Terminanfrage per Fax

Corona-Tests: Aponow verärgert Apotheken

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Berlin -

Seitdem die Regierung kostenlose „Bürgertests“ garantiert, werden die Apotheken mit Anfragen bestürmt – selbst wenn sie den Service gar nicht anbieten. Besonders perfide: Die Firma Aponow bietet Bürger:innen an, über die Seite „Test-Express“ einen Termin in einer Apotheke zu reservieren, selbst wenn diese dem niemals zugestimmt hat. Dieser recht plumpe Versuch, den Verkauf eines bestimmten Schnelltests anzukurbeln, wurde nach heftigen Protesten aus Apotheken vorerst eingefroren.

Unter seiner Marke Klick.A hatte Aponow vor einiger Zeit Apotheken angeschrieben und abgefragt, ob sie bei dem Terminbuchservice mitmachen wollten. Anschließend wurden aber offenbar nur die Absagen aus dem Verteiler entfernt. 200 Abmeldungen wurden registriert. Hatte sich die Apotheke gar nicht zurückgemeldet – was bei solchen Faxaktionen die Regel sein dürfte – wurde dies als Einverständnis gewertet und die Apotheke in die Liste aufgenommen.

Und so erhielten etliche Apotheken plötzlich Terminanfragen: „Ich möchte bei Ihnen einen Covid-19 Antigen-Schnelltest durchführen lassen. Meinen Wunsch-Termin habe ich unten angegeben. Bitte bestätigen Sie diesen telefonisch oder per E-Mail oder nennen Sie mir mögliche Alternativ-Termine“, heißt es in einem Schreiben.

Vorgegeben ist auch der zu verwendende Test für den Nasen- und Rachenabstrich: „Beier Covid-19 Antigen Rapid Test Kit“. In der Kundenanfrage heißt es: „Bitte verwenden Sie, wenn möglich, oben genanntes Produkt für den Test. Sollte das nicht möglich sein, kann in diesem Fall auch das Produkt eines anderen Herstellers verwendet werden.“ Sehr schön ist auch der Schlusssatz: „Die Gesamtsumme von 0,00 Euro für das Produkt und die Testung zahle ich direkt in Ihrer Apotheke.“

Unten wird der Apotheke angeboten, sich bei KlickA einzuloggen oder zu registrieren, um die Kundenbestellungen einzusehen. Die Apotheke könne hier auch Öffnungszeiten oder Informationen zum Lieferservice hinterlegen. Die Apothekenleitung wird in einem separaten Schreiben über die Kundenanfrage informiert und gebeten, die Tests über Care-express.shop zu bestellen. Darüber könnten sich die Apotheker:innen auch bevorraten. Im Preis enthalten sei auch eine Softwarelösung, mit der das Zertifikat über den Test erstellt werden könne, außerdem „unsere Google-Werbung“.

Interessant ist auch die Angabe, für Test und Testung zahle der Kunde 24,95 Euro – sofern er keinen „Berechtigungsschein“ für eine kostenlose Testung vorlegen könne. Ganz unten auf dem Schreiben können Apotheken ankreuzen, dass sie keine Anfragen mehr erhalten möchten, und sollen das KlickA per Fax mitteilen.

Das Vorgehen kam in der Apothekerschaft offenbar nicht besonders gut an. „Verbrecher, die geben über 15.000 Partner-Apotheken an“, beschwert sich ein Inhaber. Als er sich bei KlickA beschwert hat, wurde ihm versichert, dass man seine Adresse lösche. Aktuell ist die Seite Test-Express nicht mehr erreichbar.

ApoNow-Geschäftsführer Thomas Engels erklärt: „Der Onboarding-Prozess bei einer Bestellung eines Test in Verbindung mit der Anfrage eines Termines gestaltet sich in der Tat anders als unser bekannter Prozess KlickA, bei dem es nur um eine Anfrage zum Kauf eines Produktes in der Apotheke geht.“ Mitte bis Ende vergangener Woche sei kurzzeitig getestet worden, wie Apotheken mit die Anfrage auf einen Test eines User umgingen. „Da nicht jede Apotheke aus zum Beispiel räumlichen Gründen einen Test durchführen kann, bauen wir den Workflow nach Rücksprache mit Apotheken gerade um.“

Derzeit würden weitere Apotheken ermittelt und angesprochen, die sich auf das Durchführen von Test vorbereitet hätten. Diese sollen in der Auswahl nach Region mit vorheriger Absprache angezeigt werden. „Dies haben aufgrund der Vorabinformation bei Apotheken auch schon eine Reihe Apotheken aktiv getan.“ ApoNow-Gründer Markus Bönig bedauert, dass nicht mehr Apotheken Antigen-Schnelltests anbieten. Es gebe einen Konflikt zwischen der Standesvertretung, die die Apotheken als Testanbieter darstelle und den Betrieben selbst.

Hinter dem Webshop Care-express.shop steht der Ulmer Importeur CHF Export, der verschiedene Portale betreibt. Das Unternehmen gehört zur Gesellschaft Alphacure, die unter anderem an Kliniken Schutzausrüstung verkauft. „ApoNow beziehungsweise KlickA ist wegen einer Kooperation auf uns zugekommen“, sagt Geschäftsführer Thomas Hipp. Ziel der Partnerschaft sei es gewesen, Endverbraucher über das Netz der Partnerapotheken einen Schnelltest anbieten zu können. Damals seien noch keine Laientests erhältlich gewesen.

ApoNow habe angekündigt, vorab bei allen Partnerapotheken anzufragen, ob sie an der Plattform teilnehmen wollen. Dass diese nur per Fax informiert worden seien und nicht aktiv zustimmen mussten, habe man nicht gewusst. „Wir haben nicht den direkten Kontakt zu Apotheken, sondern sind der Importeur der Tests“, betont Hipp.

Die Weiterleitung des Endverbrauchers zu teilnehmenden Apotheken sei vorerst abgeschaltet worden, so Hipp. „Wir wollen die Apotheken nicht verärgern.“ Apotheken hätten sich gemeldet und moniert, es würde Kunden „vorgegaukelt“ werden, dass der Betrieb Selbsttests anbiete. Dabei sei es beispielsweise wegen räumlichen Begebenheiten nicht möglich. Auch mit einer wettbewerbsrechtlichen Prüfung sei gedroht worden. Generell seien Apotheken darin frei, die Tests auch bei anderen Anbietern zu bestellen, sagt Hipp. Wer von den Terminanfragen über KlickA profitieren wolle, werde auf care-express.shop verwiesen. „Wir betreiben einen Aufwand mit der Werbung und preisen unsere Kosten in die Tests mit ein.“

 

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