„Die 50 Cent können wir nur selten abrechnen“ Sandra Piontek, 11.09.2023 14:58 Uhr
Ist ein Medikament wegen eines Lieferengpasses nicht verfügbar und muss durch die Apotheke ausgetauscht werden, kann der Mehraufwand mit 50 Cent zuzüglich Mehrwertsteuer abgerechnet werden. Das ist in einigen Fällen jedoch schwierig: „Häufig muss in solch einer Situation ein neues Rezept ausgestellt werden, darauf kann ich dann keine Sonder-PZN mehr drucken. Nach außen sieht es so aus, als hätte es nie ein Problem gegeben“, ärgert sich Dr. Johannes Ungvari, Inhaber der Aesculap-Apotheke in Altenburg.
Wegen der Lieferengpässe musste Ungvari am Montagmorgen innerhalb von drei Stunden schon fünf Mal herumtelefonieren. „Auf einem der Rezepte war beispielsweise ein Saft verordnet, es gibt aber momentan nur Tabletten. Das bedeutet, ich muss Rücksprache mit der Arztpraxis halten und mir das Einverständnis zur Abgabe einholen“, so der Inhaber. Auch bei Verordnungen, die aufgrund der Substitutionsausschlussliste nicht ausgetauscht werden dürfen, muss die Arztpraxis kontaktiert werden. Am Telefon gehe dann wertvolle Zeit verloren, die eigentlich für die Patientenberatung gedacht sei, so Ungvari.
„50 Cent sind lächerlich“
Auf dem nächsten Rezept sei das Aut-idem-Kreuz aufgedruckt gewesen: „Ich brauche für das Medikament eine neue Verordnung, und somit kann ich auch die Sonder-PZN für die Abrechnung der 50 Cent nicht aufdrucken. Für diesen enormen Mehraufwand sind die 50 Cent für das Lieferengpass-Management natürlich lächerlich, aber diese bekomme ich oft nicht einmal“, so der Apotheker. Denn nach außen sieht es am Ende aus, als hätte es kein Problem zur Lieferfähigkeit gegeben. „Ich bete dem Arzt praktisch vor, was er aufschreiben soll, somit fällt auch die Dokumentation für den Mehraufwand weg, denn das neue Rezept lässt keinerlei Probleme erahnen“, ärgert sich der Inhaber.
Schon in den ersten drei Stunden zu Wochenbeginn häuften sich die Problemfälle: „Von den fünf betroffenen Rezepten liegen zwei noch auf meinem Schreibtisch, da ich bislang keine Lösung habe und bei denen ich die Patienten vorerst wieder wegschicken musste. Spaß macht das so nicht mehr“, so der Inhaber. „Und in den meisten Apotheken sieht es zur Zeit ähnlich aus.“
Intern dokumentieren
An den Mehraufwand schließe sich zudem noch der Patientenservice an: „Ich telefoniere dem Rezept hinterher, und am Ende schicke ich meinen Fahrer in die Arztpraxis, um das neue Rezept abzuholen. Häufig wird das Medikament anschließend noch zum Kunden gebracht. Ich weiß, dass wir das nicht machen müssen, aber man möchte die Kunden und Kundinnen nicht verlieren. Zudem sind wir hier auf dem Land und haben viele ältere Leute als Stammkundschaft, da bietet man auch mal solch einen Service an“, so der Apotheker.
Im Grunde müsste Ungvari jeden einzelnen Anruf dokumentieren: „Ich müsste alles auf einen internen Zettel schreiben, was ich nicht per Sonder-PZN dokumentieren kann. Was täglich im Hintergrund zu den Lieferengpässen abläuft, ist unglaublich. Das belastet die Apotheken, die Patienten und die Arztpraxen gleichermaßen. Das hat nichts mehr mit dem normalen Tagesgeschäft zu tun“, so Ungvari.