Wer jetzt immer noch nicht alle Geschenke zusammen hat, hier ein heißer Tipp: 44 Jahre nach der Einführung der ersten Playmobil-Figuren verkauft der fränkische Hersteller Geobra Brandstätter in diesem Jahr erstmals eine Apotheke. Ärzte und Krankenhäuser gibt es schon länger, jetzt wird die Lücke in der Arzneimittelversorgung geschlossen. Pharmazeuten mit Herzblut seien allerdings gewarnt: Die Gestaltung ist etwas klischeebelastet – und der Aufbau ist eine Herausforderung.
Für leidenschaftliche Konstrukteure ist die Apotheke eine große Enttäuschung. Sie besteht fast ausschließlich aus sehr kleinen Einzelteilen, die mit viel Fingerspitzengefühl in die Regale gestellt werden müssen. Hier übt sich zumindest spielend, wer sich tatsächlich für den Beruf begeistert und später bei den Trennungsgängen ein ruhiges Händchen benötigt.
Was besonders deprimierend ist: Man bekommt die Apotheke nicht einmal in einem schönen Umkarton, sondern die Einzelteile in einem schmucklosen Plastiksack (der immerhin an der Kasse in einer tollen Playmobiltüte landet). Und das hat folgenden Grund: Man kauft zunächst nur die Inneneinrichtung. Die Apotheke läuft nämlich unter „Zubehör und Ergänzungen“.
Wer eine „richtige“ Apotheke eröffnen möchte, benötigt zusätzlich den Artikel „Neues Ladengebäude“ mit Bodenplatte, Außenwänden, Vordach und Markise. Dieser Korpus lässt sich für weitere Geschäfte aus der Kategorie „City Life“ verwenden, als da wären: die Pizzeria, das Postamt, der Friseursalon und das Wintersportgeschäft. Sensible Apotheker vermeiden lieber den Detailvergleich, der Friseursalon ist nah an einer Apotheke in pink.
Wenn man es positiv sehen möchte, dann gehört für die Verantwortlichen von Playmobil eine Apotheke zum Stadtleben, zum City Life, dazu. Allerdings in einem Atemzug mit einem Skiverleih. Zu erkennen ist die Apotheke außen übrigens an einem großen Schild, auf dem ein Tiegel, eine Tube und ein grünes Kreuz zu sehen sind, dazu die Buchstaben PM.
Nur unter einem Apotheker an sich konnte man sich offenbar nichts vorstellen: Pizzabäcker und Briefträgerin werden als eigene Figuren vorgehalten, die beiden Apotheker (oder PTA) in unserer Bildergalerie mussten wir uns im Playmobil-FunStore in der Mall of Berlin selbst zusammenstellen. Und zwar mit der „Männchen-Mach-Maschine“ (offizielle Bezeichnung) – was sehr viel Spaß macht. Aber hier hat die Noweda ausgeholfen: Der Großhändler bietet tatsächlich Playmobil-Apotheker, die uns die Enkel eines Apothekers für das Shooting zur Verfügung gestellt haben.
Das Freiwahlsortiment der Playmobil-Apotheke ist riesig. Es gibt drei verschiedene Sonnencremes, aber keine einzige Arzneimittelpackung. Aus den Augen eines Kindes gesehen ist das vermutlich so. Ein 5-Jähriger interessiert sich eben mehr für den Traubenzucker als für AMTS. Nah an der Grenze der Apothekenüblichkeit bewegen sich die Kosmetikartikel – vom Schminkpinsel und -spiegel über den Lippenstift bis zum Kajal ist alles zu haben.
Der Honig fehlt als traditionelles Lebensmittel aus der Offizin, dafür gibt es Keksschokolade. Im Kontrast dazu wird die Zahngesundheit groß geschrieben. Zahnbürsten in verschiedenen Farben werden von einer Milchzahndose flankiert. Diese ist im Verhältnis übergroß, weil sie für den tatsächlichen Gebrauch bestimmt ist und ein maßgebliches Verkaufsargument für das Set sein dürfte.
Die Kasse ist ein freistehender Monitor mit schnurloser Tastatur mit vielen bunten Knöpfen. An der Stelle ist das Ganze realitätsnah. Das Geldfach ist gut gefüllt mit Scheinen und Münzen. Und sonst ist es ziemlich gemütlich in der Offizin. Es gibt einen Präsentationstisch in Couchtisch-Format und zwei Sitzgelegenheiten. Außerdem die unvermeidliche Waage.
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