Kommentar

Das Masken-Paradox

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Berlin -

Es geht um eine wichtige Sache. Es geht um den Schutz der Menschen. Damit bekommt man die Apotheken immer. Sie haben Hals über Kopf Masken zur bestmöglichen Qualität bestellt, sie haben sich auf den Ansturm vorbereitet. Einige haben gestern stundenlang draußen in der Kälte gestanden, unter Zelten und Pavillons, um ihre Stammkunden mit FFP2-Masken zu versorgen. Während die Kollegen drinnen den Alltag stemmen – kurz vor Weihnachten, unmittelbar vor dem Lockdown. Und so wird es in den nächsten Tagen weitergehen. Die Apotheken leisten enorm viel und sollte die Verteilung von 27 Millionen Masken in dieser Kürze der Zeit auch nur halbwegs funktionieren, kann sich Minister Spahn bei ihnen bedanken.

Wenn jetzt in reflexhaft apothekenkritischen Berichten davon die Rede ist, die Apotheken würden sich eine goldene Nase an dem Maskengeschäft verdienen, wird ein wichtiger Fakt unterschlagen: Die Apotheken bekommen nicht 6 Euro pro Maske. Sie bekommen eine Summe aus dem Notdienstfonds überwiesen, die in etwa das zu erwartende Aufkommen abdeckt.

Die Apotheken durchleben insofern ein kaufmännisches Paradoxon: Je aktiver sie sind, desto mehr schädigen sie den eigenen Betrieb. Dass die Politik ein solches Verhalten von sonst keinem Händler verlangt, kann man durchaus als Vertrauensvorschuss interpretieren. Oder eigentlich: Als Ausdruck des Vertrauens, dass überzeugte Heilberufler eine solche Situation eben nicht zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen.

Problematisch ist, wenn das in Einzelfällen doch passiert: Dass Apotheken ihren – womöglich sogar bewusst – kleinen Bestand an Masken ausgeben und dann achselzuckend an die Kollegen verweisen. Sei es aus Trotz gegenüber den politisch Verantwortlichen oder aus einer relativen Tranigkeit im Einkauf.

Wer sich aktiver um Ware bemüht hat, hat jetzt mehr zu verteilen. Das drückt verständlicherweise die Motivation aller anderen. Das Risiko einer Negativstimmung bei den besonders fleißigen Teams wächst mit jedem Tag, den die Verteilaktion dauert. Auch diesem Problem hätte man mit mehr Vorbereitungszeit begegnen können. Und bezeichnenderweise hat Spahns Haus hat es selbst nicht geschafft, die Verordnung rechtzeitig zu ins Bundesgesetzblatt zu bringen. Die Politik hat die Apotheken mit besten Absichten und völlig ohne Not in ein veritables Chaos gestürzt. Hoffentlich bleibt das Positive hängen, bei den Kunden und bei der Politik.

 

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