CDU-Praktikant überzeugt Apothekerin Carolin Ciulli, 14.09.2021 14:41 Uhr
Vier Stunden Apothekenalltag: Der CDU-Politiker Björn Simon besuchte die Birkenwald-Apotheke von Dr. Katrin Rackelmann-Silber in Obertshausen. Dabei ließ er sich unter anderem zeigen, wie die Covid-19-Impfstoffe verteilt werden. Eine Agenda gab es nicht. Wenn es ein „normaler Tag“ werde, kämen ohnehin alle wichtigen Themen zusammen, sagt Rackelmann-Silber. Und so war es auch.
Rackelmann-Silber will in Pandemiezeiten wie viele Kolleg:innen mit anpacken und setzte sich von Beginn an ein. Sie und ihr Team stellten Desinfektionsmittel her, besorgten Behälter aus dem Ausland, als hierzulande nichts mehr ging, verteilten Masken und testen Bürger:innen auf eine Infektion mit Sars-Cov-2. Dazu kommt der normale Apothekenalltag. „Ich wollte meinen Beitrag leisten, so gut es geht“, sagt die Apothekerin.
Als sie zufällig auf den CDU-Politiker Simon traf, berichtete sie ihm von den Herausforderungen. „Ich habe ihm erklärt, was es bedeutet, wenn die Politik ein ‚Rädchen dreht‘ und keine Vorstellungen davon hat, wie es ankommt. Er hat ein offenes Ohr dafür gehabt und wollte es verstehen.“ Sie lud ihn in die Apotheke ein. Am 31. August kam er um 8.30 Uhr in den Betrieb und wurde zunächst bei der Belieferung der Praxen mit Covid-19-Impfstoffen eingespannt. „Das habe ich extra gemacht“, so die Apothekerin. „Natürlich durfte er keine pharmazeutischen Tätigkeiten ausführen, aber mir war wichtig, dass er die Dokumentation, die Zuweisung der Chargenaufkleber, die Temperaturkontrolle und das Kistenpacken sieht.“
Danach ging es an den HV-Tisch in die Beratung. Rackelmann-Silber Erwartungen wurden erfüllt, als prompt eine falsche Verordnung eines falschen Schilddrüsenhormons vorgelegt wurde. Die Pharmazeutin zeigte ihm die „Überbürokratisierung“ bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln, wenn der Hersteller falsch auf die Verordnung gedruckt wurde. Simon habe mitbekommen, was die Apotheke leiste, wenn eine Praxis Urlaub habe, eine Patientin aber dringend ihre Medikamente brauche und verzweifelt sei.
Die Apothekerin ist von ihrem „Praktikanten“ überzeugt: „Er hat pfiffige Fragen gestellt“, sagt sie. „Viel mehr Interesse kann man nicht zeigen.“ Jetzt wisse sie jedenfalls, wen sie für das Direktmandat wählen werde. Auch Simon, der seit 2017 Mitglied des Bundestags ist, dankte der Apothekerin und ihrem Team für den „spannenden Einblick“. „Das eintägige Praktikum in der Birkenwald-Apotheke in Obertshausen war ein voller Erfolg.“
Er werde „insbesondere die Eindrücke bezüglich der gegenwärtigen Herausforderungen für die Apotheken gerne entsprechend nach Berlin tragen“. Im Bundestag ist der Politikwissenschaftler jedoch nicht Mitglied des Gesundheitsausschusses, sondern des Verkehrs- und Umweltausschusses sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen.
Rackelmann-Silber wünscht sich von der Politik mehr Verantwortung für Apotheker:innen. „Wir sind so gut ausgebildet und dürfen uns mehr Verantwortung zutrauen“, betont sie. „Ich möchte bei einer Schilddrüsen-Verordnung selbst von Henning auf Hexal umstellen dürfen. Das darf man uns ruhig zumuten.“ Apotheken könnten mehr Aufgaben in der pharmazeutischen Betreuung übernehmen. „Das bundesweite Netz an Apotheken soll genutzt und nicht mit Lieferverträgen torpediert werden.“ Apotheken könnten regemäßige Kontrolluntersuchungen sowie Auffrischimpfungen durchführen – alles in der Hoffnung, dass es entsprechend vergütet werde.