Ein nasaler Coronatest ist nicht gerade angenehm. Die tiefen naso-pharyngealen Abstriche sind vor allem bei Kindern nicht beliebt. Abhilfe soll nun eine innovative Testkabine aus den Niederlanden schaffen. Wer da drin laut schreit, weiß innerhalb von vier Minuten, ob er Corona hat oder nicht. Dabei sollen Sensitivität und Spezifität in der Liga der PCR-Tests spielen.
Aktuell gibt es kaum wirkliche Alternativen zum tiefen Nasen-Rachen-Abstrich, wenn es um genaue Ergebnisse geht. Für einen PCR-Test auf Sars-CoV-2 wird weiterhin der naso-pharyngeale Abstrich durchgeführt. Zwar liefern die mittlerweile verfügbaren Laientests auch mittels nasalen Abstrichs oder Speicheltests relativ gute Ergebnisse – der Goldstandard bleibt aber weiterhin der PCR-Test. Ein Niederländer will das nun ändern.
Peter van Wees entwickelt eigentlich Filtersysteme. Die Filtertechnologie nutzt er nun auch bei seinem innovativen Corona-Testverfahren. Hierbei ist kein Abstrich mehr nötig. Die zu testende Person steht in einer kleinen Kammer und schreit für acht Sekunden – das ist alles. Nach etwas mehr als drei Minuten liegt dann das Ergebnis vor. Die Kammer hat er Quba getauft, das steht für Quick Breath Analyzer.
Bevor mögliche Corona-Partikel in der Luft gemessen werden können, muss die Kabine partikelfrei werden. Hierfür nutzt Wees die ihm bekannten Filtertechniken. Durch eine schnelle starke Luftumwälzung wird die Luft von jeglichen Partikeln befreit. Diese Art der Filterung nutzen auch Reinräume: Je nach Reinraumklasse wird die Luft unterschiedlich oft pro Stunde umgewälzt und dadurch gereinigt. Unter einer Werkbank beispielsweise herrscht Reinraumklasse A – innerhalb dieser Bedingungen können Infusionsbeutel und andere Parenteralia steril hergestellt werden. Keime wie das Virus Sars-CoV-2 haften an Partikel. Durch die vorherige Dekontamination der Kabine werden also alle möglicherweise eingeschleusten Sars-Cov-2-Partikel abgesaugt.
Nachdem man die Kabine betritt und verschließt, erfolgt also zunächst eine Dekontamination mittels Luftumwälzung. Danach geben Lampen ein optisches Signal – und es kann geschrien werden. Alternativ eignet sich auch lautes Singen. Bei Sprechen alleine reicht die Menge an abgegebenen Partikeln für eine Messung nicht aus. Da Coronaviren eine bestimmte Größe aufweisen, soll die Detektion der Partikel anhand des Gewichtes erfolgen. Wie genau das funktioniert, offenbart Wees nicht. Jeder Keim haftet auf der Oberfläche eines Aerosols oder Partikels, diese können ein unterschiedliches Gewicht aufweisen.
Wees selbst erachtet die Testkabine als vergleichbar mit einem PCR-Test. Um dies mit Sicherheit sagen zu können, wird Quba aktuell am Berufsbildungszentrum der Industrie (BZI) in Remscheid getestet. Hier werden Sensitivität und Spezifität des Geräts ermittelt. Parallel zu dem Schreitest erhalten die „Probanden“ auch einen PCR-Test. Noch hat die Kabine keine medizinische Zulassung. Sollten die Spezifitäts- und Sensitivitätswerte überzeugen, so könnte die Kabine zukünftig vor allem in Zoos, Stadien oder Freizeitparks eingesetzt werden, so Wees.
Und noch einen Vorteil habe die Testung mittels Kammer: Bei einem Preis von 2 bis 3 Euro pro Testung ist die Quba-Kabine nicht nur schneller, sondern auch günstiger als ein PCR- oder Antigen-Schnelltest. Nur etwas lauter wird es eben in der näheren Umgebung.
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