Zwischen Impfstoff und Intensivmedizin

Corona-Alltag in Klinikapotheken

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Berlin -

Die Fallzahlen steigen bundesweit. Die meisten hospitalisierten Patient:innen sind ungeimpft oder haben ihr Impfregime nie beendet. Die Auslastung der Krankenhäuser ist mancherorts erreicht, auch die Klinikapotheken sind am Limit. Dazu kommt die Distribution des Impfstoffs, in einigen Krankenhäusern wird das Auseinzeln von Comirnaty & Co. diskutiert.

„Glücklicherweise entwickeln sich die stationären Fallzahlen sowohl auf Isolier- wie auf Intensivstation nicht direkt proportional zu dem Anstieg der gemeldeten Infektionszahlen“, berichtet Professor Dr. Martin Hug, Direktor der Klinikapotheke am Universitätsklinikum Freiburg. Hug geht davon aus, dass dies daran liegt, dass die Inzidenzen bei den unter 30-Jährigen am stärksten ansteigen. Jedoch: „Wir bekommen als Haus der Maximalversorgung immer mehr kritisch erkrankte Patienten aus kommunalen Kreiskrankenhäusern in der Region verlegt, die dann sehr aufwändig zu behandeln sind.“

Medikamente zur Antikörpertherapie

In der Klinikapotheke der Universitätsmedizin Rostock (UMR) wurden angesichts der steigenden Inzidenz mehr Arzneimittel beschafft. „Als Maximalversorger haben wir unsere Bestände erhöht und die notwendigen Medikamente für die Behandlung von Corona-Patienten sind ausreichend vorrätig“, sagt Apothekenleiter Karl-Peter Jahns. Als sogenannte Sternapotheke für das RKI-Netzwerk versorgt der Betrieb außerdem das Land Mecklenburg-Vorpommern mit Medikamenten zur Antikörpertherapie. Zudem ist die Apotheke mit anderen Krankenhausapotheken vernetzt, um Ausfälle zu vermeiden. „Wir arbeiten mit anderen Unikliniken im Norden zusammen, um uns bei möglichen Engpässen gegenseitig aushelfen zu können.“ Derzeit bestünden keine Covid-19-bedingten Lieferengpässe und es sei genügend Impfstoff vorhanden.

Die Situation vor Ort beschreibt Dekan der Universitätsklinik: „Unser Coronakrisenstab trifft sich derzeit wöchentlich und steht darüber hinaus permanent in Verbindung. Angesichts der steigenden Zahlen wurde die Corona-Station vergrößert. Insgesamt stehen nun 48 Betten zur Verfügung.“ Dabei handele es sich nicht um die Intensivstation. Zudem sei die Lage noch nicht so extrem, dass derzeit wegen der Pandemie anstehende Operationen verschoben werden müssten. Die Personalausfälle beim Pflegepersonal seien darüberhinaus nicht höher als sonst auch. „Die UMR stellt sich auf erhöhte Patientenzahlen ein, einerseits wegen der Coronalage und andererseits wegen des Zunehmens anderer, saisonal bedingter Erkrankungen wie zum Beispiel Influenza."

 

Kliniken werden Zentren der Impfung

Kurz nach der Zulassung des ersten Corona-Impfstoffes begann das Sterillabor der Klinikapotheke in Freiburg mit dem Aliquotieren von isotoner Kochsalzlösung zur Verdünnung von Comirnaty (Biontech). „Um die Aufbereitung des Impfstoffes sicher und hygienisch zu gestalten, bereiten wir in unserer Krankenhausapotheke unter aseptischen Bedingungen Fertigspritzen mit 1,8 ml Kochsalzlösung vor, die auch die Arbeit der mobilen Impfteams ungemein erleichtern“, erklärte Hug damals.

Das Thema Impfung spielt in der Freiburger Klinikapotheke auch heute noch eine wichtige Rolle. „Wir füllen weiterhin sterile Kochsalzspritzen ab, da das Universitätsklinikum Freiburg seit Schließung der Zentralen Impfzentren ein Betriebsärztliches Impfzentrum unterhält und zusätzlich den Betrieb der mobilen Impfteams verantwortet. Für diese Bereiche – aber auch für externe Krankenhäuser in unserer Versorgung übernehmen wir die Impfstofflogistik.“

Apotheke als Lieferant von Fertigspritzen

Viele Ärzt:innen wünschen sich die Bereitstellung von applikationsfertigen Fertigspritzen. Aktuell ist kein zugelassener Corona-Impfstoff als Einzeldosis erhältlich. Eine Lösung könnte hier im Auseinzeln unter aseptischen Bedingungen liegen. Auch in Freiburg wurde die Idee bereits diskutiert: „Die Anfrage hinsichtlich der aseptischen Herstellung applikationsfertiger Spritzen mit mRNA-Impfstoff durch die Apotheke wurde in der Tat bereits mehrfach an mich herangetragen. Das bietet sich besonders bei Patienten an, die aufgrund irgendwelcher Erkrankungen stationär behandelt werden und noch nicht adäquat immunisiert sind. Hier macht es keinen Sinn, ein einzelnes Impfstoffvial auf die Station zu schicken und zu hoffen, dass sich noch fünf weitere Impflinge finden.“

Doch ganz so einfach ist es nicht. Der Prozess muss validiert werden – der Impfstoff darf keinen Schaden nehmen. „Um diesen Prozess ökonomisch und sicher abzubilden, befinden wir uns noch in Abstimmung mit den zuständigen Einrichtungen.“ Zumindest für den Klinikalltag würde das Auseinzeln unter Reinraumbedingungen eine Erleichterung darstellen.

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