Dicke Luft in Hessen

Der Kampf um eine Apotheke

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Berlin -

Der Fachkräftemangel zwang Peter Niemeyer dazu, seine Filiale aufzugeben. Dann scheiterte auch der geplante Verkauf. Jetzt gibt es am Standort wieder eine Apotheke – und viel böses Blut. Jede Seite hat ihre Version der Geschichte.

 

7,7 Kilometer Luftlinie trennen Niemeyers Kloster-Apotheke im hessischen Haina von der kürzlich eröffneten Nationalpark-Apotheke in Frankenau. Die hieß bis Mai vergangenen Jahres Löwen-Apotheke und wurde seit 2008 von Niemeyers Familie betrieben. Weil er angesichts des Fachkräftemangels in der Region auch nach langer Suche keinen Apotheker fand, musste er die Filiale schweren Herzens schließen.

Jetzt ist sie quasi wiederauferstanden. Als Nationalpark-Apotheke. Ein legaler Vorgang, der allerdings viel böses Blut geschaffen hat. Zwischen dem Apotheker und Andreas Göbel, dem betriebswirtschaftlichen Leiter der Nationalpark-Apotheke von Apothekerin Karen-Franziska Geiler, herrscht Eiszeit.

Göbel sagt: „Im vergangenen Jahr wollten wir bereits die geschlossene Löwen-Apotheke von Herrn Niemeyer übernehmen. Er wollte nicht an uns verkaufen, auch nicht an die Stadt Frankenau.“ Niemeyer sieht das anders: „Ich hätte die betriebsbereite Apotheke gern verkauft und habe sie Herrn Göbel zu einem angemessenen Preis angeboten. Auch der Stadtverwaltung habe ich sie mehrfach angeboten, es gab keinerlei Rückmeldung.“

Und vom Konkurrenten kam, so Niemeyer, nur ein spöttischer Kommentar: „Er sagte, es handle sich nicht um eine Apotheke, sondern nur um Möbel und Einrichtungsgegenstände. Der von ihm vorgeschlagene Preis lag bei rund 10 Prozent der Summe, die ich vorgeschlagen hatte. Die genaue Summe möchte ich nicht nennen. Aber unter solchen Bedingungen, bei einer Differenz von 90 Prozent, braucht man nicht zu verhandeln. Da findet man keinen Kompromiss.“ Zum 31. Dezember 2017 übergab Niemeyer die Apothekenräume schließlich vertragsgemäß an die Stadt: „Besenrein.

Göbel sagt: „Herr Niemeyer hat unsere Eröffnung geschickt verzögert, in seinem Interesse, nicht aber im Interesse der Bevölkerung. Sowohl die Stadt Frankenau als auch wir wollten im vergangenen Jahr von Herrn Niemeyer die Einrichtung kaufen, er wollte nicht verkaufen. Die Apotheke war schon nicht mehr revisionsfähig. Bei Auszug fanden wir völlig leere Räumlichkeiten vor, die als Apotheke nicht mehr nutzbar waren.“ Weiter stellt er fest: „Wir haben keine Apotheke in Frankenau übernommen, sondern in Frankenau eine ganz neue Apotheke gegründet, die wir am 5. April eröffnet haben.“ Die Entscheidung, so Göbel, sei bereits im Herbst vergangenen Jahres gefallen.

Für Niemeyer bedeutet die Entwicklung neben all dem Ärger einen „großen wirtschaftlichen Einbruch“. In seiner Apotheke beschäftigt er derzeit acht Mitarbeiter, einige in Teilzeit. In den vergangenen Monaten hatte er seine alten Kunden aus der Löwen-Apotheke mittels Rezeptsammelstelle und Botendienst weiter versorgt. Dafür, dass die meisten Frankenauer jetzt in die neue Apotheke gehen, hat er Verständnis. Schließlich ist es einfacher für sie.

„Wir haben derzeit wesentlich weniger Umsatz als früher. Es war aufwändig, die Versorgung in Frankenau aufrecht zu erhalten. Nun ist der Arbeitsaufwand um rund 30 Prozent reduziert.“ Ob das Folgen für seine Belegschaft haben wird, weiß er noch nicht. Niemeyer ist enttäuscht: „In unserem letzten Gespräch teilte Herr Göbel mir mit, dass er, wenn wir nicht verkaufen wollten, eben bis Januar warten würde. Da war mir klar, dass er wusste, wann mein Mietvertrag ausläuft – und was er plant.“

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