Die Eichhörnchen-Methode Silvia Meixner, 27.07.2018 10:23 Uhr
Ibuprofen nicht lieferbar? Nicht mit uns! – schreibt Dr. Frank Henle, Apotheker aus Bellenberg bei Ulm auf Facebook. Fleißig wie ein Eichhörnchen hat er sich einen Vorrat an Ibuflam angelegt. Und auch beim Thema Valsartan ist er mit der Methode Eichhörnchen auf der sicheren Seite. Ist das die Zukunft der Apotheke?
Fest steht: Die andauernden Lieferengpässe sind wie Sand im Getriebe der Apotheken. Wer mithalten will im unerbittlichen Konkurrenzkampf, muss sich etwas einfallen lassen. „Mir ist wichtig, dass unsere Kunden gut versorgt sind“, sagt Henle. „Es stimmt mich gleichzeitig aber auch traurig, dass wir als Apotheker das proaktiv machen müssen.“ Über 600 Packungen Ibuflam von Lichtenstein hat er in seinem Vorrat.
„Wie vielleicht gelesen, gibt es derzeit Probleme, weil ein Werk nicht produzieren kann“, informiert er seine Kunden via Facebook. „Wir haben reagiert und direkt bevorratet! Alle Größen, alle Stärken in den Apotheken Dr. Henle direkt da – gutes Lager – gute Besserung.“ Henle informiert seine Kunden via Facebook, weil er weiß, dass nicht alle über die Lieferengpässe informiert sind. Wenn die dann „Toll, dass Sie Ibu dahaben“, sagen, freut man sich in der Apotheke.
Die Bevorratung in Eichhörnchen-Manier sieht er dennoch auch kritisch. „Der Großhandel verliert an Verlässlichkeit, der tagesbezogene Einkauf wird weniger.“ Er betreibt die Brunnen Apotheke in Bellenberg und die St. Michael Apotheke in Vöhringen und sieht sich gut gewappnet.
Seine Sorge gilt kleineren Apotheken, die da nicht mithalten können, denn nicht jeder habe genug Geld auf der hohen Kante, um sich Vorräte anlegen zu können. „Die kleineren Apotheken bekommen diese Problematik verstärkt ab“, sagt er. „Wir würden uns eine Pharmaindustrie wünschen, die konsequent lieferfähig ist.“ Denn die kleinen Apotheken liefen Gefahr, „unten rauszufallen. Und das möchte ich nicht“, sagt Henle.
Er sieht sich angesichts der Versorgungslage bei Ibuprofen, aber auch bei Impfstoffen geradezu gezwungen, Vorräte anzulegen. Auch der aktuelle Valsartan-Skandal lässt ihn wieder in Eichhörnchen-Manier arbeiten. „Wir haben bereits einen Jahresvorrat, das passt.“
Seit dem 6. Juli dreht sich in Apotheken alles um Valsartan, denn im Durchschnitt kommt der Blutdrucksenker pro Apotheke mindestens einmal am Tag vor. Viele Diskussionen mit verunsicherten Kunden sind die Folge der Rückrufe. Und jetzt steht mit Irbesartan der nächste Rückruf an.