Die neuen Regelungen der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) sind für die Apotheken mit Investitionen und laufenden Kosten verbunden. Während das Bundesgesundheitsministerium (BMG) von einmalig 3,4 Millionen Euro und jährlich 700.000 Euro ausgeht, gibt es bei den Apothekern Zweifel an den Schätzungen der Regierung: Insbesondere die Kosten für Apotheken, die stellen oder verblistern, seien zu niedrig angesetzt, kritisiert Detlef Steinweg, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands klinik- und heimversorgender Apotheken (BVKA).
Die Hochrechnungen des BMG gingen „sehr weit an der Wirklichkeit vorbei“, so Steinweg. Das Ministerium schätzt, dass rund 200 Apotheken manuell Arzneimittel stellen beziehungsweise verblistern, 100 Apotheken verblisterten maschinell. Davon erfüllen laut BMG 180 Apotheken bereits die neuen Vorgaben – Stellen und Verblistern muss künftig in einem zusätzlichen Raum erfolgen, bei maschinellem Verblistern wird ein zusätzlicher Raum als Schleuse vorgeschrieben.
Steinweg hält dagegen, dass bereits die Zahl der betroffenen Apotheken weitaus größer ist – schließlich würden weit mehr als 1000 Arzneimittel stellen oder manuell verblistern. Mehr als jede dritte Apotheke müsste sich um zusätzliche Räume kümmern, so Steinweg. Die Beispielsrechnung des BMG – 3684 Euro Miete jährlich plus Nebenkosten von 1170 Euro für eine Fläche von 15 Quadratmetern – sei wenig verlässlich: Mietet die Apotheke externe Räume an, müsse sie unter Umständen zusätzlichen Platz für Waschgelegenheiten einrechnen.
Außerdem könnten die Pharmazierat unter Verweis auf ihr Aide-Memoire Wert auf eine räumlichen Abgrenzung der Bereiche zum Ent- und Verblistern legen, so der BVKA-Vize weiter. Wie teuer die zusätzlichen Baumaßnahmen – Wände, Fußböden und Oberflächen müssen leicht zu reinigen sein – hänge vom Einzelfall ab.
Auch die Ausgaben für das QM-System veranschlagt der BVKA höher als das Ministerium: Laut BMG müssen Apotheken ohne QMS etwa 700 Euro für die Erstellung oder Anpassung eines Handbuchs investieren. Steinweg geht dagegen von 5000 bis 7000 Euro aus. Schließlich müsse jedes Präparat extra geprüft werden – etwa im Hinblick auf mögliche Kreuzkontaminationen. Allein die Kosten für externe Laborprüfungen lägen so schnell bei 700 Euro. Die vom BMG geschätzten 30 Minuten pro Fortbildung sind laut Steinweg ebenfalls zu kurz gegriffen.
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