Das Votum der Briten hat die meisten überrascht: Fast 52 Prozent stimmten für den Ausstieg aus der Europäischen Union (EU). Die Hälfte der Teilnehmer eine Umfrage von APOTHEKE ADHOC befürchtet negative Auswirkungen des EU-Referendums. Viele sind sich aber auch unsicher, was der Brexit bedeutet.
Die Hälfte der Teilnehmer erwartet, dass die Entscheidung der Briten, die Europäische Union zu verlassen, negative Auswirkungen haben wird: 30 Prozent sehen Europa wirtschaftlich geschwächt. Weitere 20 Prozent glauben sogar, das Votum der Briten sei der Anfang vom Ende und die EU werde zerbrechen. Ein Drittel der Teilnehmer hingegen gab an, die Folgen nicht einschätzen zu können.
Eine Minderheit denkt, dass es der EU ohne Großbritannien leichter fällt, Entscheidungen zu treffen. 11 Prozent bewerten den Brexit als sehr gut. Weitere 7 Prozent finden das EU-Referendum über den UK-Verbleib in der Union als unbedeutend. Sie glauben nicht, dass sich dadurch viel ändern werde. Vom 24. bis zum 26. Juni 2016 nahmen 284 Leserinnen und Leser an der Umfrage teil.
Am 24. Juni entschieden sich die Briten mehrheitlich dafür, die EU zu verlassen. Von den mehr als 64 Millionen Einwohnern Großbritanniens gingen mehr als 30 Millionen Wähler an die Urne. Die Wahlbeteiligung war mit 72 Prozent sehr hoch. Das Vereinigte Königreich ist seit dem 1. Januar 1973 Mitglied der EU, allerdings gehören England, Wales, Schottland und Nordirland nicht zum Schengen-Raum.
Die Pharmaindustrie befürchtet, dass der Brexit verschiedene Bereiche des Im- und Exports von Arzneimitteln auf und von der Insel betreffen könnte. Ein EU-unabhängiges Großbritannien würde beispielsweise Reimporte unmöglich machen. Zudem müssten Arzneimittelverpackungen mit neuen Sicherheitssystem versehen und die Anerkennung der Berufsqualifikationen für Apotheker müsste neu geregelt werden. Das Vereinigte Königreich würde wie ein Drittstaat behandelt, demzufolge entfielen alle Handelsvorteile, die die EU bietet.
Dr. Martin Zentgraf, Vorstandschef des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), warnte zudem vor den Folgen für die Arzneimittelversorgung. Die EU habe einheitliche Anforderungen für die Zulassung und Herstellung von Arzneimitteln die Voraussetzung für die länderübergreifende Versorgung mit sicheren und wirksamen Arzneimitteln geschaffen. Die dadurch entstandenen Handelsverbindungen müssten nun auf eine neue Grundlage gestellt werden, soweit das möglich sein wird, so Zentgraf.
Paneuropäische Pharmahändler wie Phoenix und Celesio bedauerten das Votum der Briten. Da der Inselstaat jedoch zunächst zwei weitere Jahre EU-Mitglied bleibt, erwarten die Unternehmen keine unmittelbaren Folgen. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH), Dr. Hermann Kortland, betonte, dass gerade im Arzneimittelbereich zeige, wie sinnvoll gemeinsame europäische Standards seien. Deshalb fordert der BAH den Umzug der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) von London nach Bonn. Auch Schweden hat Interesse bekundet, die Behörde aufzunehmen.
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