Von den sprichwörtlichen „Apothekerpreisen“ war im Zusammenhang mit Cannabis schon die Rede, die Kassen haben über die Hilfstaxe eine Kürzung der Vergütung durchgesetzt. Doch wie die aktuelle aposcope-Studie „Zukunftsmarkt Medizinisches Cannabis – Insights aus der Apotheke 2020“ zeigt, fordern die Apotheker mehr Geld – auch wegen des hohen Aufwands.
88 Prozent der Teilnehmer finden laut Umfrage, dass die Leistungen der Apotheken rund um die Abgabe von Medizinischem Cannabis besser honoriert werden sollten: Knapp 42 Prozent stimmen der Aussage vollkommen zu, weitere 31 Prozent stimmen zu und rund 16 Prozent stimmen eher zu.
Denn auch wenn vermeintlich großzügige Aufschläge abgerechnet werden können: Am wirtschaftlichen Nutzen für die Apotheke zweifeln zahlreiche Teilnehmer des Panels: 29 Prozent sehen einen eher geringen, weitere 11 Prozent einen geringen oder sehr geringen Nutzen. Demgegenüber finden nur knapp ein Drittel der Befragten Rezepte über Cannabiszubereitungen lukrativ: 19 Prozent halten den wirtschaftlichen Nutzen für die Apotheke für eher hoch, weitere 10 Prozent für hoch und nur 3 Prozent für sehr hoch. 27 Prozent konnten dazu keine Einschätzung abgeben.
Für viele Apotheker, die schon mit Cannabis zu tun hatten, ist der Aufwand enorm: Auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 6 (sehr groß) wurden für die Bereiche Dokumentation, Herstellung, Prüfung und Genehmigung die höchsten Werte von 5,1 bis 4,9 angegeben. Doch auch bei Abrechnung, Beratung und Retouren lagen die Einschätzungen bei mehr als 4,5.
„Ziel der Preisverhandlungen sollten 25 Millionen Euro Ersparnis für die GKV sein. Das ist die Hälfte des Umsatzes von 2018“, erklärt Astrid Staffeldt vom Verband der cannabisversorgenden Apotheken (VCA). Patienten hätten gehofft, dass auch für Selbstzahler die Preise sinken, doch diese Hoffnungen seien illusorisch gewesen. „Die GKV spart, aber Patienten und Selbstzahler haben nichts davon.“
Die Einsparungen tragen laut Staffeldt zu 100 Prozent die Apotheker; die anderen Marktteilnehmer müssten jetzt sehen, wie sie medizinisches Cannabis attraktiv hielten. „Vor allem bei Selbstzahlern mit geringen Mengen gibt es kein Einsparpotential. Bei den ersten 15 Gramm sind es im Endeffekt die gleichen Preise. Höchstens bei einer teuren Sorte ist die Marge etwas höher für die Apotheke.“
Mit der neuen Preisgestaltung werde der initiale Zugang erschwert. Denn Ärzte stellten zu Beginn der Therapie oft ein Privatrezept aus, um die Wirksamkeit und die Verträglichkeit der Sorten zu testen. „Über die Absicht, warum die Mischkalkulation nun so gestaltet wurde, dass mit steigender Menge die Marge sinkt, kann ich auch nur spekulieren“, so Staffeldt. „Es gibt Berichte von Kollegen, die wenige Patienten versorgt haben und die Versorgung einstellen, weil sich der Aufwand für sie nicht mehr lohnt.“
Dennoch sind laut aposcope-Studie viele Apotheker dem Thema Cannabis gegenüber positiv eingestellt: 57 Prozent sehen in dem Bereich einen Zukunftsmarkt für die Apotheke (Vorjahr: 66 Prozent). 68 Prozent sind überzeugt, dass der Markt in den nächsten drei Jahren wachsen wird (Vorjahr: 74 Prozent).
Weitere Themen der Studie sind neben der Einstellung zu Cannabis als Therapieoption und den Herausforderungen bei der Rezeptbelieferung unter anderem die Bereiche Information/Fortbildung, Organisation im Team und Zusammenarbeit mit Ärzten. Außerdem wurden im Detail die Meinungen der Panelisten zu den verschiedenen Anbietern abgefragt. Für die Studie von apsocope wurden vom 20. bis 21. April 2020 insgesamt 505 verifizierte Apotheker*innen und PTA online befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Apothekenlandschaft. Das Panel von aposcope besteht aus mehr als 2000 verifizierten Apothekerinnen, Apothekern und PTA. Die Studie kann hier bestellt werden.
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