Der erste Eindruck der neuen Apotheke an Berlins Flaniermeile Kurfürstendamm ist vor allem eines: Grün. Marietta Dubinski wollte ihren Betrieb bewusst von einer klassischen Apotheke abheben. Mit echten Pflanzen, einem Aquarium in der Mitte und viel Holzelementen wirkt die Offizin hell und lebendig. „Ich wollte bei meiner dritten Apotheke einmal etwas ganz anderes.“
Das „Bio-Konzept“ stand von Beginn an fest. „Ich glaube, der Trend geht künftig hin zu mehr Natürlichkeit – bei Kleidung, Essen und der Gesundheit“, sagt Dubinski. Das rote Apotheken-A fällt von außen kaum auf. Im Vordergrund steht das runde, weiß-grüne Logo mit zwei Blättern. Der Name „Bio 7.0 Apotheke“ sorgt bei manchem Kunden für Stirnrunzeln und weckt Interesse: „Kann ich hier auch ein normales Rezept einlösen“, sei bereits gefragt worden, so Dubinski. Andere kämen herein, um sich die „Bio-Apotheke“ anzusehen.
Von dem Namen sei ihr zunächst abgeraten worden. „Ich wollte ihn aber unbedingt.“ Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) habe man einen Zusatz verlangt, sagt die Apothekerin. So kam es zu 7.0. Die Zahl soll für die moderne Einrichtung stehen: Digitale Sicht- und Freiwahl, digitale Schaufenster, digitale Preisschilder und ein Selbstbedienterminal. In den HV-Tischen sind Displays eingelassen, um dem Kunden Informationen und Produkte diskret zu zeigen.
Im großen Freiwahlbereich stehen zahlreiche Kosmetikmarken. An einem langen „Probiertresen“ mit Barhockern sollen es sich Kundinnen gemütlich machen und in Ruhe verschiedene Produkte ausprobieren können. Die Einrichtung besteht aus hellem Holz mit grünen Akzenten. Das Blatt-Logo wird innen mehrfach aufgenommen und in einer Ecke wächst ein großer, stilisierter Baum. Die Mitarbeiter tragen hellgrüne Shirts. Für das Konzept und die Umsetzung ist Rolf Rissel Objekteinrichtungen verantwortlich.
Der Apothekerin geht es jedoch nicht allein um ein Wohlfühl-Shopping-Erlebnis. „Die Beratung ist das Wichtigste. Wir merken, wenn wir die Produkte nicht erklären, kaufen die Leute sie auch nicht.“ Das sei eine zentrale Aufgabe von Apothekern und PTA. Deshalb werde im Team Wert auf Fortbildungen gelegt. Unter den Angestellten seien eine Heilpraktikerin in der Ausbildung und zwei Kosmetikerinnen.
Vom pharmazeutischen Fachwissen können sich Kunden an der gläsernen Rezeptur überzeugen. „Mir war wichtig, dass unser Ursprung einen besonderen Platz bekommt.“ Neben dem HV-Bereich grenzt direkt die Herstellung an. „Die Kunden können beobachten, wie wir arbeiten.“ Wer keine Zeit mitbringe, könne eine Schnell-Checkout-Kasse an der Tür nutzen.
Dubinski wollte mit ihrem aktuell zweiten Betrieb unbedingt an den Kurfürstendamm – die andere Apotheke ist in einem Ärztehaus in Marzahn. „Ich wollte eine zentrale Apotheke für Stammkunden und Touristen“, sagt sie. Um die Ecke seien viele Ärzte und gerade werde nebenan ein neues Einkaufszentrum gebaut. Viele Geschäftsleute, die regelmäßig in Berlin seien, hätten bereits Kundenkarten. Ihre Mitarbeiter sprechen Russisch, Arabisch, Spanisch, Italienisch, Serbo-Ḱroatisch und natürlich Englisch. Die viele chinesischen Touristen verständigten sich über Apps mit dem Smartphone.
Um im Erdgeschoss möglichst viel Freiwahlfläche zu haben, wurde das Arzneimittellager nach kurzer Überlegung in den Keller verlegt. „Der Kommissionierer hätte uns oben zu viel Platz weggenommen“, sagt die Apothekerin. Jetzt steht unten ein zehn Meter langer voller Rowa mit 17.000 Packungen. Dubinski ist wichtig, möglichst viele Produkte auf Lager zu haben. Die Kundschaft am Kurfürstendamm sei kauffreudig. „Touristen kommen hier rein und wollen neun Packungen einer bestimmten Creme. Habe ich nur vier, gehen sie wieder und kaufen nichts.“
Wichtig war Dubinski, dass sich Kinder in der Apotheke wohl fühlen. Und das nicht ohne Grund: Die 34-Jährige Pharmazeutin hat selbst vier Kinder und weiß, wie wichtig es ist, dass sich der Nachwuchs wohlfühlt. Dann fühlten sich auch die Eltern wohl. „Wir haben hier sehr viele Familien.“
Deshalb hat sie eine Spielecke geschaffen, vor dem Aquarium ist Platz für einen Kinderwagen, vor der Apotheke steht eine Lokomotive. Eltern erhalten Gratis-Chips, damit ihr Kind draußen „Eisenbahn fahren“ kann. Zudem gibt es mittig einen extra HV-Tisch mit bunter Baustein-Treppe für die Kleinen. „Das ist unser Renner. Den Tresen wollte ich schon lange“, sagt Dubinski. „Manche Erwachsene fragen, ob sie hier auch richtige Arzneimittel bekommen. Natürlich.“
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