„Das habe ich bei Ihrer Konkurrenzapotheke gekauft!“ Anja Alchemilla, 04.02.2018 08:10 Uhr
Herr Einfallsreich kommt durch die Türe der Apotheke. Man sieht ihm schon an, dass ihm wieder einmal etwas über die Leber gelaufen ist. Hinter dem HV versuchen die PTA und Apotheker alle, ihre Kunden noch eine kleine Weile zu beschäftigen damit dieser Kelch an ihnen vorbei zieht. „Nein, nein, Frau Müller, suchen Sie ihr Geld ruuuuhig centweise aus dem Portemonnaie, wir haben ja Zeit, nicht?“
Frau Alchemilla, die Filialleiterin trifft es dann. Herr Einfallsreich knallt eine Packung Amoxicillin auf den HV Tisch: „Ich habe davon Magenschmerzen bekommen, die nehmen sie jetzt zurück!“ „Das kann ich gerne machen Herr Einfallsreich. Ich werde die Packung dann vernichten. Am Besten Sie sagen Ihrem Arzt noch Bescheid dass Sie die Therapie abbrechen mussten, dann verordnet er Ihnen vermutlich etwas anderes.“
„Was heißt hier vernichten? Ich will mein Geld zurück! Das Teufelszeug hat mir nur geschadet, und da soll ich noch etwas bezahlen??? Neiiin. Nicht mit mir.“ „Hören Sie – wenn ein Medikament das Haus verlassen hat, dann dürfen wir es nur noch vernichten. Außerdem fehlt ja auch schon etwas aus dem Blister.“
Doch Herr Einfallsreich gibt nicht auf: „Da ist doch nichts dabei wenn sie die mal eben zurück nehmen! Die zwei Tabletten die da nur fehlen können sie ja vom Preis wieder abziehen. Hören Sie – ich komme ja schon seit Jahren hierher, länger als Sie schon auf der Welt sind mein Frollein! Und als Stammkunde kann man doch mal ein Auge zu drücken! Die Packung ist ja nun fast unangebrochen.“
„Wenn Sie bei Aldi einkaufen, möchten Sie da gerne eine Packung Aufschnitt kaufen wenn jemand eine Scheibe Wurst raus genommen hat? Ich trage jetzt erst mal im System ein, dass sie Amoxicillin nicht vertragen haben, nicht dass es uns dann im nächsten Jahr wieder so geht.“ Hmmm. „Wann hatten Sie die denn gekauft? Ich habe unter ihrem Namen gar nichts vermerkt!“
„Wann? Hab ich gestern gekauft bei Ihrer Konkurrenzapotheke, die ist ja näher bei meinem Arzt.“
Fällt einem da noch was dazu ein? Wir sind doch kein Filialverbund. Manche Kunden sind offenbar der Meinung, das rote Apotheken-A sei so etwas wie ein Markenname und wir gehören im Grunde alle zusammen.
Gerade als Frau Alchemilla kopfschüttelnd über die Selbstverständlichkeit schimpfen will, mit der manche Kunden die Höflichkeit und das Entgegenkommen der meisten Apotheken ausnutzen, betritt Frau Sonnenschein die Apotheke. In ihrem Gesicht, das an einen freundlichen Bratapfel erinnert, spielt ein Lächeln um die Mundwinkel. Sie hält eine Tüte voller Faschingskrapfen in den Händen und legt sie feierlich auf den HV.
„Die sind für das ganze Team, weil sie immer so nett sind und sich so viel Zeit nehmen! Lassen Sie es sich schmecken!“ Als Frau Alchemilla später beim Kaffee sitzt und in das süße Gebäck beißt, denkt sie nur: „Kunden... Man kann nicht mit und nicht ohne sie. Gut, dass sich das Negative meistens im Laufe eines Apothekentages wieder ausgleicht!“