In seiner Pharmazeutenlaufbahn wurde Simon Forster schon reichlich von Großbaustellen vor der Tür geplagt. Bei jetzt anstehenden Maßnahmen verliert der Sigmaringer Apotheker nicht nur Umsatz, sondern auch eine Zufahrt zu seinem Apothekenparkplatz.
Forster übernahm die Laizer Apotheke 2013. In den letzten beiden Jahren hat die Stadt Sigmaringen damit begonnen, die umliegenden Straßen zu sanieren. Seit dem 30. April muss er sich mit dem zweiten Bauabschnitt direkt vor seiner Tür herumschlagen. Im Vorfeld seien die betroffenen Einzelhändler auf die Stadt zugekommen. „So bekamen wir von der Stadt – im Gegensatz zum Abschnitt davor – zumindest ein bisschen Informationen über die geplanten Maßnahmen“, erzählt Forster. „Ich konnte Anzeigen schalten und Flyer drucken, auf denen aufgezeichnet ist, wie man die Apotheke und die anderen Geschäfte in der Straße erreichen kann.“ Die Bauleitung sei sogar persönlich vorstellig geworden.
Erst aus der Zeitung erfuhr Forster jedoch, dass im Zuge der Bauarbeiten auch die Bushaltestelle verlegt wird, und zwar direkt vor die Einfahrt zum Apothekenparkplatz. „Das Grundstück gehört mir. So ein Parkplatz ist richtig viel wert, denn auf dem Land braucht man das Auto.“ Entsprechend gut sei er auch bei den Kunden angekommen, vor allem, weil man ihn von zwei Straßen aus befahren konnte. „Ich fragte die Verwaltung, warum man mich denn nicht informiert hätte. Man antwortete mir, das sei alles im Gemeinderat besprochen worden, ich hätte ja zu den öffentlichen Sitzungen kommen können“, berichtet Forster. „Aber ich habe nun mal keine Zeit, jede Woche nachzuschauen, was da besprochen worden ist.“
Über einen Anwalt ließ der Apotheker bei der Verwaltung nachhorchen, ob denn bei der Planung alles mit rechten Dingen zugegangen sei. „Die Stadt war wegen der Anfrage sauer, es hat eine Weile gedauert, bis wir die Kuh wieder vom Eis hatten.“ Das Recht hatte die Verwaltung auf ihrer Seite, musste Forster einsehen. „Ich erfuhr erst bei Durchsicht meiner Unterlagen, dass die Zufahrt zum Parkplatz nur für die Unterdorfstraße genehmigt war, nicht aber für die Hauptstraße, in der jetzt gebaut wird.“ Die Bushaltestelle soll behindertengerecht ausgestattet werden. „Die Autos können dann nicht mehr über den Bordstein auf den Parkplatz fahren, ohne schwer beschädigt zu werden. Ich werde die Seite zur Hauptstraße absperren müssen.“ Die Auswirkungen für die Kunden, manche von ihnen Senioren mit Bewegungseinschränkungen, seien noch gar nicht abzusehen.
Sehr ungute Erinnerungen hat Forster an den ersten Bauabschnitt im Frühjahr und Sommer 2016. „Da ohnehin Umsatzrückgänge zu erwarten waren, hatte ich mir für diesen Zeitraum einen aufwändigen Umbau vorgenommen“, berichtet er. „Ich steckte die halbe Apotheke in einen Container auf dem Parkplatz und renovierte die Räume, ein Automat kam rein, die Sichtwahl wurde wesentlich erweitert.“ Doch die Stadt verschob den Beginn der Baumaßnahmen. „Jetzt hatte ich erst den Umbau und danach die Straßensperrung.“ Der Umsatz sei um 20 bis 30 Prozent zurückgegangen. „Dann wurde die Umleitung umgeleitet und wir hatten richtig, richtig ruhige Tage.“
Forster ist im Umgang mit Baustellen gestählt. Schon 2008 hatte er die Hohenzollern-Apotheke im 10 Kilometer entfernten Krauchenwies übernommen. „Auch hier hatte ich mit einer Baustelle zu kämpfen. Auf der Straßenseite gegenüber wurden drei Häuser abgerissen, dadurch fielen 13 Parkplätze weg.“ Zu Spitzenzeiten habe es kein Durchkommen mehr gegeben. „Gottlob hatte ich zuvor einen Autoschalter eingerichtet, hier hatte ich in dieser Zeit 5 bis 10 Prozent mehr Umsatz als in normalen Zeiten. Einmal standen vier Wagen Schlange, das hat mich besonders gefreut.“
Der Apotheker hofft, dass die Baumaßnahmen in Sigmaringen wie geplant zum 15. August fertig gestellt werden und sich die Umsatzeinbußen diesmal halbwegs in Grenzen halten. „Teilweise ist es schon wieder sehr ruhig.“ Von den Behörden und der Lokalpolitik ist er maßlos enttäuscht: „Die Verwaltung sitzt auf einem hohen Ross. Warum sollte sie uns informieren? Das macht ja nur Arbeit. Ich habe das Gefühl, dass wir als Apotheke für die Stadt da sind, aber die Stadt nicht für uns.“
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