Buttersäure-Anschlag: Inhaberin vermutet Impf-Betrüger Carolin Ciulli, 18.01.2022 15:08 Uhr
Apothekerin Tatjana Zambo ist erschüttert: Unbekannte haben vor und in ihren beiden Apotheken eine stark riechende Säure verteilt. „Es stinkt nach Erbrochenem, mein Gefühl sagt mir, dass das Buttersäure ist“, sagt sie. Sie geht davon aus, dass hinter dem Anschlag Personen stecken, die sie wegen gefälschter Covid-19-Impfnachweise angezeigt hatte.
Die Inhaberin der Vitalapotheke im Gesundheitszentrum und der Schwarzwald Vital Apotheke in Gaggenau und ihr Team stellten am Samstag den „extrem sauren“ Geruch in und vor den Apotheken fest. „Am Wochenende muss jemand in die Gebäude gekommen sein und große Mengen verteilt haben“, sagt Zambo. Sie informierte daraufhin die Polizei, die sich zunächst als wenig unterstützend erwiesen habe.
Täter:innen kamen in die Apotheke
Als gestern der strenge Geruch in den Apotheken aufgefallen sei, schaute Zambo genauer hin. In einem Regal und an einem Aufsteller in den Eingangsbereichen stellte die Apothekerin eine klebrige Spur fest. Sie alarmierte erneut die Polizei, die die Beweise aufgenommen habe. Die Täter:innen müssen beim zweiten Mal während des laufenden Betriebs in die Apotheke gekommen sein, da auf Inkontinenzprodukten und dem Werbeaufsteller Rückstände gefunden worden seien.
Jetzt ermittle die Kriminalpolizei. „Die Polizei und ich stellen einen Zusammenhang mit Impfpassfälschern her“, so Zambo. Zuletzt seien „viele Strafanzeigen“ gestellt worden, die auch geahndet würden. Mit ihrer Tätigkeit als Präsidentin des Landesapothekerverbandes (LAV) Baden-Württemberg habe die Tat nichts zu tun, ist sie sicher.
Um Zeugen zu finden, geht Zambo offensiv mit den Anschlägen um und informierte auch die lokalen Medien. „Ich finde es unmöglich, was passiert ist. Ich habe nichts falsch gemacht und hoffe auf die Wachsamkeit der Bevölkerung.“ Die Kundschaft störe sich bisher nicht an dem Geruch. Momentan seien alle Fenster und Türen offen. Zambo wird eine spezialisierte Reinigungsfirma beauftragen, um den Geruch loszuwerden. Für die Mitarbeiter:innen sei der Geruch unangenehm, auch wenn er durch das Tragen von FFP2-Masken verringert werde.
Anschlagsziel: Apothekenschließung
Mit ihren beiden Apotheken und dem Engagement während der Pandemie wie etwa dem Angebot an Bürgertestungen „sind wir im Fokus“. Dazu gekommen sei eine Klientel aus Impfgegnern, das jetzt zu Kriminellen geworden sei. „Ich vermute, dass es das Ziel war, dass ich die Apotheken schließen muss.“ Zambo will weiter jedem Verdacht an gefälschten Impfnachweisen nachgehen und ist stolz und froh, dass ihr Team hinter ihr steht. „Wir haben in der Pandemie eine sehr gute Arbeit geleistet und ich bin erschüttert, wie viel Hass und Aggression wir Apotheken in dieser Zeit erhalten.“
Buttersäure ist im Internet erhältlich und wurde bereits in der Vergangenheit von Kriminellen bei Anschlägen benutzt. Die farblose Flüssigkeit kann schwere Verätzungen der Haut, Augen und der Schleimhäute verursachen. Zudem kann es zu Irritationen der Atmungsorgane kommen.