Wer ist schuld an den Lieferengpässen? Wir jedenfalls nicht, proklamieren die Krankenkassen. Ganz klar die Rabattverträge, erwidern die Hersteller. Und ein bisschen wird auch über mögliche Lösungen des Problems diskutiert.
Der Ersatzkassenverbands vdek hat eine eigene „Analyse“ vorgestellt, wonach die Situation bei den Lieferengpässen in Wirklichkeit deutlich weniger schlimm als gemeinhin angenommen sei. Vor allem ließen sich etwaige Ausfälle Rabattverträge nicht auf die Rabattverträge der Krankenkassen zurückführen.
Beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sieht man das erwartungsgemäß ganz anders: „Der vdek irrt mit seiner Aussage, Lieferengpässe bei Arzneimitteln seien nicht auf Rabattverträge zurückzuführen“, so BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. „Das umfangreiche Rechtsgutachten ‚Zehn Jahre Arzneimittel-Rabattverträge‘ von März hat bereits das Gegenteil nachgewiesen: Nach der ‚Scharfschaltung‘ der Arzneimittel-Rabattverträge im Jahr 2007 ist im rabatt-vertragsgeregelten Markt eine Marktkonzentration eingetreten, die die Arzneimittelversorgung massiv beeinträchtigt.“
Und das sei kein Wunder, so Dr. Joachimsen: „Wer Marktbedingungen schafft, bei denen immer weniger Anbieter auf noch weniger Wirkstoffhersteller zurückgreifen müssen, weil die Payer für mehr nicht zahlen, der schafft Lieferengpässe.“ Das untersuch der vdek aber leider nicht.
Die Aussage, dass tatsächlich eine wesentlich geringere Zahl der als nicht lieferbar gelisteten Medikamenten ausgefallen sei, findet der BPI-Chef überraschend. „Sonst gibt es von Seiten der Kassen eher den Vorwurf, dass die Liste gar nicht alle tatsächlichen Lieferengpässe enthält“, so Joachimsen.
Dass der vdek das Positionspapier des CDU-Politikers Michael Hennrich begrüßt, sieht der Joachimsen grundsätzlich positiv. „Vergessen wurde nur der wichtige Teil, in dem gerade auf den Zusammenhang von Rabattverträgen und Engpässen eingegangen wird und Lösungsansätze gemacht werden. In der Tat brauche man Lösungen für das Problem der Marktkonzentration.“
Der BPI-Chef weiter: „Und hier sollten wir zuerst vor der eigenen Tür kehren. Wir müssen Anbietervielfalt erhalten und Rahmenbedingungen schaffen, die mehrere Bieter im deutschen Markt halten. So vermindert man die Abhängigkeit vom Weltmarkt und Ausfällen dort.“
Der BPI habe Vorschläge zur Neugestaltung der Rabattverträge gemacht. Die Hersteller fordern, dass Kassen grundsätzlich erst dann ausschreiben, wenn mindestens vier Hersteller das entsprechende Produkt am Markt haben. Außerdem müssten die Kassen an mindestens drei Anbieter Zuschläge erteilen müssen, von denen wiederum mindestens einer den Standort seiner Produktion in der EU nachweisen müsse. Heute arbeiten die Kassen vielfach noch mit Exklusivverträgen, bei denen ein Hersteller das Arzneimittel für alle Versicherten liefern muss.
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