Wenn Hersteller neue Produkte in den Markt bringen oder den Absatz anschieben wollen, werden sie manchmal übereifrig. Dann erhalten Apotheken ungefragt Pakete mit Ware. Rechnung folgt. Pfizer gehört nicht zu den Firmen, die für solche Drückermethoden bekannt sind. Doch jetzt gibt es einen merkwürdigen Fall herrenloser Päckchen im hessischen Fulda.
Die Bahnhof-Apotheke in Fulda hat schon wieder Post von Pfizer bekommen. Diesmal war es das Nahrungsergänzungsmittel Centrum, das laut Inhaber Askan Fahr-Becker ohne Bestellung ausgeliefert worden war. In den vergangenen Monaten sei er auf diese Weise schon unverhofft zu größeren Mengen anderer OTC-Präparate von Pfizer gekommen, mal Baldriparan, mal Thermacare.
Fahr-Becker, der die Apotheke mit seiner Tochter als offene Handelsgesellschaft (OHG) führt, hat sich mehrfach bei Pfizer beschwert. Er sieht nicht ein, warum er sich selbst den Aufwand machen soll, die Päckchen zurückzuschicken. „Ich habe der Firma mitgeteilt, sie könne die Ware selbst abholen in den nächsten zwei Tagen, sonst würde ich die Sendung vernichten“, berichtet der Apotheker.
Es geht gar nicht um große Beträge – die gelieferten Mengen waren laut Fahr-Becker jeweils überschaubar, „aber eben nicht bestellt“. Einen Hinweis auf eine besondere Marketingaktion habe es auch nicht gegeben, weshalb die Sendung wie eine normale Bestellung ausgesehen habe, so der Apotheker. Eine befriedigende Antwort hat er vom Hersteller auf seine wiederholten Anfragen noch nicht erhalten: „Mir wurde gesagt, das sei so üblich.“
Das kann man bei Pfizer nicht nachvollziehen. „Solche Fälle sind uns nicht bekannt“, so eine Sprecherin. Apotheken könnten die Produkte über den Außendienst bestellen oder direkt telefonisch oder per Fax direkt. Eine mögliche Erklärung: „Zwischen Bestellung und Lieferung der Waren können unter Umständen aber auch einmal mehrere Monate liegen. Grundsätzlich sind wir aber stets im engen Austausch mit den Apotheken und stehen so jederzeit für Fragen und Feedback zur Verfügung“, so die Sprecherin.
Fahr-Beckers Bericht ist jedoch kein Einzelfall, anderen Kollegen aus Fulda ist dasselbe passiert. Einen größeren Karton mit Centrum hat auch Christof Günter, Inhaber der Löwen-Apotheke erhalten. Die Rechnung habe sich auf 218 Euro belaufen. Joachim Kaiser von der St. Lioba-Apotheke bestätigte auf Nachfrage, ebenfalls ungefragt Nahrungsergänzungsmittel von Pfizer erhalten zu haben, allerdings nur in einem Fall. Er habe die Ware zurückgehen lassen.
Die Inhaber sind sich jeweils sicher, die gelieferte Ware nicht bestellt zu haben. Möglicherweise gibt es im Raum Fulda einen etwas übereifrigen Außendienstmitarbeiter. Fahr-Becker hat schon mit dessen Vorgesetzte gesprochen. „Der wollte sich um die Angelegenheit kümmern, aber bislang ist nichts passiert“, berichtet der Apotheker. Die Ware wurde jedenfalls nicht abgeholt. Allerdings hat er auch keine Nachforderung des Herstellers erhalten. Den Lastschriftauftrag mit Pfizer habe er dennoch vorerst widerrufen.
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