Concordia: Rabattcode für Zytorezeptur Carolin Ciulli, 22.08.2024 13:48 Uhr
Hochpreiser können für Apotheken zum Problem werden. Um die Finanzierung der Arzneimittel für die Kundschaft zu erleichtern, suchen Betriebe bei Privatpatientinnen und -patienten mitunter den Weg der Direktabrechnung. Bei der Concordia wurde die Lahn-Apotheke von Thorsten Junk abgelehnt und der Versicherte stattdessen an zwei Versandapotheken verwiesen. Dass es sich bei der Anfrage um eine Zytorezeptur handelte, wurde nicht thematisiert.
Die Lahn-Apotheke in Gießen versorgt in Hessen 43 Krankenhäuser. In dem vorliegenden Fall besteht mit einer Klinikambulanz ein entsprechender Vertrag, der Rezepturen an die Apotheke weiterleitet. Der Privatpatient bat bei der Concordia um eine Direktabrechnung der Kosten von rund 6000 Euro mit der Apotheke. „Wir versuchen, wie viele andere Apotheken auch, im Hochpreissegment Privatpatienten direkt mit deren Krankenkassen abzurechnen. In der Regel gelingt dieses gut“, sagt Junk.
Doch die Concordia lehnte ab. Die Versicherung teilte dem Patienten mit, dass zwar nachvollziehbar sei, „wenn hohe Medikamentenkosten nicht von Ihnen verauslagt werden können“, heißt es in einem Schreiben. Dennoch könnten die Ansprüche dem Tarif zufolge nicht abgetreten werden. „Ein weiteres, dauerhaftes Entgegenkommen für Sie im Einzelfall können wir daher unter Benachteiligung der gesamten Versichertengemeinschaft nicht anbieten. Weitere Direktzahlungen mit einer Apotheke erfolgen nicht.“
Concordia bewirbt Versender
Die Concordia schlägt eine Lösung vor: „Nutzen Sie gerne vorhandene, seriöse und etablierte Online-Anbieter (Direktapotheken)“ wie Mycare oder Sanicare. In dem Brief werden die Internetadressen sowie der Rabattcode für den Versicherten genannt. Die beiden Anbieter böten Rabatte oder zum Teil Zahlungsfristen von mehreren Monaten an. „Sie brauchen insofern dann nicht in Vorleistung zu treten“, heißt es weiter.
Der Privatversicherer gibt sich von der Leistung der Versender überzeugt: „Auch eine durchgehende Kühlkette wird von den Anbietern garantiert“, heißt es weiter. „Bitte nutzen Sie diesen bequemen Service gerne für Ihre Bedürfnisse.“
Junk kritisiert die Wortwahl: Die Formulierungen seien „schon speziell“. „Ob man damit aussagen möchte, alle anderen Apotheken wären unseriös und nicht etabliert?“ Darüberhinaus werde für Bestellungen bei Sanicare ein Rabatt von 3 Prozent auf freiverkäufliche Produkte gewährt.
Apotheker kritisiert Zuweisung
Der Inhaber beklagt, dass der Patient durch das Schreiben verunsichert gewesen sei. Letztlich habe er die Rezeptur selbst vorab bezahlt. Zudem handele es sich bei den Äußerungen der Concordia eine „Marktdiskriminierung“ für Vor-Ort-Apotheken. Die Rezeptzuweisung gehe zugunsten von Mycare und Sanicare. Es handele sich um Strukturen, „die die freie Arzt- und Apothekenwahl einschränken“, warnt Junk. Mit der Einführung des E-Rezeptes und den eigenen Apps der Krankenkassen werde diese Entwicklung noch verstärkt. „Es ist nicht gut und auch nicht fair.“ Andere Versicherer wie die Debeka rechneten mit allen Apotheken ab.
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