Apothekenaufgabe

Chef überrascht Team mit Schließung

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Berlin -

Erst wenige Tage vor der Schließung hat Apotheker Thomas Biniszkiewicz verkündet, dass er seine Thomas-Apotheke in Herbolzheim dicht macht. Den vor den Kopf gestoßenen Mitarbeiterinnen, die seit langer Zeit für ihn gearbeitet haben, überreichte der 76-Jährige quasi über Nacht ihre Kündigungen. Zwei von ihnen klagen nun vor dem Arbeitsgericht auf Kündigungsschutz. Die Regale seiner Apotheke musste Biniszkiewicz jedenfalls allein ausräumen.

Der Apotheker begründet die überstürzte Schließung mit dem Verkauf der Immobilie, in dem sich die Thomas-Apotheke befindet. Einen Nachfolger für seine Apotheke zu finden, sei ihm nicht gelungen. Zum einen gingen Apotheker nicht gern aufs Land und zum anderen sei den Kandidaten das Risiko bei vier Apotheken in der Stadt zu groß gewesen. „Da habe ich versucht, zumindest das Haus zu verkaufen“, erklärte Biniszkiewicz im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC.

Das sei ihm auch gelungen. „Da musste jetzt alles etwas schneller gehen, da der neue Eigentümer das Haus sehr bald in Besitz nehmen möchte“, sagt er. „Ich habe das Ende ganz kurzfristig angesagt. Lieber kurz und schmerzlos.“ Auch seinen drei Mitarbeiterinnen hat der langjährige Chef bis zuletzt nichts gesagt. Sie, darunter eine Apothekerin, die bereits seit 40 Jahren für Biniszkiewicz arbeitet, erfuhren die Nachricht von der Schließung genauso wie alle anderen nur wenige Tage zuvor.

Gleichzeitig überreichte ihnen Biniszkiewicz Kündigungen. „Sie waren natürlich sehr überrascht“, erzählt der Apotheker, der offenbar nicht nachvollziehen kann, warum seine Angestellten die kurzfristige Schließung und ihre Kündigungen dermaßen negativ aufgenommen haben. „Sie wussten ja, dass es in meinem Alter nicht mehr lange dauern kann“, sagt er. „Außerdem finden sie bestimmt schnell einen neuen Job. Die Nachfrage ist riesig.“ Der Apotheker behauptet, die Kündigungsfrist eingehalten zu haben.

Das sehen seine Mitarbeiterinnen anders. Zwei von ihnen sollen vor dem Arbeitsgericht eine Klage auf Kündigungsschutz eingereicht haben. Biniszkiewicz wähnt sich aber im Recht und zeigt sich enttäuscht, „dass es so gelaufen ist“. Der Zwist geht soweit, dass Biniszkiewicz die Regale seiner Apotheke ohne seine Mitarbeiterinnen leer räumen musste. Nur seine Ehefrau, die als PKA in der Apotheke beschäftigt war, habe ihm geholfen, erzählt er.

Eigentlich habe er vor gehabt, bis 80 zu arbeiten. Aber er habe ein Rückenleiden und zwei Operationen stünden ihm bevor. Einen Nachfolger habe er nicht gefunden. „Ich habe zwar guten Umsatz gehabt“, behauptet der Apotheker. „Aber niemand wollte in einen Ort, der schon drei andere Apotheken hat.“

Als er seine Apotheke an der Hauptstraße eröffnet habe, sei es die zweite in Herbolzheim gewesen. In den Breisgau habe ihn als gebürtigen Berliner die Schule verschlagen. Er ging in Ettenheim aufs Internat. Bereits seine Mutter habe eine Apotheke betrieben. Auch deshalb habe er sich für ein Pharmazie-Studium entschieden, das er sich selbst verdienen musste, wie der Apotheker betont. Vor 45 Jahren hat Biniszkiewicz dann die Thomas-Apotheke übernommen.

Inzwischen ist die Apotheke Geschichte, die Regale sind ausgeräumt, das Haus an den Eigentümer übergeben. Seinen Lebensabend will der Apotheker im Heimatland seiner Frau, die aus Thailand kommt, verbringen. Biniszkiewicz verabschiedet sich mit der Schließung seiner Apotheke und dem Umzug nach Südostasien allerdings nicht vollständig von Pharmazie. In seiner neuen Heimat will sich der Apotheker in der örtlichen Krankenhausapotheke und in der Aids-Station engagieren.

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