Priorisierung, aber kein Impfstoff

Corona-Impfung für Apothekenpersonal: Noch Millionen Dosen entfernt

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Berlin -

Apotheker und PTA sind bereit, sich gegen Corona impfen zu lassen – was fehlt, ist der Impfstoff. Und weil der wohl noch Wochen und Monate auf sich warten lassen wird, könnte die Priorisierung ihnen am Ende gar nichts mehr nützen.

Die Reihenfolge, in der geimpft wird, ist in der Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV) geregelt. Mit höchster Priorität geimpft werden demnach Bewohner von Senioren- und Altenpflegeheimen, Personen im Alter von über 80 Jahren sowie Pflegepersonal mit engem Patientenkontakt oder besonders hohem Expositionsrisiko geimpft werden, etwa medizinisches Personal in Notaufnahmen.

Zur zweiten Gruppe (hohe Priorität) gehören unter anderem Menschen ab 70, Patienten mit Demenz, geistiger Behinderung, Down-Syndrom oder Organtransplantation sowie Gesundheitspersonal mit hohem oder erhöhtem Expositionsrisiko, darunter Ärzte. Ebenfalls zu dieser Gruppe gehören Polizisten, Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitsdienst sowie Angestellte und Bewohner von Flüchtlings- und Obdachlosenheimen.

Apothekenmitarbeiter gehören als Personal der kritischen Infrastruktur zur dritten Gruppe (erhöhte Priorität). Hier finden sich auch alle über 60-Jährigen, Erzieher und Lehrer, Mitarbeiter in Justiz und Verwaltung, Chroniker sowie allgemein Menschen mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) leben rund eine Million Menschen in Pflegeheimen, 5,4 Millionen Menschen sind über 80 Jahre. Alleine die erste Gruppe wird daher auf mindestens 8,6 Millionen Menschen geschätzt. Gruppe 2 wird vom RKI auf rund 12,7 Millionen Köpfe geschätzt, Gruppe 3 auf 15,3 Millionen. Insgesamt sollen damit rund 33,4 Millionen Menschen geimpft werden, bevor die übrigen 45 Millionen Menschen dran sind.

Doch diese Differenzierung könnte sich als Makulatur erweisen. Denn im ersten Quartal werden voraussichtlich gerade einmal 12 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen, also genug für sechs Millionen Menschen. Bis Ende Februar werden laut Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wohl sogar nur 6,4 Millionen Dosen geliefert – alleine die Impfung der ersten Gruppe wird sich also mindestens bis in den April ziehen, sofern keine weiteren Impfstoffe in signifikanten Mengen dazu kommen.

Seit Bekanntwerden der viel zu geringen Bestellmengen wird unter Hochdruck und auf höchster Ebene nach zusätzlichen Kapazitäten und Kontingenten gesucht. Bleibt zu hoffen, dass die Liefermengen ab Frühsommer spürbar zunehmen. Die Priorisierung könnte dann schnell überholt werden.

Spahn hatte mehrfach versichert, dass bis Sommer jedem Deutschen ein Impfangebot gemacht wird – wobei damit laut einem Sprecher der Zeitraum bis September gemeint ist. Außerdem hatte Spahn immer wieder eingeschränkt, dass dieses Versprechen nur unter der Prämisse gelte, dass weitere Impfstoffe zugelassen werden.

Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) wurden bis jetzt folgende Mengen geordert:

  • Biontech/Pfizer: mindestens 60 Millionen Dosen über die EU sowie eine gesicherte Option auf weitere 30 Millionen Dosen national
  • Moderna: 50,5 Millionen Dosen über die EU, zusätzlich wird hier über zusätzliche Dosen national verhandelt
  • Curevac: mindestens 42 Millionen Dosen über die EU sowie eine Option auf 20 Millionen Dosen national
  • AstraZeneca: 56,2 Millionen Dosen über die EU
  • Johnson & Johnson: 37,25 Millionen Dosen über die EU

Liefertermine nennt das BMG nicht.

 

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