Apothekenumbau

Zweiter Frühling in der Kastanien-Apotheke

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Berlin -

Frischer Wind in Chemnitz: Seit 1994 hatte sich an der Einrichtung der Kastanien-Apotheke kaum etwas verändert. Inhaberin Sylvia Ost wagte jetzt den ganz großen Schritt in Richtung Zukunft – im Alter von 56 Jahren. Sie fühlt sich nicht zu alt für die Investition in sechsstelliger Höhe.

Ost liebt die Beständigkeit: Vor 23 Jahren hat sie die Kastanien-Apotheke auf dem Kaßberg in Chemnitz eröffnet. Zwölf Mitarbeiter gehören zum Team, inklusive Putzfrau und Fahrer. „Viele sind schon seit mehr als 20 Jahren dabei. Es ist sehr familiär bei uns, und das soll so bleiben.“ Erst residierte die Apotheke im Nachbarhaus. „Seit 17 Jahren sind wir am selben Standort“, erzählt Ost.

23 Jahre lang änderte sich kaum etwas an der Einrichtung. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen: „Die Schubladen an den Medikamentenschränken gingen uns schon kaputt.“ Höchste Zeit für Neues. Für kleine Auffrischungen hie und da war Ost nicht zu haben. Sie entschied sich für den ganz radikalen Schnitt, der ihr und den Mitarbeitern die Arbeit erleichtern sollte. Bei der Expopharm 2016 in München verliebte sie sich in einen kompakten Automaten von Gollmann.

Immer mit der Zeit zu gehen, um nicht stehenzubleiben, das hatte sich die Apothekerin auch schon zuvor auf die Fahnen geschrieben. „Seit drei Jahren haben wir eine Facebook-Seite, um sie richtig zu nutzen, haben wir eine Schulung gemacht.“ Im sozialen Netzwerk ließ sie ihre Kunden mit Fotos vom 9. Juni an auch täglich an den Renovierungsarbeiten teilhaben. Das ganze Team packte mit an.

An Tag 1 wurden zunächst sämtliche Schränke ausgeräumt und die Medikamente in Bottiche gefüllt. Die alten Kästen wanderten in den Sperrmüll. Die Lichtanlage draußen wurde erneuert, drinnen die Klimaanlage erweitert. „Am zweiten Tag wurde der alte Teppich rausgerissen, und dann kam der neue Teppich rein“, erzählt Ost. An Tag 3 kam der neue Automat. Derweil begannen die Arbeiten auch an der Außenfassade.

An Tag 5 stand immerhin der Kommissionierer, während ringsherum noch Chaos herrschte. An den beiden Folgetagen wurde überwiegend geputzt und ausgemistet. An Tag 7 ließ sich das Team in der Handhabung des Automaten schulen und lagerte die ersten Medikamente ein. „Ursprünglich wollten wir danach das gesamte zweite Wochenende nonstop durcharbeiten, um auch die restlichen Medikamente in den Automaten zu sortieren, aber wir wurden dann doch eher fertig“, berichtet die Apothekerin. Am 19. Juni eröffnete die Kastanien-Apotheke wieder ihre Pfoten.

Mit dem Ergebnis ist sie sehr zufrieden: „Alles ist jetzt schön und neu.“ Gerade der Kommissionierautomat habe sich schon in der Praxis bewährt: „Bei drei Rezepten mit neun Artikeln müssen wir nicht mehr mühsam in den einzelnen Schubladen suchen“, berichtet Ost. „Wenn ich ein Medikament eingebe, wirft er mir gleich das nach Rabattvereinbarung vorgesehene Präparat aus. Er nimmt sich zudem das Arzneimittel mit dem kürzesten Verfallsdatum. Auch bei der Inventur hilft er mir und sortiert automatisch die Medikamente aus, deren Haltbarkeit schon überschritten ist.“

So viel Komfort hat seinen Preis: Etwa 100.000 Euro hat der Umbau verschlungen. Kein kleines Geld, nicht nur für eine 56-Jährige. Sorge, dass sie auf den Schulden sitzenbleibt, hat sie nicht. „Den Kredit kann ich schon zurückzahlen, zehn Jahre werde ich sicher noch machen.“

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