellte Avie-Außendienst soll geradezu auf den Großhändler aus Alzenau angesetzt worden sein.
Avie ist als Tochter des Importeurs Kohlpharma mit keinem Großhändler verheiratet. Die knapp 200 Mitglieder können ihre Ware bestellen, wo sie wollen. Eine natürliche Nähe besteht insoweit nur beim Bezug von Reimporten.
An dieser grundsätzlichen Ausrichtung, großhandelsunabhängig zu sein, soll sich einem Avie-Sprecher zufolge auch nichts ändern. Gleichwohl biete man den Mitgliedern die Möglichkeit, zu „erweiterten Lieferkonditionen und Servicelevels“ bei Kooperationspartnern zu bestellen. Mit entsprechenden Vereinbarungen mit Gehe und AEP will Avie die Apotheken beim Einkauf unterstützen, nicht mehr und nicht weniger. „Es besteht keinerlei Verpflichtung für unsere Mitglieder“, versichert der Sprecher.
Zu den Vertragsdetails macht Avie keine Angaben. Besonders bei AEP dürfte Kreativität gefragt sein, denn das Alleinstellungsmerkmal des Großhändlers ist ja gerade die Einheitskondition. Denkbar ist, dass hier die zitierten „erweiterten Servicelevels“ greifen oder AEP pauschal für die Kooperation zahlt.
Über Vereinbarungen mit der Industrie informiert die Apothekenkooperation ihre Mitglieder. Über die Partnerschaft mit AEP hat der Außendienst zuletzt offenbar besonders intensiv gesprochen. Angeblich gab es sogar eine Provision für den Avie-Außendienst. Der Sprecher der Kooperation wollte sich dazu nicht äußern.
Im vergangenen Jahr steckte die Apothekenkooperation in der Krise. Das Personal wechselte schnell, vor allem beim Außendienst gab es viele Abgänge. Für die acht Regionen in Deutschland standen Ende November nur noch drei Mitarbeiter für die direkte Kundenbetreuung bereit. Seit Jahresbeginn ist Avie mit einer neu aufgestellten Truppe unterwegs.
Kohl hatte Avie 2004 gemeinsam mit dem Standortentwickler Joachim Birkle gegründet. 2007 erlebte der Verbund einen regelrechten Aderlass, als Birkle im Streit ausschied und knapp 40 der insgesamt 54 Apotheken mitnahm. 2010 war die Gruppe auf 100 Apotheken angewachsen, seitdem hat sich die Zahl verdoppelt.