Wöchentlich erscheint ein neuer Corona-Test auf dem Markt. Neben Analyse-Verfahren von namenhaften Herstellern wie Bosch oder Roche sind auch immer mehr Schnelltests von kleineren Unternehmen verfügbar. Nun folgt ein weiterer: Adversis Pharma hat gemeinsam mit dem Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrum (BBZ) der Universität Leipzig einen Test für die heimische Anwendung entwickelt. Der Test erfolgt mittels Blutprobe. Die entnimmt der Patient und schickt sie dann ein. Ein Arztbesuch entfällt somit mit dem neuen AProof Sars-CoV-2 IgG Elisa Test.
Eine Corona-Infektion kann auch mit sehr schwacher oder überhaupt keiner Symptomatik einhergehen. Schnelltests sollen Gewissheit bringen, doch diese Covid-19-Antikörpertests sind unter Fachleuten umstritten. Die Abda rät Apotheken wegen rechtlicher Bedenken dringend davon ab, ihren Kunden solche Tests anzubieten. Denn das sei eine Ordnungswidrigkeit und könne mit einer Geldbuße bis zu 30.000 Euro geahndet werden.
Die reine Blutabnahme durch den Patienten selbst scheint eine neue Grauzone: Bei dem Corona-Antikörpertest für den Hausgebrauch erfolgt diese nämlich in den eigenen vier Wänden. Die Verkündung des Ergebnisses erfolgt, wie bei anderen Anbietern auch, per Online-Benachrichtigung. Der Apotheker dient nur als Verkäufer – das Ergebnis und weitere Handlungsempfehlungen erhält nur der Patient.
Der von Leipziger Forschern entwickelte Test sei eine Alternative zum Gang in die Praxis. Die Probeentnahme sei problemlos von zu Hause aus möglich, erläuterte Professor Dr. Jörg Gabert von Adversis Pharma. Die rasche Entwicklung innerhalb von knapp fünf Monaten „spricht für den Wissenschaftsstandort Leipzig“, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Montag bei der Vorstellung. Er selbst habe bereits den Test gemacht und sei gespannt auf das Ergebnis.
Der Test wird von Dienstag an bundesweit von Apotheken vertrieben oder kann online bestellt werden und kostet 49 Euro. Dabei muss zunächst eine Fingerkuppe desinfiziert und mit einer kleinen Lanzette eingestochen werden. Die Bluttropfen werden dann auf einer Filterkarte aufgebracht, 20 Minuten getrocknet und an Adversis geschickt. Dort werden die Proben analysiert und das Ergebnis kann innerhalb von 24 bis 48 Stunden online abgefragt werden.
Durch die unkomplizierte Handhabung könne der Test insbesondere in Schulen, Kitas, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen genutzt werden, um Risikogruppen zu schützen, teilte das Wissenschaftsministerium am Montag in Leipzig mit. Das Forschungsprojekt ist bis 2022 angelegt und wird mit 323.000 Euro vom Freistaat und der EU unterstützt.
Auch andere Anbieter, darunter Cerascreen, verkaufen solche Antikörpertests. Auch hier entnimmt sich der Patient selbst das Blut und schickt es zur Analyse ein. Der Cerascreen-Test ist laut Unternehmen ein zuverlässiger Bluttest nach der Elisa-Methode. Es wird extra betont, dass es sich um keinen Schnelltest handelt – der Kunde erhält kein Sofortergebnis. Die Auswertung und Benachrichtigung soll laut Hersteller binnen 12 bis 48 Stunden nach Laboreingang erfolgen. Die Testung erfolgt ausschließlich auf IgG-Antikörper. Preislich liegt der Test bei 67,30 Euro.
Der Adversis-Test habe bei 1500 Proben 100 Prozent der Infektionen korrekt erkannt und lediglich 0,6 Prozent falsche positive Ergebnisse geliefert. „Es werden sich weitere Forschungen anschließen, um Erkenntnisse über die Schwere der Erkrankung zu erhalten und ob der Nachweis der Antikörper auch tatsächlich eine Immunität darstellt“, erläuterte Professor Dr. Ralf Hoffmann vom BBZ der Universität Leipzig.
Diese Werte klingen gut. Denn nicht alle verfügbaren Schnelltests oder Testverfahren können mit guten Sensitivitäts- und Spezifitätswerten punkten. Die Sensitivität eines Testes gibt die Fähigkeit an, positive Proben als positiv zu erkennen. Hat ein Test eine Sensitivität von 99,9 Prozent, so bedeutet das, dass 999 von 1000 positiven Proben erkannt werden. Anders formuliert: Eine von tausend ist falsch negativ. Einige Verfügbare Tests mittels Kapillarblut kommen über Werte von knapp über 80 Prozent nicht hinaus und bergen die Gefahr von falsch-negativen Ergebnissen.
Um die richtige Anwendung sicherzustellen, kann die Apotheke bei der Abgabe des Testes beratend unterstützen. Um geeignetes Blut aus der Fingerbeere zu gewinnen, sollte der gewählte Finger vor der Blutentnahme nämlich erst einmal eine Zeit lang massiert werden. Der Anwender sollte darauf hingewiesen werden, dass das Gewebe nicht gequetscht werden darf. Es besteht die Gefahr, dass statt Blut nur Gewebeflüssigkeit gewonnen wird, diese ist möglicherweise frei von Antikörpern – das Ergebnis könnte falsch-negativ sein.
Die meisten Anbieter weisen darauf hin, dass interessierte Kunden sich auf jeden Fall informieren sollten, ob die Krankenkasse einen Teil der Kosten übernimmt. Einige Betriebskrankenkassen würden jährlich über 200 Euro für solche Tests übernehmen. So entfallen dann nicht nur Arztbesuch, sondern auch die Kosten.
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