HIV-Medikamente

GSK erstattet ganze Packung

, Uhr
Berlin -

Eine Gutschrift über zwei Tabletten hatte zu Missstimmungen geführt: Apotheker Erik Tenberken aus Köln hatte GlaxoSmithKline (GSK) auf zwei beschädigte Tabletten hingewiesen – und eigentlich sollte er nur diese ersetzt bekommen. Doch die Geschäftsführung hat schnell reagiert und schließlich doch eine ganze Packung erstattet.

Der HIV-Patient war in Tenberkens Birken-Apotheke gekommen und hatte die angebrochene Packung Celsentri (Maraviroc) reklamiert. Zwei Tabletten waren offensichtlich beschädigt. Die Kanten waren abgeschürft und der Filmüberzug beschädigt. Der Patient war in Sorge – hatte aber die anderen Tabletten aus dem Blister eingenommen.

Tenberken hatte die Packung im Dezember bei ViiV – ein Joint Venture von GSK und Pfizer – beanstandet und etwa einen Monat später eine Gutschrift für die Teilmenge erhalten. Damit war er nicht zufrieden. Eigentlich hatte er auf Ersatz der Ware mit eindeutigen Qualitätsmängeln gehofft, zumal er gar nicht wusste, was er mit der Gutschrift anfangen sollte.

Tenberken ließ nicht locker und suchte den Kontakt zu GSK. Der Hersteller versprach nun doch den Ersatz der ganzen Packung – aus Kulanz. Zuvor hatte schon die Qualitätsabteilung von GSK bestätigt, dass das Standardprocedere eingehalten wurde: Bei Reklamation einer bestimmten Menge werde genau diese gutgeschrieben. Da beispielsweise in Kliniken stückweise abgerechnet wird, sind auch Einzelgutschriften gängig.

Auch Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, hatte sich zu dem Fall geäußert und die erste Reaktion des Herstellers kritisiert: Wieso eine Gutschrift über eine begrenzte Tablettenzahl stattfand, kann sie sich nicht erklären. „Üblicherweise erhält man bei berechtigten Reklamationen die Gutschrift über eine komplette Packung oder direkten Ersatz“, so Linz.

Linz ist zusammen mit Tenberken im Vorstand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft HIV-kompetenter Apotheken (DAH2KA). Den Verein gibt es seit 2002. Die Mitglieder unterstützen sich bei ihrer Spezialisierung gegenseitig und wollen sich so von der Masse der Allgemeinapotheken abheben. Vertrauen – auch in die Arzneimittel – ist bei der Versorgung von HIV-Patienten besonders wichtig, weshalb Tenberken in diesem Fall auch so reagiert hat.

„Wir von der DAH2KA hoffen, dass die Politik, die Krankenkassen und Hersteller unsere Arbeit von der pharmazeutischen Betreuung bis hin zum großen wirtschaftlichen Risiko – Beschaffung, Vorfinanzierung, Ausfallrisiko bei PKV-Patienten und Retaxrisiko – anerkennen und für vernünftige Rahmenbedingungen einer soliden Arzneimittelversorgung bei HIV und Hepatitis sorgen“, so Tenberken.

Tenberken und Linz haben sich schon in der Vergangenheit gemeinsam gegen aus ihrer Sicht politische Missstände positioniert: So hatten sie die Politik aufgefordert, die Hersteller zu einer angemessenen Lagerhaltung zu verpflichten. Lieferengpässe, für die aus ihrer Sicht die Firmen die Verantwortung tragen, gefährdeten die Versorgung von Aids-Patienten. Als Fälschungen bei importierten Arzneimittel auftauchten, forderten sie eine Krankenkasse auf, ihre Ausschreibungen zu Rabattverträgen zu überdenken.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr aus Ressort
Beyfortus im Sprechstundenbedarf
RSV: Sonderregelung in Hamburg
ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick
Ionenfischen online: PTA-Ausbildung ab sofort im Homeoffice
„Die Großen kommen hier nicht hin“
Gesundheitsmarkt: PTA sammeln E-Rezepte

APOTHEKE ADHOC Debatte