„Die rennen uns die Bude ein!“

Bremen: Apotheken sollen kostenlose Masken verteilen

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Berlin -

Zum Schutz der Risikogruppen sollen in Bremen schon bald kostenlose FFP2-Masken verteilt werden. Die Ausgabe soll über die Apotheken erfolgen. Die sehen darin zwar einerseits Vorteile in puncto Positionierung, fürchten jedoch ebenfalls Probleme und Diskussionen.

Rund zwei Millionen Euro aus dem Corona-Fonds sollen für die kostenlose Abgabe der FFP2-Masken vom Land Bremen investiert werden, wie die Bremer Nachrichten gestern berichteten. Dies soll für rund eine Million Masken reichen. Vor allem für ältere Menschen und Risikogruppen soll so der Schutz vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 erhöht werden. Zusammen mit der Apothekerkammer werde derzeit über die genauen Details beratschlagt. Konkrete Informationen gibt es jedoch noch nicht – dabei könnte die Aktion schon in der kommenden Woche starten. „Klar ist aber, dass wir eine möglichst unbürokratische Lösung suchen“, schreibt die Kammer auf Anfrage.

Stärkung der Vor-Ort-Apotheke

Die Apotheken in Bremen sehen das Vorhaben zwiegespalten: „Ich habe noch keine Vorstellung, wie genau das laufen wird“, meint Rüdiger Pollok, Inhaber der Elefanten-Apotheke. Im Grunde genommen befürwortet er die Aktion. „Es ist gut, weil wir so das Bewusstsein der Menschen und der Politik für die Apotheken vor Ort stärken und zumindest wieder ein paar Pluspunkte sammeln können“, findet er. „Wir werden das auf jeden Fall leisten – und wir können das auch! Offenbar sind wir doch nicht ganz überflüssig.“

Allerdings sieht Pollok auch Hürden bei der Abgabe: „Wir brauchen auf jeden Fall einfache, klare Regeln, damit es kein Hickhack oder unnötige Diskussionen gibt.“ Schließlich habe die Apotheke schon Arbeit genug. „Wir sind ein regelrechtes Kontroll-Organ geworden“, meint Pollok. Oft bleibe da neben Bürokratie kaum Zeit für andere Dinge.

Dennoch werde mit der Aktion ein positives Signal gesetzt. „Da helfen wir gerne mit!“, meint Pollok. Schließlich werde dadurch auch der Kontakt zu den Patienten gesucht. „Es ist ein richtiger Ansatz – die Apotheken werden gebraucht!“ Auch zur Abgrenzung von Versandapotheken sei es ein wichtiger Schritt. „Online kann man vielleicht den Abstand besser einhalten, persönlich ist die Krise jedoch besser zu bewältigen“, findet der Apotheker.

Apothekerin Annette Knevelkamp sieht das Vorhaben kritisch: „Im Grunde wissen wir noch gar nichts Konkretes.“ Die Aktion werde „ohne Plan“ gestaltet. Am Morgen hätten bereits die ersten Kunden in ihrer Oranien-Apotheke gestanden und nach kostenlosen Masken gefragt. „Ich bin da ehrlich gesagt ohne Worte – wie sollen wir das machen?“ Schließlich könne kein Apotheker oder eine PTA extra für die Ausgabe bereitgestellt werden.

Außerdem befürchtet die Apothekerin, dass das Angebot massiv ausgenutzt werden könnte. Viele Menschen würden sicherlich mehrere Apotheken besuchen und sich die Masken abholen. „Die rennen uns die Bude ein!“, fürchtet sie. Dennoch sieht auch Knevelkamp den guten Gedanken dahinter: „Es ist ja gut gemeint, aber so unausgegoren“, meint sie. Anstatt die Masken kostenlos abzugeben, sieht sie beispielsweise eine Schutzgebühr von 50 Cent oder einem Euro als angemessen. „Der gesammelte Betrag könnte dann für einen guten Zweck gespendet werden.“

Sebastian Köhler, Inhaber der Horner Apotheke und Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Bremen, verrät ein paar Hintergründe: „Wir haben uns ausgetauscht und als Vorstand beschlossen, dass wir das machen wollen – denn wir Apotheken können Dinge, die andere nicht können“, erklärt er. Natürlich könne man die Apotheken nicht dazu zwingen, die Masken auszugeben, auch weil der eigene Masken-Verkauf dadurch zurückgehen werde. Die Aktion sei daher freiwillig. „Der Druck von außen ist allerdings so groß, dass sich das von alleine regeln wird“, meint er.

Details unklar, Start absehbar

Die Details der Ausgabe müssten zwar noch geklärt werden, klar sei jedoch, dass die Verteilung über den Großhandel laufen werde. „Dieser soll die Ware zentral lagern und auf Abruf an die Apotheken weitergeben“, erklärt Köhler. Unklar sei auch noch, wer genau die kostenlosen Masken erhalten soll. Die Abgabe soll dann per Sichtkontrolle erfolgen, ein Ausweis oder eine Bescheinigung sei nicht erforderlich.

Dennoch geht auch er davon aus, dass die Kontrolle schwierig werden könnte. „Es wird immer Menschen geben, die das ausnutzen. Mit dem Kollateralschaden müssen wir dann leben.“ Zunächst soll die Ausgabe wahrscheinlich bis Weihnachten begrenzt sein – denn die benötigten Masken müssten schließlich auch aufgetrieben werden. „Wir rechnen mit 150.000 bis 170.000 benötigten Masken.“

Die größten Probleme sieht Köhler daher zunächst in der Beschaffung der Masken und der Bestimmung von klaren Rahmenbedingungen. Seien diese Aspekte geklärt, sei der Ablauf grundsätzlich machbar. Möglicherweise könnte es schon in der kommenden Woche losgehen. Der genaue Starttermin könnte allerdings zu einem massiven Ansturm in den Bremer Apotheken führen.

„Gedacht sind die Masken für ältere Bürgerinnen und Bürger, also ab 65 Jahre aufwärts, und für Menschen mit Vorerkrankungen“, sagte der Sprecher des Senats, Christian Dohle, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollen den bürokratischen Aufwand dabei so gering wie möglich halten. Erforderlich sind kein Attest und kein Rezept. Es reicht, den Anspruch glaubhaft vorzutragen.“

„Alle Beteiligten arbeiten mit Hochdruck an den Vorbereitungen“, sagte Dohle zu dem Vorhaben. Plan sei, die Masken vom 16. November an über die Apotheken auszugeben. „Der Senat wird die Masken auf dem freien Markt ankaufen“, erläuterte der Sprecher. „Vorübergehend kann man die Masken allerdings auch aus den vorhandenen Vorräten entnehmen – wenn sichergestellt ist, dass der Bestand wieder kurzfristig aufgefüllt wird.“

 

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