Chemnitz

Apothekerin mit Kopftuch angefeindet

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Berlin -

Dima Hussein Alkoumeh, eine Apothekerin aus Syrien, absolviert in der Chemnitzer Delphin-Apotheke ihr praktisches Jahr. Während Apotheker Thorsten Hoter mit ihr sehr zufrieden ist und die junge Frau am liebsten dauerhaft einstellen möchte, stört sich manch ein Kunde – an ihrem Kopftuch. Vereinzelt gibt es sogar offene Anfeindungen.

Mitarbeiter aus dem Ausland sind im Team des Apothekers keine Seltenheit. Zu den 50 Beschäftigten der Delphin-Apotheke gehören Mitarbeiter aus der Ukraine, Weißrussland, Polen und dem Iran. Doch die syrischen Apothekerin, die seit wenigen Monaten bei Hoter ihr praktisches Jahr absolviert, ist ein besonderer Fall: Die junge Frau trägt während ihrer Arbeit hinter dem HV-Tisch einen Hidschab, ein traditionelles islamisches Kopftuch.

Unternehmen dürfen das Tragen von Kopftüchern und anderen religiösen Symbolen am Arbeitsplatz unter bestimmten Voraussetzungen untersagen, urteilte kürzlich der Europäische Gerichtshof (EuGH). Doch weder der Pharmazeut noch Alkoumehs Kollegen haben mit dem Kopftuch ein Problem. So mancher Apothekenkunde aber offenbar umso mehr.

So hat Hoter vor Kurzem im Briefkasten der Apotheke einen handgeschriebenen Zettel einer Kundin gefunden, die sich über die 27-Jährige beschwerte. Die ältere Dame schrieb, es sei ihr „unangenehm, dass mich eine Ihrer Angestellten im Kopftuch bedient“, berichtet der Apotheker. Sollte sich dies wiederholen, werde sie die Apotheke wechseln. „Wer bei uns leben und arbeiten will, muss sich schon unserer Kultur anpassen.“

„Ich war ziemlich schockiert“, sagt Hoter. Aber bei aller Kundenorientierung will sich der Apotheker und sein Team solche Äußerungen nicht gefallen lassen. Schon zuvor seien in der Apotheke abfällige Bemerkungen gefallen. „Es gibt vereinzelt Kunden, die reinkommen und sich negativ dazu äußern“, sagt er. „Als Chef stehe ich aber zu meiner Mitarbeiterin und stärke ihr den Rücken.“

Dass die Kundin, die den Brief verfasst hat, nicht mehr in seine Apotheke kommen will, sorgt ihn nicht. Mehr noch: „Sie ist bei uns definitiv nicht willkommen“, betont Hoter.

Die Syrerin hat die Reaktion der Kundin sehr verletzt. Sie erinnert sich, dass an jenem Tag eine Kundin in der Offizin war, die sagte, sie wolle nicht in einer Apotheke sein, „in der solche Leute herumlaufen“. Die Anfeindung habe sie sehr mitgenommen, so die 27-Jährige. Zumal der Tag, an dem der Vorfall passiert ist, ihr Geburtstag war.

„Ich halte mich doch nur an die Regeln, die meine Religion von mir verlangt“, sagt sie ratlos. Zwar sei das die erste unverhohlene Anfeindung gewesen, aber es gebe viele Kunden, die sich lieber von ihren Kollegen bedienen lassen, wenn sie die junge Frau mit dem Kopftuch erblicken.

Alkoumeh versteht diese Reaktion nicht. Denn ihrer Auffassung nach sollten am Arbeitsplatz nur Leistung und Kompetenz und nicht politische oder religiöse Überzeugungen zählen.

Die Apothekerin hat ihr Studium an der Universität Alleppo absolviert und hat dort den Abschluss „Bachelor in Pharmazie und Pharmazeutischer Chemie“ gemacht. Zum Arbeiten blieb ihr keine Zeit. Wie viele Syrer floh sie vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland. Seit Dezember absolviert die verheiratete Mutter eines kleinen Kindes ihr Praktikum in der Delphin-Apotheke und bereitet sich derzeit auf ihre Fachsprachenprüfung vor.

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