Apotheken entlasten Arztpraxen

Corona-Impfung: „Die Utensilien bezahlt uns niemand“

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Berlin -

Mit der Zunahme der Infektionszahlen wächst auch das Interesse an der Impfung wieder. „Ich impfe seit Ende August gegen Corona“, so Nojan Nejatian, Inhaber der Heegbach Apotheke in Erzhausen in Hessen. Die Nachfrage sei zwar im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken, aber dennoch vorhanden. „Viele Menschen möchten sogar parallel zur Corona-Impfung auch die Grippeschutzimpfung bekommen.“ Doch er hat einen Kritikpunkt.

In den Apotheken wird wieder geimpft. Auch in Hessen können die Menschen sich in der Heegbach Apotheke immunisieren lassen. „Wir impfen schon seit Ende August wieder gegen Corona“, so Nejatian. Er hat bereits Menschen geimpft, die im Sommer verreisen wollten. „Der von uns verwendete Impfstoff ist Comirnaty von Biontech/Pfizer.“ Er hat dazu den üblichen Wochenrhythmus wieder aufgenommen. „Die Bestellung läuft problemlos. Wir bestellen die Vakzine eine Woche im Voraus, und geliefert wird dann am folgenden Dienstag“, so der Inhaber.

Aber: „Wir müssen wieder mit den Vials klarkommen, die mehrere Portionen enthalten“, beklagt der Apotheker. „Das grenzt uns in unserer Flexibilität ein.“ Er kann nicht spontan impfen, sondern muss erst sechs Personen „zusammenkriegen“. Die Nachfrage nach Corona-Impfungen liege unter Vorjahr: „Viele Menschen, die sich hätten impfen lassen wollen, sind derzeit an Corona erkrankt oder haben die Infektion gerade erst überstanden, sodass bei diesen Personen akut keine Immunisierung vorgesehen ist.“

Vorrangig impft er Menschen, die bereits die vierte oder fünfte Booster-Spritze bekommen haben. „Die meisten Menschen, die ich geimpft habe, vertragen die Impfung gut. Es sind meistens nur die üblichen lokalen Nebenwirkungen wie Armschmerzen“, so Nejatian. „Viele Personen möchten parallel zur Corona-Impfung auch die Grippeschutzimpfung.“ Laut Robert Koch-Institut (RKI) sei es kein Problem, dass beide Vakzine gleichzeitig verabreicht werden. „Ich lasse aber lieber trotzdem einen Impfabstand von zwei Wochen. So können wir die Nebenwirkungen besser eruieren“, erklärt der Apotheker, der dies dann auch der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) meldet.

„Ich impfe nicht aus finanziellen Aspekten.“

Die benötigten Verbrauchsgegenstände muss Nejatian allein finanzieren: „Pflaster, Desinfektionsmittel und Kanülen müssen wir selbst organisieren. Das ist sehr schade.“ Mehr noch: „Das ist in meinen Augen eine Doppelmoral. Wenn Ärzte und Ärztinnen impfen, können sie solche Dinge über Sprechstundenbedarf abrechnen“, beklagt er. „Die Apotheken sollen tatkräftig unterstützen, aber die Utensilien selbst besorgen.“

Insgesamt sei die finanzielle Situation rund um das Impfen schwierig: „Die investierte Zeit deckt sich nicht mit der Kostenabrechnung. Ich mache das vorrangig als Service gegenüber meiner Kundschaft“, so Nejatian. „Ich impfe nicht aus finanziellen Aspekten.“

Dass die Corona-Welle definitiv da sei, sieht der Inhaber auch an der hohen Nachfrage der Tests. „Manche Großhändler haben derzeit gar keine Tests mehr. Es gibt einen regelrechten Run“, so der Inhaber. Umso wichtiger sei die Prävention: „Es wäre sogar besser gewesen, noch früher mit den Impfungen zu beginnen“, ist er sich sicher.

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