Baden-Württemberg

Krankheitsfall: Apotheken am Notdienst-Pranger

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Berlin -

Fachkräftemangel, Apothekensterben in ländlichen Regionen – wenn da beim Notdienstplan noch ein Apotheker krank wird, kann es für Patienten schnell unerfreulich werden. So wie für eine ältere Dame aus Villingen in Baden-Württemberg, die nach einem Notfallbesuch im Krankenhaus auf eine Apotheken-Odyssee gehen musste.

Villingen-Schwenningen hat 84.700 Einwohner – im ganzen Stadtgebiet hatte am Fasnachtssonntag keine einzige Apotheke Notdienst. Hildegard Distel aber hatte starke Schmerzen – sie ging in die Notaufnahme im Schwarzwald-Baar-Klinikum. Dort stellte sich heraus, dass das Hüftgelenk schuld war. Sie bekam ein Rezept für ein Schmerzmittel, das sie umgehend einlösen wollte.

Doch die beiden Apotheken in unmittelbarer Nachbarschaft zum Klinikum und auch die 24 anderen, die in den Gelben Seiten verzeichnet sind, waren am 26. Februar geschlossen. „Das ist unzumutbar! Es kann doch nicht wahr sein, dass man als kranker, älterer Mensch zehn Kilometer fahren muss, um sein Medikament zu bekommen“, so die 77-Jährige gegenüber dem Südkurier.

Walther Rohlfes von der Alleen-Apotheke in Schwenningen erstellt die Notdienstpläne für die Kammer: „Es war ein Einzelfall, der dadurch entstand, dass ein Apotheker erkrankt war.“ 31 Apotheken teilen sich in seinem Notdienstkreis die Einsätze, im Durchschnitt kommt jeder alle 19 Tage zum Zuge. Er achtet darauf, dass stets eine Apotheke im Zentrum und eine am Rand des Kreises geöffnet hat. Dass die Patientin an besagtem Tag rund zehn Kilometer fahren musste, ist aus seiner Sicht im ländlichen Raum nicht außergewöhnlich.

Auch Stefan Möbius, Sprecher der Landesapothekerkammer, spricht von einem Einzelfall: „Die Versorgung ist grundsätzlich möglichst engmaschig, aber die Planung der Notdienste ist immer ein Spagat zwischen möglichst kurzer Wege für die Patienten und dem Versuch, die Apotheken nicht zu überlasten.“

Apotheker im ländlichen Raum müssen im Durchschnitt mindestens alle zehn Tage einen Notdienst übernehmen, ein Stadtapotheker in Stuttgart wird hingegen nur ein bis zweimal im Monat eingeteilt. Derzeit gibt es in Baden-Württemberg 90 Notdienstkreise. „Gerade im ländlichen Bereich ist das für die Apotheker schon anstrengend“, sagt Möbius. „Es ist ein Teufelskreis: die Apothekenzahlen sinken, die Notdienstkreise wurden in den vergangenen Jahren vereinzelt zusammengelegt. Das kann für die Patienten in Einzelfällen zu längeren Wegen führen.“

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