Die Apotheke als digitaler Servicepunkt

DAK-Gesundheitsterminal: Ein Plus fürs Apotheken-Image?

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Berlin -

In der Kaiser-Otto-Apotheke in Essen kommt PTA Winfried von Kempis oft am DAK-Gesundheitsterminal mit Kunden ins Gespräch. Dieses befindet sich seit drei Jahren auf dem 15 Meter langen Flur, der die Apotheke mit dem Treppenhaus des Ärztehauses verbindet. Arbeit hat von Kempis damit kaum; für ihn ist das Terminal ein Plus für das Image der Apotheke. Aber: Es ist noch Luft nach oben.

Von Kempis wurde zufällig auf das Gesundheitsterminal aufmerksam und kam in der Folge mit Dieter Rittinger, dem Gründer der Betreiberfirma DeGIV, ins Gespräch. Spannend fand der PTA, der in der Apotheke seiner Frau für alle technischen Angelegenheiten verantwortlich ist, dass das Gerät nicht nur auf wenige Anwendungen reduziert ist. „Das ist praktisch eine Basisstation, wo jederzeit Anwendungen hinzugefügt und geupdatet werden können.“

Ein Plus fürs Image

Der Vorteil für die Apotheke: Ein Plus fürs Image, findet von Kempis. „Die Leute wissen, dass neben der Kaiser-Otto-Apotheke dieses Gesundheitsterminal steht. Im besten Fall erledigen die Leute nicht nur ihre Angelegenheiten am Terminal, sondern schauen danach auch noch bei uns rein.“

Rittinger ergänzt: „Das Gerät hat darüber hinaus eine Lotsen-Funktion. Über den horizontalen Infotainment-Bildschirm können Vorbeigehende niedrigschwellig auf Service-Angebote der Apotheke aufmerksam gemacht werden.“ Der untere große Bildschirm ist der werbefreie private Bereich des Anwendenden, der hier auf seine Daten zugreifen kann.

„Das Angenehme im Alltag ist, dass ich mit dem Gerät gar nicht viel zu tun habe“, erklärt von Kempis. Dies zeige, dass das Gerät selbsterklärend sei. „Ich kann diejenigen an einer Hand abzählen, die zu uns in die Apotheke gekommen sind, weil sie mit dem Terminal nicht klarkamen.“

Während der horizontale Bildschirm einen Eyecatcher mit Werbung und Informationen – wie Leistungen der Kasse und Beratungsmöglichkeiten in der Apotheke – darstellt, ist der vertikale, große Bildschirm das Herzstück des Geräts. Darüber können Versicherte beispielsweise Dokumente signieren, Rechnungen einreichen oder Anträge auf den Weg bringen.

Apothekenteams als Ansprechpartner

„Wir wollten den Startpunkt gezielt in der Apotheke setzen, denn die ist heute schon der Startpunkt für Fragen rund um den Behandlungspfad“, erklärt Rittinger. „Das pharmazeutische Personal hat aber wichtigere Aufgaben zu bewältigen als einen Krankenkassenantrag auf die Wege zu bringen“, stellt er klar.

Dass die Apothekenteams als Ansprechpartner essenziell sind, zeigt das sächsische Förderprojekt „eHealthSAX“ aus dem Jahr 2018. Unter Beteiligung mehrerer Krankenkassen wurden 225 Terminals installiert. Möglich wurde das durch die damalige Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU), die Fördermittel in Höhe von rund 2,9 Millionen Euro zusicherte. „Wir haben die Leute befragt, die aus der Apotheke kamen, ob sie das Terminal überhaupt wahrgenommen haben“, berichtet Rittinger. Das Ergebnis: „Die, die es überhaupt wahrgenommen haben, hielten es für ein Gerät, mit der die Apotheke arbeitet.“

Die Apotheken-Transformation

Das Ziel der DeGIV: die Transformation der Apotheke zu einem digitalen Servicepunkt. Diese Fragen haben per se zwar nichts mit der Apotheke zu tun. Am Beispiel E-Rezept werde aber deutlich: „Digitale Themen schlagen in der Apotheke auf und verursachen Arbeit. Der Plan mit dem Gesundheitsterminal war, dass wir durch eine ‚digitale Telefonzelle für Jedermann’ das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen zugänglicher machen.“ Das Terminal in seiner jetzigen Form sei aber nur der Anfang.

Anreize schaffen

„Zukünftig möchten wir den Anreiz für die Apotheken steigern“, stellt der DeGIV-Gründer in Aussicht. Beispielsweise könnten Apotheke Dokumente, die eine Unterschrift verlangen, integriert werden. „Der Apothekenbezug ist noch ausbaufähig. Beispielsweise könnte eine Schnittstelle zur Warenwirtschaft der Apotheke ermöglichen, dass Kunden schnell in der Mittagspause eine Bestellung absetzen, die nach Eintreffen der Ware geliefert wird.“

Von Kempis ist sich sicher, dass eine Anwendung zum Thema Zuzahlungsbefreiung einen großen Mehrwert bringen würde. „Teilweise kommen Kunden nach Wochen wieder und verlangen einen Bon für ‚eine blaue Packung mit Kapseln‘. Wir finden das schon raus, technisch ist das auch kein Problem. Aber dafür geht in Summe viel Zeit drauf.“

Aktuell ist es der Apotheke nur möglich, über den Infotainment-Bildschirm eigene Angebote zu schalten; im Gegenzug liefert sie den Strom für das Gerät, „der sehr teuer ist, wie wir alle wissen“, kommentiert von Kempis abschließend mit einem Augenzwinkern.

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