Apothekeneröffnung

Die Apotheke galoppiert, der Amtsschimmel schreitet

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Berlin -

Thomas Grittmanns Apotheke nimmt Form an, „das Grobe ist schon durch“, sagt er. Seit Anfang Juli baut der 28-jährige Pharmazeut nun tatkräftig an seiner eigenen Apotheke und liegt nach eigenen Angaben gut in der Zeit. Die Apotheke physisch zu bauen ist aber nur ein Aspekt der Eröffnung, denn es gibt auch noch die Bürokratie. Aber auch dort weiß Grittmann sich tatkräftig selbst zu helfen. APOTHEKE ADHOC begleitet den Pharmazeuten auf seinem Weg von der Planung bis zur fertigen Offizin.

Dass er jetzt schon seit mehreren Wochen täglich mit auf der Baustelle steht, merkt Grittmann. „Wenn du sonst nur Schubläden ziehst und dann plötzlich Zementsäcke rumschleppst, spürst du den Unterschied schon“, sagt er. Doch die Mühe lohnt sich bisher, der Bau liege sehr gut in der Zeit. Der Eingang der alten Apotheke ist bereits zugemacht, ein Abholautomat schmückt ihn jetzt. Die elektrische Schiebetür für den neuen Eingang ist schon da, die Fassade ist bereits gestrichen und auch im Untergeschoss geht es voran. „Baulich läuft es echt gut“, sagt er. „Aber die Bürokratie macht mich fertig.“

Der deutsche Amtsschimmel galoppiert meist nicht so schnell wie der private Unternehmer. Soll heißen: Auch der Bau kann durch die Bürokratie ausgebremst werden. So hat er vor, an zwei Seiten der Apotheke je ein beleuchtetes Apotheken-A anzubringen sowie eine Leuchtreklame an der Straße. Das Problem: Die Stadt Miltenberg verbietet selbstleuchtende Reklame. „Die sind der Meinung, dass das Autofahrer zu sehr ablenken könnte“ sagt der Apotheker. Stattdessen setzt das Gewerbe der Stadt auf sogenannte Geweihe, also Lampenhalter, die über den jeweiligen Firmensymbolen angebracht sind. Also musste eine Ausnahmegenehmigung her. Und bevor er die nicht in der Tasche hat, wollte Grittmann die beiden Blickfänger nicht anfertigen lassen – werden sie ihm nicht erlaubt, wäre das Geld schließlich zum Fenster herausgeschmissen.

Doch es dauerte länger als geplant, denn der Bauausschuss des Stadtrats musste sich erst mit dem Thema befassen. Grittmann wurde ungeduldig. Am Montag schließlich war es dann soweit, das Gremium tagte, um über mehrere Projekte in der Stadt abzustimmen. „Da bin ich dann einfach selbst dort hingegangen, um ein bisschen Druck aufzubauen“, erzählt er. „Ich kenne ja die meisten Leute, die da drin sitzen. Denen habe ich meine Position erklärt und im Endeffekt konnte auch niemand etwas dagegen haben, dass ich das mache.“ Knapp wird es jetzt trotzdem, denn die beauftragte Werbefirma hat ihm mitgeteilt, die beiden LED-Elemente müssten noch speziell für ihn angefertigt werden.

Ungleich wichtiger als die beiden Werbeelemente ist ohnehin Grittmanns Betriebserlaubnis. Doch auch die lässt noch auf sich warten. So lange er sie nicht hat, kann er aber auch eine Reihe anderer Amtswege nicht erledigen. „Ich habe den Antrag auf Erteilung der Betriebserlaubnis schon vor einem Monat vollständig eingereicht, aber das Landratsamt findet immer neue Gründe, das hinauszuzögern“, sagt er. Der zuständige Sachbearbeiter sei seit über zwei Wochen krank, eigentlich müsste dessen Vertretung den Antrag stattdessen bearbeiten – scheint das aber nicht wirklich zu können. Anrufe beim Landratsamt haben bisher nicht allzu viel gebracht.

Also spielte Grittmann über die Bande: „Ich habe dann den zuständigen Pharmazierat angerufen und der wiederum das Landratsamt. Immerhin haben die ihm dann versichert, dass mein Antrag auf der Prioritätenliste nach oben gerutscht ist.“ Und das tut auch Not, denn die Zeit drängt, die Betriebserlaubnis braucht er auch für den Antrag zur BtM-Abgabe beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die Anmeldung bei Securpharm oder für die Zulassung des Botendienstwagens als Geschäftsfahrzeug. „Die haben mich jetzt auf Anfang August vertröstet. Ich glauibe, ich muss da nochmal Druck machen.“

Bei der Präqualifizierung für die Hilfsmittelabgabe wiederum macht er sich keine allzu großen Hoffnungen, dass er mit Eröffnung alles beisammen hat. Denn er muss mittels eines Fotos hinreichende Lagermöglichkeiten nachweisen und dann potentiell mehrere Wochen auf einen Bescheid warten. „Ich bin aber gerade mitten im Umbau, wie soll ich da fertige Lagerräume fotografieren?“ Wenigstens stellt eine zu späte Präqualifizierung aber kein so großes Hindernis dar wie Verzögerungen bei der Betriebserlaubnis. „Im schlimmsten Fall kann ich halt die ersten Wochen noch keine Hilfsmittel abgeben“, sagt er. Wneigstens bei den Finanzen muss er sich bisher keine großen Sorgen machen, denn in dem Punkt sind ihm die Umstände einmal mehr gewogen: Sein Bruder ist Steuerberater und hat sein Büro im selben Gebäude wie die Apotheke. „Er steuert das Finanzschiff gerade“, sagt Grittmann. „Er unterstützt mich wirklich sehr. Wenn ich das alles auch noch machen müsste, würde ich es wohl nicht schaffen.“

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