Impfungen in Apotheken

DAK: Nullretax wegen Altersgrenze Carolin Ciulli, 05.06.2024 10:00 Uhr

Erst Picks, dann Retax: Die DAK Gesundheit schickt Rezepte über Grippe- und Covid-Impfungen in Apotheken zurück. Foto: lubero/stock.adobe.com
Berlin - 

Impfungen sollen zu Regelleistungen in Apotheken werden. Während der Pandemie boten viele Betriebe Schutzimpfungen gegen Covid-19 an, schulten Mitarbeiter und richteten spezielle Impfnachmittage ein. Auch die Apotheke im Seerhein-Center in Konstanz impfte regelmäßig, zudem werden Grippeimpfungen angeboten. Von der DAK Gesundheit kamen jetzt zwei Rezepte zurück, weil es für die Versicherten laut Kasse keinen Anspruch auf den jeweiligen Schutz gegeben haben soll.

Im vergangenen Herbst konnten sich Kundinnen und Kunden bei Murat Baskur gegen Covid-19 impfen lassen. An einem Tag in der Woche lud der Inhaber der Apotheke im Seerhein-Center zur Impfsprechstunde. Der Dienstag sei meist komplett ausgebucht gewesen, sagt er. „Wir haben immer streng nach den Stiko-Richtlinien geimpft.“ Die Retaxierung sei „sehr dreist“.

Grippe- und Covid-Impfung retaxiert

Der Fall ereignete sich Ende Oktober. Die Apotheke verimpfte Comirnaty. Für die Dienstleistung, den Mehrdosenbehälter und die Dokumentation wurden 15 Euro fällig. Die DAK kritisiert, dass die Abrechnung nur für Versicherte mit gültigem Anspruch möglich sei. Der Betrag werde nicht gezahlt. Auch ein Rezept über eine Grippeimpfung im vergangenen Oktober kam zurück, aus demselben Grund. In diesem Fall will die Kasse knapp 24 Euro nicht zahlen.

Der Apotheker will Einspruch einlegen. „Die Covid-Impfung wurde pauschal retaxiert, weil die Person jünger als 65 war.“ Doch der Apotheker betont, dass die Berechtigung für eine Coronaimpfung auch für Jüngere bestanden habe, wenn sie etwa in bestimmten Berufen mit viel Kontakt tätig seien. Er werde den Fall prüfen und raussuchen.

Apotheker vermutet neue Retax-Welle

Baskur kritisiert die Retaxierungen – nicht etwa wegen des Geldes, ihm geht es um das Prinzip. „Zuerst sollen wir impfen, um die Pandemie zu beenden, und dann bekommt man sowas“, ärgert er sich. Auch das Bundesgesundheitsminiserium (BMG) betonte, dass ein Großteil der Impfungen im niedergelassenen Bereich etwa in Praxen oder Apotheken durchgeführt worden sei.

Im vergangenen Jahr wurden laut Abda-Zahlen in 1500 Apotheken 134.800 Covid-19-Impfungen durchgeführt, im Jahr davor waren es 305.100 in 1600 Apotheken. In der Grippesaison 2023/2024 wurden in Apotheken demnach 97.200 Impfungen durchgeführt.

Außerdem vermutet der Apotheker, dass noch mehr dahinter steckt. Die DAK bekomme nicht mehr genug, weil es keine Nullretax mehr bei Rabattverträgen gebe. Deshalb seien die Kontrollen jetzt in anderen Bereichen verschärft worden, vermutet er. Immerhin sei die DAK federführend bei Retaxierungen. Tatsächlich schickte die Kasse zuletzt auch Rezepte zurück, die wegen Lieferengpässen etwa bei Ozempic zu spät beliefert wurden. Auf Nachfrage teilte eine Sprecherin der Kasse mit, dass nicht bestätigt werden könne, dass künftig weitere Apotheken wegen der Impfungen retaxiert werden.