Prävention

Apothekerbetreuung reduziert Diabetesrisiko

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Berlin -

Apothekerliche Betreuung senkt das Risiko von Diabetes. Das hat eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ergeben. Demnach werden Risikofaktoren für die Krankheit innerhalb eines Jahres signifikant reduziert, wenn der Patient an einem Präventionsprogramm von Apotheken teilnimmt. WIPIG-Geschäftsführer Dr. Helmut Schlager fordert nun die Aufnahme der Apotheker ins Präventionsgesetz. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Diabetes Care veröffentlicht.

Zentrale Fragestellung der Studie war, ob ein Diabetespräventionsprogramm in Apotheken umsetzbar und nutzbringend ist. 40 bayerische Apotheken betreuten ein Jahr lang rund 1100 Erwachsene im Durchschnittsalter von 58 Jahren. Alle Patienten hatten ein erhöhtes Diabetesrisiko – sie hatten entweder Übergewicht oder nahmen Antihypertonika, Lipidsenker oder Gichtmittel ein. Anhand des sogenannten „Finnish Diabetes Risk Score“ (Findrisc)-Fragebogen wurde das 10-Jahres-Diabetes-Risiko gemessen.

Der Test enthält acht Fragen, sowohl zu nicht veränderbaren Faktoren wie Alter, Medikamenteneinnahme in der Vergangenheit oder Diabetes in der Familie sowie zu veränderbaren Faktoren wie der Körperverfassung, Ernährung und Bewegung. Patienten mit einer Punktzahl zwischen sieben und 26 gehören zur Risikogruppe. Die meisten Teilnehmer hatten Werte zwischen 10 und 20.

Während der Studienlaufzeit betreute die Hälfte der Apotheken ihre Probanden intensiv im Rahmen des Projekts Glicemia, das seit Oktober 2012 in deutschen Apotheken läuftDetail. Dabei werden in drei persönlichen Beratungsgesprächen und fünf bis zu 90-minütigen Gruppenschulungen individuelle Gesundheitsziele definiert und das notwendige Hintergrundwissen für eine langfristige Lebensstiländerung vermittelt. Die andere Hälfte der Apotheken erhob bei drei Terminen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Typ-2-Diabetes und händigte eine schriftliche Information mit Hinweisen zur Lebensstiländerung aus.

Nach einem Jahr wurden die beiden Gruppen hinsichtlich ihres Risikos verglichen. Primärer Endpunkt war die Verbesserung der Punktzahl im Findrisc. Laut den Ergebnissen wurden bei den betreuten Teilnehmern im Vergleich zu den nicht-betreuten Probanden die Risikofaktoren hochsignifikant reduziert. So verbesserten sie ihre Punktzahl um 0,55, während der Wert in der Kontrollgruppe im Schnitt um 0,17 Punkte stieg. Insgesamt 39 Prozent der Patienten in der Interventionsgruppe verbesserten ihren Wert, gegenüber 21 Prozent in der Kontrollgruppe.

Die betreuten Teilnehmer erzielten zudem eine klinisch relevante Gewichtsreduktion von durchschnittlich 1,5 Kilogramm, in der Kontrollgruppe waren es nur 0,1 Kilogramm. 21 Prozent der Glicemia-Teilnehmer nahmen ab, gegenüber 8 Prozent in der Kontrollgruppe. Außerdem bewegten sich die betreuten Teilnehmer nach einem Jahr pro Woche eine halbe Stunde mehr als die Probanden in der Vergleichsgruppe.

Auch die körperliche Lebensqualität verbesserte sich signifikant. Gemessen wurde dies anhand standardisierter Fragebögen. Keine Auswirkungen gab es beim Blutdruck und der psychischen Lebensqualität. Da die Studie nur ein Jahr dauerte, konnte auch kein Unterschied bei der Diabetes-Neuerkrankungsrate festgestellt werden.

Das Präventionsprogramm konnte in den meisten beteiligten Apotheken umgesetzt werden, nur zwei der anfangs 42 fielen aus, eine wegen Krankheit, eine wegen Insolvenz. „Mit der Umsetzung des Präventionsprogramms Glicemia gelang es uns erstmals zu zeigen, dass Apotheker wirksam und effektiv zur Verhinderung der Diabetes-Epidemie beitragen können“, sagte Studienleiterin Professor Dr. Kristina Friedland, Professorin für Molekulare und Klinische Pharmazie der Universität Erlangen-Nürnberg. „Unser Ziel ist es nun, das Programm in die Fläche zu tragen.“

Dazu stellt das WIPIG, eine Einrichtung der bayerischen Apothekerkammer, die Programmmaterialien Apotheken kostenlos zur Verfügung. Laut Schlager bewerteten die Apotheken die Materialien als gut, die Hälfte plane, das optimierte Konzept umzusetzen. Mit mehr als 20.000 Apotheken ließe sich Diabetesprävention erstmals flächendeckend etablieren.

Dafür müssten die Apotheker aber ins Präventionsgesetz aufgenommen werden, fordert Schlager: „Dass Diabetesprävention durch Apotheker wirkt, haben wir wissenschaftlich bewiesen. Diese Erkenntnisse sollten nun auch von Politikern und Krankenkassenvertretern bei der zukünftigen Ausgestaltung der Prävention in Deutschland berücksichtigt werden.“ Bislang tauchen Pharmazeuten in dem Gesetzentwurf nicht auf.

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