Bürgertests sollen laut dem Corona-Expert:innenrat der Bundesregierung nicht in der derzeitigen Form fortgeführt werden. Die Berater sprechen sich in ihrer Stellungnahme zur „Pandemievorbereitung auf Herbst/Winter 2022/23“ dafür aus, dass nicht mehr in der bisherigen Breite getestet wird und dass die Impfzentren die Aufgabe übernehmen.
Der Rat empfiehlt, die Surveillance- und Test-Strategie anzupassen und „die bisher sehr intensive, aber breite und wenig gezielte Testung zu reduzieren“. Sie schlagen eine Art Standbye-Modus vor: „Regulatorische und finanzielle Voraussetzungen für eine vorübergehende und bedarfsweise Anhebung der Testintensität, zum Beispiel bei Aufkommen neuer Varianten in Hochinzidenzphasen, müssen aber weiter bereitgehalten werden.“
Konkret soll innerhalb von sechs Monaten bei „stabiler Infektionslage“ – also in Abhängigkeit von den Inzidenzen – die Testung „schrittweise auf symptomatische Fälle, begründete Verdachtsfälle sowie auf Risikogruppen unter Berücksichtigung von Influenzaviren und RSV reduziert werden“. Screening soll nur unter bestimmten Bedingungen durchgeführt werden, etwa bei epidemiologisch relevanten Varianten sowie in Krankenhäusern und Alten- und Pflegeheimen. „Kein Screening in Kitas und Schulen außerhalb von Studien, besonderen Bedingungen wie einer pathogeneren VOC oder lokalen Ausbrüchen.“
Aber: „Die Möglichkeit zur freiwilligen, refinanzierten Testung sollte jederzeit erhalten bleiben.“
Um eine eine „leistungsfähige Testinfrastruktur“ im Herbst und Winter schnell reaktivieren zu können, schlagen die Berater eine „Integration in die Infrastruktur der Impfzentren“ vor. Dies führe auch zu „erheblich verbesserter Qualitätskontrolle“. Allerdings: Einige Bundesländer haben die Impfzentren aus Kostengründen teils drastisch zurückgefahren, in Baden-Württemberg etwa gibt es kein einziges mehr. Trotz des Versprechens von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), 100 Millionen Euro pro Monat für Impfzentren zur Verfügung stellen, scheuen die Länder den hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand.
Weiterhin schlagen die Expert:innen vor:
Die derzeit noch sehr präsenten täglichen Meldungen reiner Inzidenzzahlen sollten schrittweise durch ein digitales Echtzeitlagebild ergänzt werden, das die Infektions- und Krankheitslast nach Altersgruppen sowie die Kapazitäten der Krankenhäuser auf Stadt- und Kreisebene differenzierter abbildet. Eine stichprobenartige Integration sozioökonomischer Faktoren sei anzustreben. „Ein solches Lagebild sollte über Covid-19 hinaus für andere Infektionskrankheiten zur Darstellung der Belastung des Gesundheitssystems verstetigt werden. Die Eckpfeiler dieser Strategie sind die Abschätzung der Fallzahlinzidenz und -dynamik und die Ausbreitung in der Bevölkerung, der Krankheitsschwere, der Belastung besonders vulnerabler Gruppen, der Belastung des Gesundheitswesens
und der Kritis sowie die Identifikation von lokalen Ausbrüchen. Alle Änderungen und Verbesserungen sollten nachhaltig erfolgen.“
Die Erhebung der Infektionslast, der allgemeinen Krankheitslast und der Belastung des Gesundheitssystems sei im Herbst und Winter im Hinblick auf mögliche parallele Infektionswellen durch Influenzaviren und andere Atemwegserreger und einer in der Folge möglicherweise starken Belastung der Kliniken – vor allem der Kinderkliniken – hochgradig relevant. Der gezielte Labornachweis eines konsentierten Panels von Atemwegsviren sollte über das Aufnahmescreening ausgewählter Krankenhäuser verschiedener Versorgungsstufen erfolgen:
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