Kommentar

Konzerninteressen vor Versorgung

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Berlin -

Apothekerinnen und Apotheker können einiges ertragen. Hemmungslose Qualitätskontrollen, IT-Anforderungen wie für Profis oder die alltäglichen Diskussionen über Rabattverträge. Was sie jedoch auf die Palme bringt, sind Konzerne, die es nicht schaffen, wichtige Arzneimittel zu liefern. Zu Recht, kommentiert Carolin Ciulli.

Die Inhaberinnen und Inhaber stehen in ihrem Betrieb persönlich für die Qualität ein. Das bezieht sich nicht nur auf die Beratung, sondern auch auf das Versprechen, ein Arzneimittel beschaffen zu können. Dass es der ohnehin von Engpässen gebeutelten Branche zuletzt mit Pharma Mall und anderen Bestellwegen abseits des Großhandels immer schwerer gemacht wird, wichtige Arzneimittel zu bekommen, ist ein riesiges Ärgernis.

Im Fall von Jaypirca (Lilly) ist das Entsetzen besonders groß. Denn das Krebsmedikament ist beim Hersteller verfügbar. Doch trotz zahlreichen Anrufen, E-Mails und Nachfragen kam es nicht in der Apotheke an. Wie eine Episode aus einem Kafka-Roman verbrachte der betroffene Apotheker Tage und wertvolle Arbeitszeit damit, dass das geforderte und mehrfach gesendete Sepa-Mandat angenommen wird – erfolglos. Auch wenn Lilly entgegnet, der Apotheker hätte seinerseits die Bedingungen nicht erfüllt, am Ende kamen beide nicht zusammen.

Spuren beim Konzern dürfte so ein Fall kaum hinterlassen, immerhin gibt es keine Alternative. Denn aus wirtschaftlichen Interessen die Versorgung zu erschweren, ist maximal unethisch. „Zuverlässigkeit im Umgang mit Partnern“, wie es in den Grundsätzen des Konzerns heißt, sieht anders aus.

Und überhaupt: Lilly. Gerade erst wurde ein Gesetz, das spöttisch den Namen des Konzerns trägt, durchgesetzt, das die Vertraulichkeit von Erstattungspreisen vorsieht. Da dadurch der Export effektiv verhindert wird, gibt es auch keinen Grund mehr, den Vertrieb künstlich zu verknappen. Originalpräparate gehören endlich wieder in den Großhandel, damit die Apotheken ihre Kundinnen und Kunden ohne zusätzlichen Aufwand versorgen können.

So erweist der Hersteller den Apotheken insgesamt einen Bärendienst: Wenn ein Krebspatient sein Arzneimittel benötigt und in der Apotheke vor Ort immer wieder vertröstet wird, wirft das ein schlechtes Licht auf die gesamte Branche. Lilly & Co. sollten sich endlich zur Apotheke bekennen – in Worten und in Taten!

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