Caprelsa: Lieferengpass bei Schilddrüsenkarzinom-Mittel Cynthia Möthrath, 20.07.2022 12:29 Uhr
Die Lieferengpässe werden immer umfassender. Nach dem Brustkrebsmittel Tamoxifen ist nun auch ein Präparat gegen eine bestimmte Form von Schilddrüsenkrebs von den Engpässen betroffen. Caprelsa (Vandetanib, Sanofi). Nachschub soll es voraussichtlich erst im vierten Quartal geben.
In Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert Sanofi über den Lieferengpass von Caprelsa in den Stärken 100 mg und 300 mg. Probleme gibt es laut Sanofi bereits seit November 2021. Andauern soll der Engpass nun voraussichtlich bis zum vierten Quartal dieses Jahres. Ursachen seien der unvorhergesehene Wechsel eines Wirkstofflieferanten sowie ein Anstieg der weltweiten Nachfrage.
Das Arzneimittel ist in Form von Filmtabletten auf dem Markt. Vandetanib ist ein Inhibitor des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptors 2 (VEGFR-2), des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (EGFR) sowie der Rearranged-during-Transfection (RET)-Rezeptortyrosinkinase. Er ist indiziert für die Behandlung eines aggressiven und symptomatischen medullären Schilddrüsenkarzinoms (MTC) bei Patient:innen mit nicht resektabler, lokal fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung.
Ware nur gegen individuelles Rezept
Während der Lieferengpass andauert, müssen Apotheken der Firma ein individuelles Rezept vorlegen, um das Präparat zu erhalten. Außerdem soll die niedrige Dosierung nicht für Patient:innen verwendet werden, die täglich 300 mg erhalten müssen. „Die 100 mg Filmtabletten sollen pädiatrischen Patienten und Patienten mit Niereninsuffizienz oder mit Verlängerung des QTc-Intervalls vorbehalten werden“, so der Hersteller.
Generika stehen bislang nicht zur Verfügung, sodass die Versorgung von betroffenen Patient:innen problematisch sein kann. Bei Nichtverfügbarkeit des Arzneimittels sollen daher Behandlungsalternativen in Betracht gezogen werden. Als wichtigste Alternative in Deutschland nennt die Sanofi dazu den Wirkstoff Cabozantinib.