Steuerfreie Sonderzahlung

Corona-Boni in jeder vierten Apotheke

, Uhr
Berlin -

Die Arbeitsbelastung in den Apotheken war gerade in den ersten Monaten der Corona-Krise enorm hoch. Und obwohl viele Inhaber inzwischen erheblich Zukunftssorgen plagen, wird die Mehrarbeit der Mitarbeitern vielerorts anerkannt. In jeder vierten Apotheke wurden einer aposcope-Umfrage zufolge Boni gezahlt oder sind vorgesehen.

Zur Anerkennung der zusätzlichen Belastungen von Mitarbeitern in der Corona-Krise sind einmalige Sonderzahlungen in Höhe von maximal 1500 Euro steuerfrei gestellt. 13 Prozent der 302 teilnehmenden Inhaber, angestellten Approbierten und PTA gaben an, einen Bonus gezahlt beziehungsweise bekommen zu haben. Bei weiteren 12 Prozent wurde noch nichts gezahlt, der Bonus sei aber geplant. Angestellte Apotheker gaben häufiger als PTA an, gesondert vergütet worden zu sein, allerdings stammen die Teilnehmer auch nicht aus denselben Betrieben. Einige wissen vielleicht noch nichts von ihrem Glück: Insgesamt 21 Prozent der Inhaber haben nach eigenen Angaben Boni gezahlt, ebenso viele haben es noch vor.

Den Freibetrag schöpfen allerdings nur die wenigsten Chefs voll aus. Immerhin jeder zehnte Befragte gab an, dass die Boni zwischen 1250 und 1500 Euro lagen, bei weiteren 7,7 Prozent lagen sie sogar über dem Freibetrag. Doch in den meisten Fällen beliefen sich die Sonderzahlungen auf unter 250 Euro (31 Prozent) oder zwischen 250 und 500 Euro (28 Prozent).

In jeder fünften Apotheke gab es andere Gesten der Anerkennung. Süßigkeiten, Eis und Kuchen, ein gemeinsames Teamfrühstück auf der einen Seite, Sachgeschenke wie Gutscheine oder Blumen auf der anderen Seite. Manchmal wurde als Geste der Anerkennung auch ein halber freier Tag oder Sonderurlaub gewährt.

Aber wie groß war der Stress am HV-Tisch wirklich in den vergangenen Wochen und Monaten? 70 Prozent der Mitarbeiter in Apotheken bezeichnen ihre Arbeitsbelastung derzeit als hoch oder zumindest eher hoch, 12,3 Prozent davon sogar als sehr hoch. Hier gibt es – in der eigenen Wahrnehmung – recht deutliche Unterschiede zwischen Inhabern und PTA. Während die leitenden Apotheker nur zu 3,9 Prozent über eine sehr hohe Arbeitsbelastung klagen, sind es bei den PTA 19 Prozent.

Große Einigkeit unter allen Befragten besteht hinsichtlich der Einschätzung, dass das Arbeitspensum in der Corona-Krise gestiegen ist. Für den besonders intensiven Monat März stimmten volle 87 Prozent dieser Aussage zu, im April waren es immer noch 64 Prozent, im Mai bislang 26 Prozent. Im Vergleich zu einem „normalen“ Monat zu dieser Jahreszeit gaben für den Mai 32 Prozent ein unverändertes Arbeitsaufkommen an, bei 41 Prozent ist dagegen ein Rückgang zu sehen. Damit dürfte auch der Umsatz im Mai in einer Mehrheit der Apotheken unter dem Vorjahresniveau liegen.

Das macht sich in einigen Betrieben sogar beim Personalbestand bemerkbar. 3,9 Prozent der Inhaber haben in der Corona-Krise Kündigungen ausgesprochen, ebenso viele planen damit. Das sind jedenfalls mehr als Einzelfälle, wobei die jeweiligen Hintergründe der Kündigungen in der Umfrage nicht erfasst wurden.

Für mehr als jeden zehnten Betrieb sind staatliche Wirtschaftshilfen ein Thema. 7,6 Prozent nehmen sie aktuell in Anspruch oder haben das bereits getan, weitere 5,6 Prozent planen die Beantragung. In 11 Prozent der Apotheken kam es zumindest vorübergehend zu Kurzarbeit, in mehr als der Hälfte der Fälle (59 Prozent) lag die Reduktion bei bis zu 25 Prozent. Dass Mitarbeiter zu 75 bis 100 Prozent in Kurzarbeit geschickt wurden, kam allerdings auch vor (5,9 Prozent). Davon berichten ausschließlich PTA unter den Teilnehmern.

Nachdem die Wirtschaft und das öffentliche Leben schrittweise wieder hochgefahren wurden, werden auch in den Apotheken einige Maßnahmen zurückgefahren. So gaben zwar 18 Prozent der Befragten an, dass in ihrer Apotheke noch immer in Teams mit getrennten Schichten gearbeitet wird, um einen Ausfall des gesamten Teams im Fall einer Infektion zu vermeiden. Doch inzwischen haben 23 Prozent diese Maßnahme wieder abgeschafft. Bei der Umstellung auf flexible Arbeitszeiten zeigt sich ein ähnliches Bild. Derzeit lautet die Devise vielerorts eher: Überstundenabbau. In 39 Prozent der Apotheke wird das gemacht oder steht an.

aposcope befragt seit dem 25. Februar 2020 jede Woche verifizierte Apotheker*innen und PTA online zum Thema Coronavirus. An der aktuellen Umfrage nahmen am 19. Mai 2020 insgesamt 302 Apotheker*innen und PTA teil. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Apothekenlandschaft.

 

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr aus Ressort
Neue Nische für Zwischenhändler
Skonto über Großhandelsapotheken?
„Die Kosten steigen zurzeit ins Unermessliche“
Weihnachtsgeld: So kürzen die Inhaber

APOTHEKE ADHOC Debatte