Die vermehrten Krankmeldungen wegen einer Covid-19-Infektion sind auch in Apotheken zu spüren. In einer Apotheke in Westfalen-Lippe fiel die angestellte Approbierte plötzlich aus. Die Inhaberin suchte erfolglos nach Ersatz – und musste ihren Urlaub in den Bergen quasi über Nacht abbrechen. Eine kurzfristige Schließung kam für sie nicht in Frage.
Die Corona-Zahlen steigen wieder und auch in den Apotheken fallen deshalb Mitarbeiter:innen aus. Die Zahl der Mitarbeiter:innen in Isolation oder Quarantäne nähert sich erneut einem Rekordniveau, wie eine aktuelle Befragung von aposcope zeigt. 39 Prozent der befragten Apotheker:innen und PTA gaben an, dass Coronaerkrankungen im Team wieder zugenommen haben. Das sind 8 Prozentpunkte mehr als bei den vorherigen Befragungen im Mai und Juni.
Die Apothekerin aus einer Kleinstadt in Westfalen-Lippe traf der Ausfall überraschend. Seit Samstag genoss sie gemeinsam mit der Familie in Österreich ihren Sommerurlaub. Am Montag erhielt sie die Nachricht, dass die Vertretungsapothekerin an Covid-19 erkrankt sei und deshalb ausfalle. Dazu seien weitere Personalausfälle aufgrund von Infekten gekommen, sagt sie.
Die Apothekerin versuchte über ihre Kontakte in sozialen Medien und durch Anrufen bei Apotheken im Umkreis einen Ersatz zu bekommen. „Für einen Tag habe ich zum Glück jemanden gefunden“, sagt sie. Eine Bekannte aus einer Apotheke aus der Region sei kurzerhand eingesprungen. Das kollegiale Miteinander zwischen den Apotheken vor Ort sei etwas Besonderes. Die Inhaberin ist sehr dankbar, dass sich eine Apothekerin Zeit genommen hat und schnell eingesprungen ist. „Es ist toll, wie man sich gegenseitig hilft.“ Allerdings seien mehrere Personalausfälle für Vertretungen nicht leicht zu stemmen. Und ohne Approbierten darf der Betrieb nicht öffnen.
Gestern kam sie nach einer „wilden Fahrt“ wieder mit dem Zug zu Hause an. Seit heute ist die Apothekerin wieder in ihrer Offizin für die Kundschaft da. Die Ferien gingen langsam zu Ende und im Betrieb sei wieder mehr los. Bei der Kammer schnell Betriebsferien anzumelden, sei nicht in Frage gekommen. „Das muss man vorbereiten, was soll ich denn so schnell mit den ganzen Abholern machen“, sagt sie. An eine vorübergehende Schließung habe sie nicht gedacht: „Ich war auch erschlagen von der Situation.“ Die Apothekerin freut sich auf das Wochenende, wenn am Samstag ihre Familie nach Hause kommt.
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist bei der Anmeldung von Betriebsferien der erste Ansprechpartner. Laut Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) sind Apotheken sind zur ständigen Dienstbereitschaft verpflichtet. Die zuständige Behörde könne aber einen Teil der Apotheken von dieser Pflicht befreien. In solch einer Notsituation sei ein Anruf oder eine formlose Mail ausreichend, sagt ein Kammersprecher. Wichtig sei, dass die Arzneimittelversorgung gewährleistet sei. Dies kann laut ApBetrO durch eine andere Apotheke, die sich auch in einer anderen Gemeinde befindet, sichergestellt sein. Sei dies erfüllt, werde die Apotheke in der Regel von der Dienstbereitschaft befreit, so der Sprecher.
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