Lieferschwierigkeiten halten an

Diabetiker in Not: „Patienten müssen Insulin umfüllen“

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Berlin -

Die Liste der aktuell nicht lieferbaren Insuline ist lang: Mehr als zehn Arzneimittel sind von Engpässen betroffen. Hinzu kommen auch Bestellschwierigkeiten bei Ozempic, Trulicity und Wegovy. Besonders dramatisch stellt sich die Situation auch für schwer einstellbare Diabetiker:innen sowie Kinder mit Typ-1-Diabetes dar, die auf Insulinpumpen angewiesen sind: „Teilweise müssen die Betroffenen das Insulin per Aufziehspritze zu Hause umfüllen, um überhaupt die Therapie fortsetzen zu können“, so eine Apothekerin.

Insulinpumpensysteme sollen die Behandlung von Diabetiker:innen deutlich erleichtern. Vor allem Kinder und schwer einzustellende Patient:innen profitieren von solchen Systemen. Der Glukosespiegel sollte von Anfang an stabil gehalten werden, um Folgeerkrankungen und eine lebensbedrohliche Unterzuckerung zu vermeiden.

In Deutschland bekommen nahezu alle Kinder unter sechs Jahren initial eine Insulinpumpe und einen Glukosesensor (CGM) verordnet. Grundsätzlich kommen aber auch Menschen mit Typ-1-Diabetes aus allen Altersgruppen in Betracht, deren Stoffwechsel durch eine ausgereizte intensivierte, konventionelle Insulintherapie (ICT) über einen längeren Zeitraum nicht ausreichend gut einstellbar ist. Zugelassen für solche Pumpensysteme sind beispielsweise schnell wirksame Insuline wie Insulin aspart, enthalten in Fertigarzneimitteln wie Fiasp oder NovoRapid Pumpcart. Aber auch Insuman Infusat (Normalinsulin) wird in Pumpsystemen angewandt.

Patienten sollen umfüllen

Das Problem: Etliche Insuline sind derzeit von Lieferengpässen betroffen. Eine Apothekerin aus Brandenburg berichtet: „Wir haben Patient:innen, die zu Hause das Insulin von Penpatronen in die Insulinpumpe umfüllen müssen, weil es einfach nichts gibt. Per Einwegspritze soll dann nach ärztlicher Anweisung das Medikament eigenhändig aufgezogen werden, um es für die Pumpe verwendbar zu machen. Für manche Menschen ist das eigentlich unzumutbar“, so die Apothekerin. Aber es bleibe kein Ausweg: „Bevor die Therapie nicht fortgesetzt wird und Langzeitschäden durch zu hohe Blutzuckerspiegel entstehen, muss eben so vorgegangen werden.“

Die Liefersituation sei katastrophal: „Einige Patient:innen müssen komplett umgestellt werden oder versuchen, mit ärztlicher Rücksprache auf niedrigere Dosen Insulin auszuweichen, welches dann doppelt verordnet wird. Das bedeutet aber nicht nur mehr Zuzahlung, sondern Betroffene müssen auch die doppelte Dosis spritzen“, so die Apothekerin.

Vor allem die Umstellung von Insulinen ist für Diabetiker:innen oft mit vielen Unanehmlichkeiten verbunden: „Das ist ein einziges Hin und Her. Es muss erneut gelernt werden, wie das neue System richtig angewandt wird, dann passen wieder die Nadeln nicht zum Pen, und die Menschen sind verunsichert“, so die Apothekerin.

„Es ist ein Verlust“

Für die Apotheke selbst seien die Lieferengpässe zu Ozempic und Co. zudem durchaus geschäftsschädigend: „Wir haben Wartelisten mit 33 Patienten und mehr. Alles, was wir nicht verkaufen können, ist ein Verlustgeschäft. Eigentlich sind wir auch eine sogenannte Schwerpunktapotheke und werden bevorzugt vom Großhandel beliefert. Wir bekommen aber trotzdem nur eine Packung Ozempic pro Woche. Damit kommen wir natürlich nicht weit“, ärgert sich die Apothekerin. Bedauernswert sei auch die Dauer der Lieferschwierigkeiten: „Es geht gefühlt monatelang schon so. Es ist momentan keine Besserung in Sicht, was wirklich frustrierend ist. Die Kund:innen sind genervt und wir mittlerweile auch“, so die Apothekerin.

Insuline auf der BfArM-Liste

Laut aktuellen Meldungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind etliche Insuline von Engpässen betroffen und teilweise bis Ende des Jahres und darüber hinaus nicht lieferbar:

  • Actraphane 50 Penfill 100 IE/ml Injektionssuspension in Zylinderampulle – OP (10x3ml)
  • Actraphane 30 InnoLet 100 IE/ml Injektionssuspension in Injektor – OP (5x3ml)
  • NovoRapid PumpCart 100 E/ml Injektionslösung in Patrone – OP [25x(5x1,6ml)
  • NovoRapid PumpCart 100 E/ml Injektionslösung in Patrone – OP (5x1,6ml)
  • Protaphane FlexPen 100 I.E./ml Injektionssuspension in Injektor – OP (5x3ml)
  • Actrapid InnoLet 100 I.E./ml Injektionslösung in Injektor – OP (5x3ml)
  • Actraphane 50 Penfill 100 IE/ml Injektionssuspension in Zylinderampulle – OP (5x3ml)
  • Actraphane 30 FlexPen 100 IE/ml Injektionssuspension in Injektor – OP (5x3ml)
  • Actrapid FlexPen 100 I.E./ml Injektionslösung in Injektor – OP (5x3ml)
  • Insuman Infusat 100 I.E./ml Injektionssuspension in Durchstechflasche – OP (3x10ml)
  • Fiasp
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