Das Leben könnte so schön sein – wenn die Telekom nicht wäre. Unzureichende Internetverbindungen sind im Privatleben ein Ärgernis, im Alltag einer Apotheke können sie alles lahmlegen. Apotheker Martin Buck aus dem baden-württembergischen Bad Saulgau leidet seit Monaten. Und kann der Telekom trotzdem nicht gram sein. Fehlen doch nur 150 Meter bis zum schnellen Internet...
Dieser freundliche Mann sollte bitte umgehend vom Telekom-Marketing entdeckt werden. Während andere Kunden sich beschweren, urgieren, schreien, toben, weinen, mit Anwalt und Pest drohen, bleibt Buck – relativ – ruhig. Noch. Er ist schließlich Apotheker. Born to be geduldig und verständnisvoll.
Sein Problem: Er arbeitet in einem Internet-Funkloch. Nicht etwa in Randlage oder auf einer Insel vor der Nordseeküste, sondern mitten in Baden-Württemberg. Während die meisten der rund 17.500 Einwohner von Bad Saulgau schnelles Internet haben, liegt seine Vital-Apotheke ausgerechnet in einem kleinen Gebiet, in dem man als User viel Geduld haben muss.
Anhand einer DSL-Verfügbarkeitsabfrage hat er herausgefunden, dass das Tal der schlechten Internetverbindung nur ihn und ein paar Nachbarn betrifft. Trotzdem sagt er: „Ich bin wirklich gern bei der Telekom, die Telefonie funktioniert bisher extrem zuverlässig.“ Mit anderen Anbietern habe er schlechte Erfahrungen gemacht. „Nur in Sachen Internet habe ich mit der Telekom schlechte Erfahrungen gemacht, darüber hinaus nie.“
Bucks Ehefrau Tatjana, ebenfalls Apothekerin, hat ihrem Ärger auf Facebook Luft gemacht: „Hallo nach Berlin! Während wir digital unterwegs sein möchten (Server-Replikation, Remote-Verbindungen auf andere Rechner der Filiale, ELO, Telefonie über Internet, Securpharm…), arbeitet die Telekom nach dem ‚Schildbürgerprinzip‘. Wohngebiete haben bei uns schnelleres Internet als Betriebe! Toll gelöst! Damit kämpft man auf dem Lande!“
Ihr Mann fügt hinzu: „Heutzutage geht keine EC-Zahlung mehr ohne Internet. Unsere beiden Apotheken sind in Sachen Warenwirtschaft natürlich vernetzt, wir machen untereinander Bestandsabfragen, haben gemeinsame Kundenkarten, ich muss mich darauf verlassen können, dass das schnell geht.“ Beim Rezeptscannen dauert es schon mal 30 Sekunden, bis es funktioniert, für eine Internet-Aktion, die schnell gehen und das Leben eigentlich erleichtern soll, eine kleine Ewigkeit.
Ein paar Jahre lang lief alles gut, aber mit zunehmendem Datenverkehr wollte der Apotheker auch seinen Telekom-Vertrag „aufrüsten“. „Seit 2017 machen wir elektronisches Dokumentenmanagement, seitdem merken wir, dass es mit der Verbindung immer schlechter wurde. Wir haben beim Uploaden einen Flaschenhals, bei dem die Leistung sich spürbar verschlechtert.“ In seiner anderen Apotheke, der Stadt-Apotheke in Bad Buchau, läuft alles bestens.
Ende vergangenen Jahres fragte er freundlich bei der Telekom an, woran die Probleme in Bad Saulgau liegen könnten. „Mir wurde gesagt, dass der Ausbau gerade läuft.“ Und läuft. Und läuft. „Ich sollte er Februar abwarten, dann April, dann Mai.“ Und jetzt ist bald Juni. „Um uns herum ist überall DSL 100 buchbar, wir haben hier nur DSL 16 und können auch nichts anderes buchen“, sagt er. Beinahe mittelalterliche Zustände in der globalen Welt des 21. Jahrhunderts. Erstaunlicherweise hat er Verständnis für die Telekom. Buck sagt: „Unser Fall wird noch geprüft.“ Außerdem hat er die Info, dass der Ausbau der Leitungen derzeit läuft. Und als erfahrener Internet-User weiß man, dass die Hoffnung zuletzt stirbt…
Kürzlich gab es einen Hoffnungsschimmer: „Wir haben einen Brief von der Telekom erhalten, dass ISDN auf VoIP umgestellt werden soll. Ich dachte ‚Juhu!, jetzt ist es so weit, jetzt habe auch ich schnelles Internet.‘“ Zu früh gefreut. Es geht weiter mit DSL100. „Mit der Umstellung auf IP-Telefonie brauchen wir neue Telefone, ich rechne mit einer Investition von rund 3000 Euro.“
Und wenn die Telekom-Fee käme und den treuen, verständnisvollen Kunden belohnen wollte? Apotheker Buck weiß genau, was er gern hätte: „Eine Leitung mit 100Mbits/s wäre ein Traum. Ein VDLS-Anschluss mit 100 Mbits/s Downloads und 40 Mbits/s Upstream, das wär‘s.“ Highspeed, sozusagen. In vielen Ländern Normalität, in Deutschland, zumal auf dem Lande, oft ein schöner Traum.
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