Randnotiz

Desloratadin-Switch: Das „spart“ die Apotheke

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Berlin -

Der Bundesrat hat heute den OTC-Switch von Desloratadin beschlossen. Die Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) soll entsprechend geändert werden. In der Begründung ist auch eine Aufstellung der Kostenersparnis zu finden. Darunter sind auch die Apotheken aufgeführt. Diese sollen um mehr als eine halbe Million Euro entlastet werden. Dass die Apotheke infolge eines Switches aber weniger verdient, wurde nicht berücksichtigt.

Orale Arzneimittel mit Desloratatin zur symptomatischen Behandlung bei allergischer Rhinitis und Urtikaria bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab einem Alter von zwei Jahren, sollen aus der Rezeptpflicht entlassen werden. Es sei denn, es handelt sich um ein von der Europäischen Kommission als verschreibungspflichtig zugelassenes Arzneimittel.

Laut Kostenaufstellung des Bundesrats sollen die Kassen um etwa sechs Millionen Euro entlastet werden. Patienten würde lästige Zeit in den Wartezimmern erspart bleiben. 183.000 Stunden sollen es weniger sein, die mit 4,6 Millionen Euro bei den Kassen zu Buche schlagen würden. Außerdem würden pro Rezept 1,80 Euro beim Arzt gespart, denn der benötige drei Minuten zur Ausstellung des Rezeptes. Das ergibt eine Ersparnis von 598.000 Euro jährlich, die die Kassen auf der Habenseite verbuchen könnten.

Apotheken würden ebenfalls durch den OTC-Switch entlastet. Und das ist die (Milchmädchen-)Rechnung:

Desloratadin wurde 2018 rund 332.000 mal zu Lasten der GKV verordnet. Künftig würde diese Menge an Rezepten also entfallen, die mit einer Bearbeitungszeit von drei Minuten in der Apotheke zu Buche schlagen würden. Für die Zeit ergebe sich ein mittlerer – nicht gewichteter – Lohnkostensatz von 35,60 Euro. Dies bedeute für Apotheken ein Minderaufwand von 1,80 Euro pro Rezept und somit eine jährliche Entlastung von etwa 598.000 Euro.

Was dabei nicht berücksichtigt wird, ist der Umsatz der Apotheke. Denn für verschreibungspflichtige Arzneimittel gilt die Arzneimittelpreisverordnung: Apothekeneinkaufspreis plus 3 Prozent plus 8,35 Euro plus 0,21 Euro plus 19 Prozent Mehrwertsteuer. Setzt man dem den vom Bundestag prognostizierten künftigen mittleren Abgabepreis des OTC-Desloratadin von 6,20 Euro für 20 Tabletten entgegen, werden Apotheken nach dem Switch wohl weniger Geld mit dem Arzneimittel verdienen.

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