ApoRetrO – der satirische Wochenrückblick

„Celebrity Undercover“: Erste Folge mit Jauch

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Berlin -

Vergangenen Sonntag grillte Jauch noch als Moderator beim „Quadrell“ die Kanzlerkandidat:innen auf RTL – und sah dabei doch etwas müde aus. Das könnte an den Dreharbeiten der vergangenen Woche liegen, wie eine Apothekeninhaberin exklusiv verrät.

Laut der Apothekerin hat ein deutscher Privatsender das US-Reality-Format „Celebrity Undercover“ für den deutschen Markt adaptiert. In der Show schlüpfen Prominente in gewöhnliche Jobs, um das Arbeitsleben normaler Menschen kennenzulernen – natürlich nach einer stundenlangen Sitzung in der Maske, damit sie nicht erkannt werden. In der ersten Folge übernimmt niemand Geringeres als das Testimonial von Shop Apotheke die Rolle des Praktikanten. Dem Vernehmen nach könnte das in Zusammenhang mit der Neuauflage eines Quizformates stehen, in dem sich Jauch mit Vor-Ort-Apothekern konfrontiert gesehen haben soll.

Ganz so einfach war das neue Apothekenprojekt in der Umsetzung nicht, wie die Inhaberin aus erster Hand weiß: „Wegen der strengen Auflagen musste ich vorab eingeweiht werden und mir den Segen der Apothekerkammer einholen.“ Eine volle Arbeitswoche war der Entertainer daraufhin bei ihr im Dienst. Auf dem Programm standen die klassischen Praktikant:innen-Tätigkeiten des Apothekenalltags: Ware verräumen und unter Anleitung verbuchen, Inhouseschulungen mitmachen und bei Beratungsgesprächen zuhören. Auch beim Kompressionsstrumpfanmessen im Beratungszimmer habe Jauch aufgepasst. „Er hat Kleingeld gezählt, Wunden gesehen und sich Schicksale angehört.“

Eine echte Wahl hätte der „Wer-wird-Millionär“-Moderator ohnehin nicht gehabt. „Hätte er sich geziert, wäre er aufgeflogen. Dafür sind die Produktionskosten sicherlich zu hoch“, schätzt die Apothekerin. Sie berichtet, dass ihre Mitarbeitenden den Entertainer als durchaus interessiert erlebt hätten. Gerade mit der Rezeptur-PTA habe er viele Stunden bei der Herstellung von Salben, Lösungen und Zäpfchen verbracht und sich die Herstellungsprozesse ausführlich zeigen lassen. „Das konnte ihm bei Shop Apotheke natürlich niemand zeigen“, kommentiert die Whistleblowerin spitz.

Dass das CardLink-Verfahren genauso schnell auch in Apotheken funktioniert, habe ihren prominenten Praktikanten überrascht. Nach dem Beratungsgespräch habe er zwar nicht wiedergeben können, zu welchem Krankheitsbild überhaupt beraten wurde. Die Kassenvorgänge habe er laut den Angestellten aber schnell draufgehabt und dem beratenden Personal akribisch assistiert.

Besonders angeregt habe er sich mit den Botendienstlern unterhalten. Für die Inhaberin sei es der einzige Punkt gewesen, an dem man Jauch trotz der aufwändigen Tarnung hätte erkennen können. „Er war ganz fasziniert, wie schnell wir die Ware ausliefern können. Er hat ganz kleinlaut gemeint, dass ‚Versandapotheken‘ ja auch schnell in der Belieferung seien.“

Da hätten ihre Angestellten dem für sie unbekannten Praktikanten die Leviten gelesen. „Sie haben richtig losgelegt und ihm klipp und klar erklärt, was die niederländischen Versender in der Apothekenlandschaft anrichten – und ihm ganz deutlich gemacht, warum Shop Apotheke und Co. auf gar keinen Fall Apotheken sind“, berichtet sie – auch mit ein wenig Stolz in der Stimme. Jauch habe sich daraufhin durchaus einsichtig gezeigt.

Neben den klassischen niederländischen Versendern hat in der vergangenen Woche die Drogeriekette dm wieder einmal gezeigt, dass sie eine Apotheke sein will – und setzt den Plan mit einem eigenen Versender in Tschechien ab Sommer um. Dann sollen die Top-OTC-Marken über den Webshop verschickt werden. Große Hersteller wie Ratiopharm/Teva prüfen derzeit die „innovativen Ansätze“, während Pharma Deutschland Kritik äußerte.

Auf echte Apotheken kommt einmal mehr eine neue Aufgabe hinzu: Durch das Aus von Humaninsulinen von Sanofi und Novo Nordisk müssen Diabetiker:innen auf Produkte von Lilly umsteigen. Laut Apotheker Dominik Herzog im Apothekenalltag umfassende Schulungen und Betreuung erforderlich macht und darüber hinaus zu Lieferengpässen führen könnte. Und auch Rezeptfälschungen bleiben weiterhin ein Thema: Insbesondere in Berlin und Brandenburg werden seit Monaten manipulierte Verordnungen über Abnehmspritzen in den Apotheken vorgelegt. „Die Täter greifen dabei erstaunlich oft auf echte Rezepte von kürzlich geschlossenen Arztpraxen zurück“, weiß Versicherungsexperte Michael Jeinsen. Dass auch Verordnungen mit untypischen Präparaten gefälscht werden, berichtete in dieser Woche eine Apothekerin aus Berlin. Durch eine Rezeptfälschung über den Tyrosinkinase-Inhibitor Lenvima (Lenvatinib, Eisai) entstand ihr ein Schaden von rund 1500 Euro.

In diesem Sinne: Schönes Wochenende!

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