Flutopfer in Bad Münstereifel

Der Server stand im Keller: Apotheker bangt um Daten

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In dieser Straße in Bad Münstereifel befindet sich die Schwanen-Apotheke von Heinz Pielen.
Berlin -

In der Apotheke stand das Wasser knöchelhoch, insofern ist Apotheker Heinz Pielen aus Bad Münstereifel glimpflicher davongekommen als viele seiner Kolleg:innen in der vom Hochwasser besonders betroffenen Eifel. Doch das Problem in seiner Schwanen-Apotheke: Der Server befand sich im Keller und der stand komplett unter Wasser. Neben den Aufräumarbeiten in der Apotheke geht es für Pielen darum, möglichst alle Daten zu retten.

Wasser und Strom gibt es in der Apotheke derzeit nicht, Pielen ist aktuell telefonisch nur zu erreichen, wenn er in seinem Privathaus ist, das glücklicherweise nicht betroffen ist. Von hier holt er frisches Wasser. Der Apotheker hat sich einen 1000 Liter Kanister besorgt und von einem Bekannten einen Anhänger geliehen. Der direkte Weg ist gesperrt, die Straße ist unterspült, eine Brücke eingebrochen, aber auf Umwegen kommt er zu seiner Apotheke.

Neulich habe er noch überlegt, warum er sich eigentlich eine Hochleistungspumpe und einen Generator angeschafft hatte, berichtet der Apotheker. Jetzt weiß er es. Aufgrund der Vorbereitung konnte er zumindest schnell mit den Rettungsmaßnahmen beginnen.

Sein Versicherungsmakler Michael Jeinsen lobt diese gute Vorbereitung in der Ausstattung. Den Server im Keller unterzubringen, weil es dort schön kühl ist, sei rückblickend trotzdem ein großer Fehler gewesen. Jeinsen macht dem Apotheker keinen Vorwurf: Der Server stand nicht auf dem Boden, sondern knapp unter der Decke. Für einen normalen Starkregen, wie er in Bad Münstereifel vorkommt, hätte das immer ausgereicht. Aber mit diesem Unwetter war die Pumpe überfordert.

„Er war nicht unvorsichtig, aber eben nicht auf diese Situation vorbereitet“, zieht Jeinsen Bilanz, und schließt sich selbst mit ein. Der Versicherungsexperte hatte die Apotheke persönlich abgenommen, auch den Server im Keller. Deshalb ist es Jeinsen ein Anliegen, alle Apotheken zu warnen: „Die nächsten Generationen der Apotheker werden sich wohl leider auf solche Starkwetterereignisse einstellen müssen und sollten ihre Betriebe entsprechend darauf ausrichten.“ Und der Server sei nun einmal das Herzstück des Apothekenbetriebs.

Pielen kann darauf hoffen, dass die Datenrettung gelingt. Die Festplatten sind wasserdicht und können in der Regel – notfalls von IT-Forensikern – ausgelesen werden, außerdem gibt es Back-ups. Der Inhaber hofft, dass sich alles retten lässt, eine neue Anlage hat er schon bestellt. Vielleicht kann er bald schon wieder normal öffnen. Das wäre auch für die Bevölkerung wichtig, denn eine andere Apotheke in Bad Münstereifel hat vermutlich einen Totalschaden erlitten.

Der Strom- und Serverausfall hat Pielen wieder einmal vor Augen geführt, wie abhängig das ganze System mittlerweile von der Technik ist. Die Abgabe auf Rezept sei praktisch unmöglich geworden. „Wir können uns jetzt weder um die Rabattverträge der Krankenkassen kümmern, noch die Packungen aus Securpharm ausbuchen“, so der Apotheker. „Wenn jemand mit einem Rezept kommt, schreiben wir die PZN auf, damit unsere Bestände stimmen.“

Das ist Pielen derzeit auch nicht so wichtig. Er hat vor Ort das Technische Hilfswerk und das Rote Kreuz versorgt, wenn diese spontan etwas benötigten. Und vor allem ist der Apotheker froh, dass niemandem aus seinem Team etwas passiert ist. Zwei seiner Angestellten haben die Flutnacht in den Räumen oberhalb der Apotheke verbracht, weil sie nicht mehr weggekommen wären und die Apotheke auch nicht allein lassen wollten. Jetzt helfen alle bei den Aufräumarbeiten.

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