Corona-Impfung: Reicht die Grippe-Schulung aus? Alexandra Negt, 07.01.2022 11:01 Uhr
Die ersten Apotheker:innen haben bereits im Dezember ihre Impfseminare besucht. Zu diesem Zeitpunkt lag noch kein Fortbildungskonzept speziell für Corona-Impfungen vor, sodass es inhaltlich um die Grippeimpfung ging. Nach nun veröffentlichtem Curriculum stellt sich die Frage: Reichen die bislang besuchten Kurse?
Der zeitliche Umfang des Curriculums zur Durchführung von Corona-Schutzimpfungen beträgt 12 Kurse à 45 Minuten. Demnach müssen Apotheker:innen neun Stunden Selbststudium, Theorie und Praxis ableisten, um gegen Corona impfen zu dürfen. Im Curriculum für Grippeschutzimpfungen, welches im Juli 2021 veröffentlicht wurde, sind 7,5 Stunden vorgesehen.
Neues Selbststudium
Für die Befähigung zur Corona-Impfung ist für das initiale Selbststudium ein zeitlicher Rahmen von zwei Stunden vorgesehen. Inhaltlich geht es um die eigenständige Durcharbeitung von Aufklärung, Anamnese, Allgemeines zur Impfung gegen Covid-19, das Verhalten nach der Impfung und Vorgaben zum Notfallmanagement. Im Curriculum der Grippeschutzimpfungen ist kein Selbststudium vorgesehen. Hier werden alle Theorieteile wahlweise als Live-Onlinevortrag oder terminunabhängig als Webcast angeboten.
Der theoretische Teil des Curriculums für Corona-Schutzimpfungenist zweigeteilt. Zunächst geht es um den allgemeinen theoretischen Teil zu Covid-19, hierfür sind zwei Stunden vorgesehen. Inhaltlich geht es um das Virus, die Krankheit, die Therapie von Covid-19, Präventionsmöglichkeiten, Details zu den Impfstoffen, Impfquoten, häufige Komplikationen und Risikofaktoren, wichtige Informationsquellen – und die Besonderheiten bei der Covid-Impfung bei Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren.
Eine Stunde weniger Theorie
Im zweiten Teil wird die Durchführung der Impfung besprochen – wieder zwei Stunden lang. Hier geht es um die Vorbereitung, um rechtliche Aspekte und um das Aufklärungsgespräch. Es werden wichtige Aspekte bei der Durchführung, Dokumentationsvorgaben und das Vorgehen beim Auftreten unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Arzneimittelgesetz (AMG) thematisiert. Erneut geht es um das Notfallmanagement. Der Theorieteil des Curriculums beläuft sich somit auf vier Stunden. Das Curriculum zur Grippeschutzimpfung sieht drei Stunden Theorie vor: In drei Blöcken à eine Stunde – Influenza, Grippeschutzimpfung und Durchführung – werden wichtige Aspekte vermittelt.
Weiter geht es mit dem praktischen Teil. Hier sind für Apotheker:innen, die gegen Corona impfen wollen, vier Stunden vorgesehen. Bei der Fortbildung zur Grippeschutzimpfung sind es drei Stunden. Abschließend müssen bei beiden Fortbildungen auch Maßnahmen der ersten Hilfe durchgegangen werden. Im Curriculum zu den Covid-Impfungen sind hierfür zwei Stunden veranschlagt, bei den Grippeimpfungen 1,5 Stunden.
Die Ziele der beiden Fortbildungen sind ähnlich: Apotheker:innen können nach Abschluss der Fortbildung entscheiden, welche Personen geimpft werden können. Es soll ausreichend über die Impfung aufgeklärt und Notfallmaßnahmen – wenn nötig – eingeleitet werden können. Lediglich bei einem Wort unterscheiden sich die Ziele. Während es im Grippe-Curriculum heißt, dass „die Impfung gegen Influenza“ durchgeführt werden kann, hält das Corona-Curriculum die Aussage allgemeiner: „Nach Abschluss der Fortbildung können Apotheker:innen i.m. zu verabreichende Impfungen durchführen und dokumentieren.“
Kammern in Absprache
Ob Apotheker:innen, die bereits eine Fortbildung zur Grippeschutzimpfung besucht und den praktischen Teil erfolgreich absolviert haben, nun mit vorliegendem Corona-Curriculum weiterhin gegen Covid-19 impfen dürfen, bleibt offen. So hatte beispielsweise die Berliner Apothekerkammer Ende Dezember erste zusätzliche Veranstaltungen zur Grippeschutzimpfung angeboten. Auf Nachfrage bestätigte die Kammer, dass man sich aktuell mit diesem Thema auseinandersetze. Eine Einordnung, ob die bestandenen Lernerfolgskontrollen und Zertifikate auch für Corona-Impfungen Bestand haben, konnte nicht abgegeben werden.